Zwangspause: Veranstaltungsbranche fordert Hilfe

„Stillstand“, so beschreibt Christian Walsdorf, Projektleiter bei Opus Showtechnik GmbH, die derzeitige Lage des Kieler Unternehmens. Ein Großteil der Firmenautos, mit denen sonst Bühnenteile, Ton- und Lichttechnik transportiert werden, stehen abgemeldet auf dem Parkplatz. Ohne Konzerte, Kongresse und Volksfeste fehlen dem Meister für Veranstaltungstechnik und seinen Kollegen die Aufträge. „Wir gehen davon aus, dass das Jahr gelaufen ist“, sagt er. Gemeinsam mit mehr als 40 weiteren Unterzeichnern aus der Veranstaltungsbranche in Schleswig-Holstein schlägt die Firma deswegen in einem offenen Brief an die Landesregierung Alarm und fordert eine Aufnahme der Branche in den Mittelstands-Sicherungsfonds. Situation der Branche "desolat": „Wir waren die ersten, die unmittelbar unter den Verboten von Veranstaltungen zu leiden hatten und wir werden die letzten sein, deren Bereich Lockerungen von den Maßnahmen erfahren wird“, heißt es in dem Brief an Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Die Gesamtsituation der Branche stelle sich inzwischen noch „desolater“ dar, als zu Beginn der Corona-Krise befürchtet. „Im Prinzip unterliegen wir einem vollumfänglichen Arbeitsverbot seit März.“ Bund und Länder haben sich darauf geeinigt, dass mindestens bis 31. August wegen der Corona-Krise keine Großveranstaltungen mehr erlaubt sind. An einem Fahrplan für kleinere Veranstaltungen mit weniger als 1000 Personen arbeiten die Politiker noch. Viele Veranstaltungen nicht nachholbar: Schon jetzt erstreckten sich die Stornierungen und Absagen allerdings bis ins nächste Jahr hinein, sagt Walsdorf. Er spricht von Einbußen in Millionenhöhe. „Viele Dinge können nicht nachgeholt werden, die fallen ersatzlos weg. Wacken wird nicht nächstes Jahr zweimal stattfinden und die Kieler Woche auch nicht“, sagt Walsdorf. Wenn Konzerte auf das kommende Jahr verschoben werden, komme das einem Ausfall gleich. Branche sieht keine Kompensationsmöglichkeiten: Während die stark gebeutelte Hotellerie und Gastronomie zumindest mit Außer-Haus-Verkauf und Angeboten für Geschäftsreisende einen kleinen Teil kompensieren könne und hier schrittweise Öffnungen im Gespräch seien, sehe das für die Veranstaltungsbranche anders aus. Hier gebe es keine Aussicht auf Lockerungen in näherer Zukunft und auch keine Möglichkeiten zur Kompensation. Den Vergleich ziehen die Unternehmen nicht ohne Grund, denn sie würden gerne vom Mittelstands-Sicherungsfonds profitieren, den das Land mit der Investitionsbank aufgelegt hat. Dieser richtet sich aber bislang an den Wirtschaftszweig Tourismus und fördert Beherbergungsbetriebe und Gaststätten. Ministerium nennt Debatte verfrüht: „In Abhängigkeit vom Abruf-Volumen durch Betriebe zwischen zehn und 50 Mitarbeitern – ist keineswegs auszuschließen, dass der 300-Millionen-Fonds auch noch für andere Bereiche geöffnet wird“, sagt Landeswirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) auf Nachfrage. Eine Debatte darüber, ob die Mittel hierfür ausreichten, sei zum jetzigen Zeitpunkt allerdings verfrüht, weil die Antragsfrist für den Fonds erst Ende Mai ablaufe. Branche befürchtet Unternehmenssterben: „Es geht mittlerweile nicht mehr darum, verlorene Geschäfte nachzuholen, es geht schlichtweg um das Überleben der gesamten Veranstaltungskultur in unserem Land“, mahnen die Unterzeichner. Viele Betriebe drohten, einen so langen Zeitraum ohne Einnahmen nicht zu überleben, so Walsdorf. „Wenn dann im kommenden Jahr die Nachfrage wieder steigt, was wir natürlich hoffen, und alle veranstaltungshungrig sind, würden aber die Unternehmen fehlen, um sie zu bedienen.“ Die Veranstaltungsbranche fordert in ihrem Brief daher auch eine Aufstockung und zeitliche Ausweitung der Soforthilfen bis zur Aufhebung der Verbote von Großveranstaltungen sowie finanzielle Hilfe bei den Ausbildungsvergütungen. Denn die Azubis, derzeit sind es beispielsweise bei Opus sieben, müssen weiter ausgebildet werden und erhalten ihr volles Gehalt. Betriebe würden gerne an Konzepten mitarbeiten: Zudem wünschen sich die Unternehmen mehr Mitspracherecht bei den Diskussionen um Lockerungen. Die Betriebe würden gerne Konzepte über die Machbarkeit von Veranstaltungen in den kommenden Monaten mitentwickeln. „Da überlegen sich sonst fachfremde Staatssekretäre irgendwelche pauschalen Regelungen“, so Walsdorfs Sorge. Das wäre aus seiner Sicht schon deswegen nicht sinnvoll, weil es bei einem Festival ganz andere Dinge zu bedenken gebe als bei einer Theateraufführung oder einer Betriebsversammlung.

Corona-Zwangspause - Veranstaltungsbranche fordert Hilfe