Corona: November-Hilfe soll endlich fließen

Das findet auch Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP): „Ich hoffe sehr, dass endlich auch Auszahlungen erfolgen können. Wir wissen, dass viele Unternehmen auf das Geld dringend warten.“ Das Land werde 130 zusätzliche Kräfte einstellen, um die Anträge zügig bearbeiten zu können. Am besten Steuerberater konsultieren: Die IHK zu Kiel weist darauf hin, dass zwar die Anträge gestellt werden könnten, dies aber noch nicht heiße, dass die Antragsteller auch die Mittel bekommen. Soloselbstständige können einen Antrag bis zu einer Höhe von 5000 Euro selbst stellen, größere Unternehmen müssen Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Anwälte einschalten. Jetzt schnellstmöglich mit dem Steuerberater zu sprechen, diesen Rat gibt der Kieler Rechtsanwalt Carsten Krage von der Kanzlei Cornelius + Krage allen Betroffenen. Denn die Steuerberater würden schätzungsweise 95 Prozent der Fälle abwickeln können. Und wären sie ausgebucht, könnten auch Anwälte die Hilfen beantragen. Bei dem Antrag werden viele Daten benötigt, von den Umsatzsteuer-Voranmeldungen bis zum Jahresabschluss, so dass die Fachleute gleich eine Vorprüfung machen könnten. Lesen Sie auch: Kieler Unternehmen am Limit Krage findet den 50-prozentigen Abschlag, der jetzt gewährt werden soll, schon eine sehr großzügige Regelung. Natürlich wäre es besser, die Hilfen schnell auszuzahlen, aber er meint, dass das Verfahren doch recht zügig vorankomme. Wer jetzt in Liquiditätsschwierigkeiten stecke, dem rät der Anwalt: „Erst einmal Nerven bewahren.“ Dann sollte man seine Ausgaben genau prüfen. „Zwischenfinanzierungen werden schwer zu bekommen sein, also bitte die Insolvenzantragspflichten beachten und dafür eine kurze Beratung einholen.“ Vor allem sollten Unternehmer keine Verbindlichkeiten mehr eingehen, von denen sie wüssten, dass sie sie nicht zurückzahlen könnten. Corona an Schulen: Erlass soll Quarantäne-Wirrwarr beenden Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein An diesen Schulen und Kitas gibt es Corona-Fälle Aktuelle Statistik: So viele Corona-Infizierte gibt es in Schleswig-Holstein Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite. Kritik an den Hilfen vom IfW: Gabriel Felbermayr, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) in Kiel, macht keinen Hehl daraus, dass er die Hilfen für unzureichend hält: „Derzeit gibt es immer wieder neue, einzig für die Corona-Krise ausgearbeitete Förderinstrumente, die sich teilweise sogar konterkarieren. So wird beispielsweise das Kurzarbeitergeld auf die Novemberhilfe angerechnet.“ Außerdem müsse jedes Unternehmen einen Antrag auf Hilfen stellen und seine Betroffenheit nachweisen. „Das ist sehr bürokratisch“, meint Felbermayr. Deshalb stellt er das IfW-Modell dagegen: Die Hilfen sollten sich am Betriebsergebnis des Unternehmens orientieren, also Umsatz minus variable Kosten etwa für Personal. „Das ist die relevante Größe.“ Die Hilfen sollten sich dann an den durchschnittlichen Einbußen der Branche in einer Region orientieren. Davon sollte der Staat einen anteiligen Ersatz leisten, beispielsweise 85 Prozent. Lesen Sie auch: Nothilfen werden ausgeweitet „Das vermeidet Bürokratie und belohnt Unternehmen, die trotz Krise ihr Geschäft am Laufen halten“, sagt Felbermayr. Doch wäre das finanzierbar? „Die Betriebe – vom Dax-Konzern bis zum kleinen Freiberufler – kommen in diesem Jahr auf einen Ergebnisausfall von 88 Milliarden Euro“, sagt der Ökonom. Erstatte der Staat davon 85 Prozent, komme man auf knapp 75 Milliarden Euro. Die Ausgaben für das Kurzarbeitergeld kämen noch hinzu. Aber das sei in Summe weniger als die bisher kalkulierten Hilfen.