Ganz leise auf der Straße unterwegs

Als am Sonnabend gegen 9.40 Uhr der neue weiße e-Golf auf die Hofeinfahrt rollt, ist Jens Stange schon lange wach. Die morgendliche Stallroutine ist bereits abgehakt, sodass der Landwirt und seine Frau Dagmar nun Zeit haben, sich mit ihrem Testwagen vertraut zu machen. „Weiß ist auf dem Hof ja nicht die beste Farbe“, bemerkt Jens Stange trocken. „Da sieht man Fliegen und Dreck sofort drauf.“ Sonst findet er den Wagen aber schick. „Du, das ist ein Automatikwagen“, stellt Dagmar Stange als erstes beim Blick in das Innere fest. Andreas Becker, der das Elektroauto überbringt, erklärt dem Flintbeker Paar erst einmal geduldig alle Einstellungen. „Hier können Sie vom Normalmodus in den Eco- oder Eco-Plus-Betrieb wechseln, damit das Auto weniger verbraucht“, zeigt er auf dem Touchscreen auf der Mittelkonsole. Dann schalte sich zum Beispiel auch die Klimaanlage aus. Mit jedem der beiden Tester dreht er eine kleine Proberunde. Fehlende Geräusche können auch gefährlich sein: „Biss hat er“, findet Jens Stange beim Beschleunigen. „Er rollt gut.“ Normalerweise fährt er einen Renault. Seine Frau ist vor allem von der leisen Art der Fortbewegung angetan. „Man hört nichts“, sagt sie begeistert. „Dadurch, dass es kein Motorengeräusch gibt, ist das Fahren unheimlich angenehm.“ Sie lauscht aufmerksam, aber nur beim Starten ist ein künstliches Brummen zu hören, das dem eines startenden Verbrenners nachempfunden ist. „Was wäre das für ein Gewinn für Mensch und Tier, wenn alle Autos so leise wären“, findet ihr Mann. Weil das im Verkehr, wo sich Fußgänger und Fahrradfahrer auf ihr Gehör verlassen, aber auch gefährlich sein kann, gibt es in den USA bereits Vorgaben, dass Elektroautos mit einem künstlichen Geräusch ausgestattet sein müssen. Das soll die Unfallgefahr verringern. Auch in der EU soll ab Januar 2019 eine ähnliche Regelung gelten. Dann soll der Einbau eines akustischen Fahrzeug-Warnsystems verpflichtend sein. Volltanken am Hausanschluss dauert rund zwölf Stunden: Bei Stanges wird der e-Golf erst mal hinter das Wohnhaus gefahren, um zu gucken, ob das Ladekabel mit der Steckdose dort kompatibel ist. Die Milchkühe im benachbarten Stall geben sich unbeeindruckt vom neuen Gefährt. „Passt“, stellt Jens Stange erleichtert fest, als er das gelbe Kabel aus dem Kofferraum holt und einstöpselt. Eine Stunde müsste er den e-Golf nun laden, bis er wieder ganz mit Strom vollgetankt ist. „Aktuelle Reichweite: 235 Kilometer“ prangt es auf der Anzeige im Cockpit, fast voll. 300 Kilometer Reichweite hat das E-Auto laut Volkswagen. Etwa zwölf Stunden dauere es beim Hausanschluss, bis eine leere Batterie wieder voll sei, schätzt Becker. „Also eine Nacht“, sagt er. Die Stanges wollen aber lieber tagsüber ihren Testwagen an den Stecker hängen. „Das macht mehr Sinn wegen der Photovoltaikanlage auf dem Dach“, sagt Dagmar Stange. Schließlich will das Paar auch ausprobieren, ob es mit ihrer selbst produzierten Energie Autofahren kann oder noch viel Strom dazukaufen muss. anh Wie praxistauglich sind e-Autos wirklich? Diese Frage wollen wir in Kooperation mit VW beantworten. Die Leser von zehn Tageszeitungen testen eine Woche lang zehn mit Strom betriebene Fahrzeuge, die von VW zur Verfügung gestellt wurden. Über die Erlebnisse und Erfahrungen unserer Leser berichten wir täglich.

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