Zu viel Grippe-Impfstoff in Schleswig-Holstein erschwert Corona-Impfungen

Bisher gibt es gar keinen Zusammenhang. Doch das könnte sich bald ändern. Denn es wird erwartet, dass noch im Januar die Europäische Arzneimittel-Agentur (EMA) den Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers AstraZeneca zulässt. Mit einer bedingten Marktzulassung in der EU würde dann der dritte Impfstoff gegen COVID-19 bereitstehen - nach den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna. In Großbritannien wird der Impfstoff von AstraZeneca, den die Universität Oxford mitentwickelt hat, bereits erfolgreich verimpft. Dabei handelt es sich um einen konventionellen, sogenannten verktorbasierten Impfstoff. Neuer Corona-Impfstoff für Arztpraxen: Die beiden bisher zugelassenen Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna sind dagegen mRNA-Impfstoffe. Sie erfordern besonders hohe Voraussetzungen bei Transport und Lagerung. So muss der Biontech-Impfstoff bei minus 70 Grad gelagert werden. Deshalb kann dieser Impfstoff nicht in Arztpraxen eingesetzt werden. Bei dem Impfstoff von AstraZenec a ist das anders. Der konventionelle Impfstoff ist auch bei normalen Kühlschranktemperaturen haltbar. Damit könnte dieser Impfstoff wie andere Impfstoffe über die Apotheken bezogen und dann in den Arztpraxen verimpft werden. Grippe-Impfstoff muss Platz machen für Corona-Impfstoff: Das würde die Impfzentren entlasten und es für viele Menschen leichter machen. Deshalb setzt auch Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) auf den neuen Impfstoff: „Durch die geringeren Anforderungen an Lagerung könnte diese Personen auch von Hausärzten zu Hause mit dem Impfstoff versorgt werden“, sagte er am Freitag. Lesen Sie auch: Kann ich den Impfstoff auswählen? Das sieht man auch beim Apothekerverband so. „Doch damit dies funktioniert, müssen wir die Lagerkapazitäten freiräumen, die jetzt noch vom Grippe-Impfstoff belegt sind“, erklärt Geschäftsführer Dr. Thomas Friedrich. Zurzeit sei dort aber noch viel Grippe-Impfstoff vorhanden. Grippe-Impfung: Erst heißbegehrt, dann verschmäht: „Im September hatten wir einen großen Run auf den Grippe-Impfstoff. Die Politik und auch wir wurden beschimpft, nicht für genug Impfstoff gesorgt zu haben“, sagt Friedrich. Dabei habe man bereits zu Anfang 2020 ausreichend Impfstoff, der allerdings wie üblich erst nach und nach ausgeliefert worden sei. „Wir haben ungefähr 30 Prozent mehr bestellt als 2019, doch nun ist diese Menge noch übrig. Alle starren auf die Corona-Impfung und niemand will sich mehr gegen Grippe impfen lassen.“ Lesen Sie auch: Corona-Bekämpfungsverordnung: Das gilt ab Montag, 11. Januar, in Schleswig-Holstein Schon bald sind deutlich mehr Corona-Impfungen möglich Schulen und Kitas im Lockdown: Das müssen Eltern jetzt wissen Aktuelle Zahlen und Grafiken: So entwickelt sich das Coronavirus Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Grippe-Impfung auch jetzt noch möglich: „Dabei ist grundsätzlich eine Grippe-Impfung auch jetzt noch möglich und sinnvoll“, erklärt Dr. Nikolaus Schmidt von der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein KVSH. Denn im Norden Deutschlands gewinnt die Grippe erst im Januar richtig an Fahrt und dauert bis in den April hinein. „Ob sie allerdings auch in diesem Jahr kommt, kann niemand sicher vorhersagen“, erklärt der Virologe Prof. Helmut Fickenscher. Es gebe Anzeichen dafür, dass die Grippewelle diesmal ausfallen könnte. „Das Grippevirus hasst den Lockdown, weil es sich durch Kontaktreduzierung und AHA-Regeln deutlich schlechter verbreiten kann. Auch auf der Südhalbkugel, wo die Grippe-Epidemie immer zuerst aufläuft, ist sie diesmal ausgeblieben“, sagt der Leiter des Instituts für Infektionsmedizin an der Kieler Universität und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten. Für Risikogruppen sei eine Grippe-Impfung aber grundsätzlich empfehlenswert. Die Hausärzte würden dazu beraten.