Vorschlag von Jens Spahn: Kostenlose Schnelltests Apotheken in SH?

Corona-Schnelltests, die von geschultem Personal kostenlos in Apotheken angeboten werden, seien ein "frommer Wunsch", sagt Frank Jaschkowski, Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) plant nach Informationen des RedaktionsNetzwerks Deutschland (RND) eine Erweiterung der Nationalen Teststrategie. Demnach sollen kostenlose Antigenschnelltests ab 1. März für alle Bürgerinnen und Bürger verfügbar sein. Durchgeführt werden sollen sie dem Bericht zufolge von geschultem Personal, nicht nur in Testzentren, sondern auch in Arztpraxen, bei Zahnärzten und Apotheken. Corona-Schnelltests müssten mit normalem Apothekenbetrieb vereinbar sein: "Es ist gut, so viel wie möglich zu testen, aber die Tests durchzuführen, ist ein großer Aufwand", so Jaschkowski. Denn es gebe auch noch den normalen Betrieb, der aufrechterhalten werden müsse. Für das zusätzliche Angebot bräuchte es ausreichend personelle und räumliche Ressourcen. Bereits jetzt können Apotheken im Land Corona-Schnelltests anbieten, wenn sie wollen. Das machen laut Jaschkowski aber nur die wenigsten, zehn oder zwölf Apotheken in Schleswig-Holstein schätzt er. Eine davon ist die Kieler Friesen-Apotheke. Hier bietet Inhaber Jens Rath Corona-Schnelltests bereits seit Mitte Januar an, für 35 Euro. Die Nachfrage ist da, mehrere hundert Tests habe er inzwischen gemacht, sagt Rath: "Mit einer sehr guten Vorbereitung schaffe ich in einer Stunde zehn bis 15 Tests." Apotheken brauchen für Schnelltests einen extra Räumlichkeiten: Für das Angebot hat Rath den Schulungsraum seiner Apotheke zur Corona-Teststation umgestaltet. Prinzipiell finde er es gut, Testmöglichkeiten zu eröffnen. "Es hat aber nicht jede Apotheke einen extra Raum", gibt er zu Bedenken. Und selbst wenn die räumlichen Voraussetzungen stimmen, müsse man sich um einiges kümmern: Hygienekonzept, Schulungen für die testenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Datenerhebung der Kundinnen und Kunden. Insbesondere müsse aber das Personal auch freie Kapazitäten haben, so Rath. "Ich muss auch noch andere Sachen erledigen, ich kann nicht den ganzen Tag testen." Weniger problematisch wäre der Verkauf von Selbsttests für den Hausgebrauch, die voraussichtlich im März zugelassen werden. Diese würde es dann sicherlich in Apotheken geben, sagt Jaschkowski. "Sofern die Hersteller ausreichend liefern können." Ärztekammer sieht Probleme bei Tests in Praxen: Neben Apotheken schlägt Spahn auch Arztpraxen als Anlaufpunkt vor. Die Ärztekammer Schleswig-Holstein sieht da allerdings Probleme: "Schnelltests kostenlos und niedrigschwellig zur Verfügung zu stellen, ist grundsätzlich gut und richtig", sagt Stephan Göhrmann von der Ärztekammer. "Allerdings ist dabei eine Trennung zur normalen Krankenversorgung notwendig." Zwar würden die Praxen ihre Patienten auch testen, es könnten aber nicht einfach zusätzlich Kapazitäten geschaffen werden. Göhrmann schlägt vor, stattdessen vielleicht auf öffentlichen Plätzen und vor Einkaufszentren Stände aufzubauen oder in den Impfzentren auch Testmöglichkeiten zu schaffen. Falsche Sicherheit durch Schnelltests: Bei der Kassenärztlichen Vereinigung KVSH ist man erstaunt. Kostenlose Tests für alle ab 1. März? „Wir haben offiziell von dem Spahn-Vorstoß noch keine Kenntnis und wissen auch nicht, um welche Art von Tests es sich handeln soll“, sagt Pressesprecher Nikolaus Schmidt. Antigen-Schnelltests könnten sicher freiwillig in den Praxen gemacht werden. Wenn aber zum Beispiel alle Hausarztpraxen das standardmäßig anbieten sollten, müsste es aber eine vertragsärztliche Leistung werden. Dafür wäre die Zeit aber mehr als knapp. Für Dr. Hans-Joachim Commentz, der bei der KVSH unter anderem für die Corona-Testzentren verantwortlich ist, birgt die Strategie mit den Schnelltests ein Risiko. Getestete mit einem negativen Ergebnis könnten sich in falscher Sicherheit wiegen. „Es gibt bei diesen Antigen-Tests eine diagnostische Lücke: Das Testergebnis ist negativ, in Wirklichkeit ist die Person aber immer noch oder bereits infektiös.“