Flensburger Werft verliert Auftrag von TT Line aus Australien

Die Australier haben am Donnerstag die Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit der finnischen Werft Rauma Maritime Constructions (RMC) bekannt gegeben. Die finnische Werft will die Schiffe jetzt im Zeit- und Kostenrahmen für die australische Reederei bauen. Damit steht jetzt die Flensburger Werft mit ihren 670 Mitarbeitern ohne den wichtigsten Großauftrag da. Derzeit arbeitet das Unternehmen noch zwei Aufträge für Reedereien in Norwegen und Frankreich ab. Australier werden nicht zahlen: Die australische Reederei hatte im Januar 2018 bei FSG einen Vorvertrag zum Bau von zwei Großfähren für die Route Melbourne-Hobart unterzeichnet. Die Neubauten sollten zusammen rund 300 Millionen Euro kosten und mit einem Antrieb aus Dual-Fuel-Motoren für die Nutzung von Diesel und LNG ausgerüstet werden. Auslieferung der Schiffe sollte in Flensburg 2021 und 2022 sein. Die 212 Meter langen und 31,5 Meter breiten Neubauten sollen in Australien zwei Fähren verstärken, die 1998 im finnischen Turku gebaut wurden. Nach Finnland führte jetzt der Weg der australischen Reederei. Bei der Werft RMC in Rauma sollen nach Abschluss der Verhandlungen die Fähren 2022 und 2023 ausgeliefert werden. Die finnische Werft hat derzeit volle Docks mit anderen Aufträgen. Die Aufkündigung der Absichtserklärung mit der Flensburger Werft hat nach Angaben der Reederei keine finanziellen Folgen. „Es war wichtig, dass wir die Interessen des Staates Tasmanien schützen. Es wurden keine Zahlungen an die FSG geleistet, und es werden auch keine Zahlungen geleistet", teilte TT Line-Vorstand Michael Grainger am Donnerstag in Devonport (Australien) mit. Der Bundesstaat Tasmanien ist seit 1993 Eigentümer der 1985 gegründeten Reederei. Die Schiffe der Reederei pendeln zwischen dem Hafen Devonport auf Tasmanien und Melbourne. Reedereichef Grainger bestätigte, dass die TT-Line bereits zuvor Kontakt mit der finnischen Rauma Marine Constructions (RMC) hatte. „RMC war eine der Werften, die ursprünglich im Rahmen der Ausschreibung in die engere Wahl gekommen waren", sagte er. Damals war die FSG mit ihrem Angebot jedoch als Sieger aus der Ausschreibung hervorgegangen. Alle bislang erfolgten Konstruktionsarbeiten und Vorbereitungen seien zur neuen Werft transferierbar, so Grainger. Auch die tasmanische Regierung lobte die Entscheidung. Wirtschaftsminister Michael Ferguson verteidigte die Entscheidung zum Wechsel ebenfalls in einer Regierungserklärung. Zukunft in Flensburg wieder unklar: Wie es in Flensburg auf der Werft jetzt weitergeht, ist noch offen. Die Werft bemüht sich weiter um Anschlussaufträge und ist mit Banken und dem Wirtschaftsministerium in Kiel in Kontakt. Zuletzt hatte es bei der Bauzeitfinanzierung möglicher Projekte durch Banken immer wieder Probleme gegeben. Das Unternehmen war durch Verluste beim Bau der Großfähre „W.B. Yeats“ für Irish Ferries in schweres Fahrwasser geraten. FSG hatte 2018 einen Verlust von über 110 Millionen Euro eingefahren. Die Werft wurde im vergangenen Jahr erst von der norwegischen Siem Gruppe an die Tennor-Holding von Investor Lars Windhorst verkauft. Windhorst hatte sich wiederholt zuversichtlich zur Zukunft des Unternehmens geäußert. Aktuell liegen noch zwei Neubauten an der Ausrüstungspier. Es sind die Passagierfähre „Honfleur“ für Brittany Ferries in Frankreich und die Frachtfähre „Liekut“ für die norwegische Siem Europe. Erst vergangene Woche hatte Brittany Ferries ihre Kunden informieren müssen, dass die Ablieferung der „Honfleur“ auf Herbst 2020 verschoben werden muss. Diese Fähre sollte eigentlich zur Sommersaison 2019 auf der Fährlinie Caen – Portsmouth zum Einsatz kommen. Auch bei diesem Schiff drohen aufgrund der Verzögerungen erhebliche Verluste für die Werft. Die Reederei Brittany Ferries muss als Ersatz ein Charterschiff einsetzen. Auch die Zukunft eines zweiten Neubauprojekts für die Reederei Irish Ferries ist unklar. Der 2018 abgeschlossene Anschlussvertrag für die "W.B. Yeats" ist noch nicht finalisiert worden. Weitere Nachrichten aus der Wirtschaft lesen Sie hier.

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