Bäckerhandwerk wirbt im Lockdown in Schleswig-Holstein: „Wir backen das“

„Wir backen das“ lautet der Slogan, der ab Sonnabend auf den Brötchentüten zu finden sein wird – zumindest bei den Bäckereien, die in Schleswig-Holstein der Innung angehören. In einer gemeinsamen Aktion mit dem Bundesgesundheitsministerium druckt das Bäckerhandwerk jetzt die AHA-Regeln auch auf die Brötchentüten, wie Landesinnungsmeisterin Maren Andresen berichtet. „Wir erhoffen uns mit dieser Aktion mehr Verständnis für die Einschränkungen, insbesondere die Maskenpflicht in den Geschäften“, sagt Andresen, die gemeinsam mit ihrem Mann Stefan die Bäckerei Andresen in Neumünster leitet, die in der Region mit 24 Filialen vertreten ist. Es kommt auf den Standort an: Doch wie ist die Lage im Handwerk im Lockdown? Andresen sagt, das komme ganz stark auf die Lage einer Bäckerei an. „Am Stadtrand sind die Verkäufe stabil, in den Innenstädten haben die Betriebe aber Einbrüche bis zu minus 70 Prozent zu verzeichnen.“ Das liege natürlich am fehlenden Gastronomiegeschäft im Lockdown, aber nicht nur. Auch die „One Stop“-Mentalität habe in der Corona-Krise zugenommen: Viele Kunden wollten schnell im Supermarkt einkaufen und scheuten den Weg in ein zweites Geschäft. Der Lebensmitteleinzelhandel profitiere im Moment, nicht unbedingt aber das Nahrungsmittelhandwerk. Andresen berichtet, dass die Bäckereien in den Kassenzonen der Märkte noch besser als die Einzelstandorte. „Dabei ist es absolut nicht gefährlich, in eine Bäckerei zu gehen. Wir haben strenge Hygienekonzepte“, betont die Landesinnungsmeisterin. „In den Bäckereien wird bei 96 Grad Kerntemperatur gebacken, da muss sich keiner Sorgen machen.“ Lockdown: Das steht in der neuen Landesverordnung von Schleswig-Holstein Weihnachten in Schleswig-Holstein: Was erlaubt ist Weihnachtspost im Lockdown: Fristen für Briefe und Pakete Diese Regeln gelten für Silvester in Schleswig-Holstein So werden die Corona-Regeln kontrolliert Diese Geschäfte bleiben im Lockdown in Schleswig-Holstein geöffnet Notbetreuung an Schulen und Kitas: Wer hat einen Anspruch? Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. „Sie haben einen ganz anderen Genuss“: Und dennoch: „Es ist eine Rückbesinnung auf das Bäckerhandwerk zu spüren.“ Es gebe viele Anfragen von Kunden, ob die Bäcker wirklich offen blieben. Natürlich sei das so, betont Andresen. Und sie streicht die Qualität heraus, die nur die Bäcker böten, gleich, ob es große oder kleine Betriebe seien. „Sie sehen, dass sich unsere Backwaren einfach länger halten.“ Die Industrieware, die in Supermärkten oder Ketten verkauft werde, könne da nicht mithalten. Andresen wirbt: „Sie haben einen ganz anderen Genuss.“ Zudem seien Brot und Brötchen vom Bäcker nicht unbedingt teurer und viel nahrhafter – gerade bei Roggenbrot. „Wir hatten noch sie eine so gute Brotqualität wie jetzt“ – egal, ob es sich um helles oder dunkles Brot handele. Mit einer eigenen App für Smartphone, für die auch auf den Tüten geworben werde, könnten Kunden sich informieren, wo der nächste Innungsbäcker zu finden sei. Umsatzrückgänge im Handwerk: Bei der Handwerkskammer Lübeck hat man von der Entwicklung zu wachsenden Supermarkteinkäufen bereits gehört. Weil es aber keine Umfragedaten gebe, könne man das Ausmaß dieser Entwicklung noch nicht quantifizieren. Fest steht aber: Das Handwerk schaut wegen hoher Unsicherheiten verhalten in die Zukunft. Jeder zweite Betriebsinhaber rechnet laut einer Umfrage, die der Zentralverband des Handwerks am Donnerstag veröffentlichte, mit geringeren Umsätzen in den ersten drei Monaten des neuen Jahres als saisonüblich. Im Lebensmittelhandwerk, zu dem neben den Bäckern auch die Konditoren und die Fleischer zählen, meldet jeder zweite Betrieb, dass Mitarbeiter Pandemie-bedingt fehlen. „Finanzpolster, die manche Unternehmen in vielen Jahren aufgebaut haben, sind in kürzester Zeit zusammengeschmolzen“, sagt Hans Peter Wollseifer, Präsident des Verbandes. Am häufigsten von Umsatzrückgängen betroffen waren die persönlichen Dienstleistungsbetriebe mit 84 Prozent. An zweiter Stelle stehen aber bereits die Betriebe im Lebensmittelhandwerke mit 74 Prozent. Bei den KfZ-Betrieben zum Beispiel ist die Quote mit 61 Prozent niedriger. Zudem sinken die Auftragspolster. Im Durchschnitt reichen die Auftragsbestände derzeit noch für 7,1 Wochen. Auch hier sind die persönlichen Dienstleistungs- (82 Prozent) und die Lebensmittelhandwerke (75 Prozent) am stärksten betroffen.