Corona: Schon 28.000 Hilfsanträge für kleine Betriebe in Schleswig-Holstein

Und: Der Bezug von Arbeitslosengeld ist nicht länger Ausschluss-Kriterium für einen Zuschuss. Hart bleibt das Land jedoch in einem zentralen Punkt: Anders als in anderen Bundesländern werden Unternehmen mit mehr als zehn Beschäftigten in Schleswig-Holstein in der Regel weiterhin keine Zuschüsse bekommen, sondern ausschließlich langfristige Kredite über die bundeseigene KfW-Bank. Härtefälle will der Norden aus einem Topf mit 100 Millionen Euro abfedern. 300 Millionen für Hotels und Restaurants: Nach Angaben von Wirtschaftsminister Bernd Buchholz und dem Chef der Investitionsbank Schleswig-Holstein (IB.SH), Erk Westermann-Lammers, werden von den 300 Millionen Euro Landesgeld des „Mittelstands-Sicherungsfonds“ je die Hälfte für kleinere Darlehen zwischen 15 000 und 50 000 Euro sowie für große Darlehen zwischen 50 000 und 750 000 Euro verwendet. Schwerpunkt ist hier das Hotel- und Gastrogewerbe. Bis Montagvormittag haben nach Angaben des Wirtschaftsministeriums mehr als 28 000 kleine Unternehmen, Soloselbständige und Freiberufler bei der Investitionsbank einen Zuschuss beantragt. Davon sind etwa 700 Anträge genehmigt, rund 6,7 Millionen Euro wurden als nicht rückzahlbare Krisenhilfe ausgezahlt. Das heißt: Durchschnittlich erhalten in Not geratene Betriebe knapp 10 000 Euro an einmaligen Hilfen. IB.SH arbeitet in zwei Schichten: In zwei Schichten und auch über das Wochenende arbeiten rund 100 Kräfte der IB.SH daran, eine nie dagewesene Antragsflut zu bewältigen. „Die Teams werden fast täglich aufgestockt“, sagt IB.SH-Sprecher Matthias Günther. Noch läuft das Verfahren vergleichsweise umständlich: Auf der Website der IB.H steht ein dreiseitiges Formular zum Download bereit, das die Antragsteller ausdrucken und ausgefüllt an die Förderbank mailen müssen. Das wird sich ändern: Ab 2. April soll ein überarbeitetes Formular zur Verfügung stehen, das online ausgefüllt und abgeschickt werden kann. Bis dahin bittet Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) alle Betroffenen, die noch kein Formular ausgefüllt haben, „um 48 Stunden Geduld“. Ein Ende der Antragswelle ist nicht absehbar: Bis Montag, null Uhr, war das bisherige Formular rund 42 000 mal heruntergeladen worden. Kritik an Genehmigungspraxis im Norden: Für erheblichen Unmut sorgt die Genehmigungspraxis im Norden, weil die Firmen in Schleswig-Holstein auf dem Weg zu einem Zuschuss deutlich höhere Hürden überwinden mussten als Unternehmen in vielen anderen Bundesländern. Ein Knackpunkt: Um zu belegen, dass die wirtschaftlichen Schwierigkeiten tatsächlich durch die Corona-Pandemie verursacht wurden, müssen Antragsteller im Norden einen Umsatz- oder Honorarrückgang von mindestens 50 Prozent glaubhaft machen und zusätzlich erklären, dass „die vorhandenen liquiden Mittel“ nicht ausreichen, um die kurzfristigen Verbindlichkeiten wie Mieten, Kredite für Betriebsräume oder Leasingraten zu zahlen. Firmen in anderen Bundesländern können Hilfen auch dann erwarten, wenn sie einen Liquiditätsengpass nachweisen können. Reicht das Landesprogramm aus? Hinter vorgehaltener Hand sprechen Wirtschaftsvertreter darüber, dass das Landesprogramm mit einem Gesamtvolumen von 500 Millionen Euro nicht reichen wird, um Schäden vom schleswig-holsteinischen Mittelstand abzuwenden. „Wenn der Shutdown drei Monate anhält, brauchen wir ganz andere Beträge, um diese Krise zu meistern“, sagt ein Insider. Nachbarländer fördern großzügiger: Bundeseinheitlich geregelt ist dies: Betriebe mit bis zu fünf Beschäftigte erhalten eine gestaffelte Förderung von maximal 9000 Euro, Firmen mit mehr als fünf und bis zu zehn Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erhalten bis zu 15 000 Euro. Ab elf Mitarbeitern gibt es keinen Cent mehr vom Bund. Wie es von da an weitergeht, ist in den Ländern sehr unterschiedlich: Neben Bayern und Hamburg haben auch Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Mecklenburg-Vorpommern Zuschüsse aus eigener Kasse für Unternehmen mit bis zu 50 Mitarbeitern beschlossen. Beispiel Mecklenburg-Vorpommern: Hier können Firmen zwischen 24 und 49 Mitarbeitern auf einmalige Geldspritzen bis zu 40 000 Euro hoffen. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. Lesen Sie auch: Corona-Liveblog: So ist die aktuelle Lage in Schleswig-Holstein So viele bestätigte Corona-Fälle gibt es in Schleswig-Holstein Wann dürfen wir wieder normal leben, Herr Günther? Corona fegt die Straßen leer - Grüße aus der Geisterstadt Kiel Kontaktsperre: Abstand halten - aber wie? Fragen und Antworten zum Kontaktverbot Trotz Schließung: Tierheime haben viel zu tun Corona: Die wichtigsten Telefonnummern für Schleswig-Holstein Kein Bußgeld-Katalog für Verstöße gegen Corona-Regeln geplant Corona-Frage des Tages: Kann Zigarettenrauch Viren übertragen? Landesregierung: Nicht alle Zweitwohnungsbesitzer müssen abreisen Kiel: Umzüge nur noch unter strikten Auflagen Diese Nachrichten machen Hoffnung Experten raten: Hände waschen nach dem Bezahlen mit Bargeld Keine Veranstaltungen, Zugangsbeschränkungen, kein Kino, uvm.: Das sieht der Erlass der Landesregierung vor Ämter und Behörden beschränken Zutritt für Besucher: Das müssen Sie wissen Forscher: Was hilft gegen die Angst vor einer Ansteckung? Wie gefährlich ist das Coronavirus? Experte im Interview Coronavirus: So können Sie Desinfektionsmittel selbst herstellen Coronavirus: Was passiert bei einer Quarantäne Coronavirus: Expertenrat empfiehlt Impfung gegen Pneumokokken Erste Grippe-Tote in Schleswig-Holstein Diese Künstler standen auf der KN-Bühne Dienstag, 24. März 2020: Bauchredner Jörg Jará auf der KN-Bühne Mittwoch, 25. März 2020: Musiker Marc Breitfelder auf der KN-Bühne Donnerstag, 26. März 2020: Schauspielerin Anke Pfletschinger auf der KN-Bühne Freitag, 27. März 2020: Musiker Brendan Lewes auf der KN-Bühne Sonnabend, 27. März 2020: Poetry-Slamer Florian Hacke auf der KN-Bühne Sonntag, 28. März 2020: Kinderliedermacher Matthias Meyer-Göllner auf der KN-Bühne Weitere Informationen zum Coronavirus erhalten Sie auf unserer Themenseite.

Schleswig-Holstein - Corona-Krise: Schon 28.000 Hilfsanträge von kleinen Betrieben gestellt