Folgen der "Ever Given": Hamburger Hafen bereitet sich auf Ansturm vor

Während nach Ostern an den Containerterminals an der Elbe zunächst etwas Ruhe eintreten wird, wird es Mitte April anders. Dann könnten Stellplätze für Container und Liegeplätze für Schiffe schnell knapp werden. „Wir stellen uns auf eine höhere Auslastung unserer Anlagen ein, indem wir zusätzliche Lagerflächen im Hafen aktivieren, um die größere Menge an Export-Containern zu lagern“, so Hans-Jörg Heims, Sprecher des Hamburger Terminalbetreibers HHLA. Das Problem rollt zunächst auf Straße und Schiene auf Hamburg zu. Zehntausende Exportcontainer kommen in den nächsten Tagen und sollen auf die Schiffe nach Asien. Zusätzliche Lagerflächen geschaffen: Diese Schiffe sind alle ein bis zwei Wochen hinter dem Fahrplan. Die Logistikketten sind aber zum Teil auf Tage genau getaktet. Bleiben jetzt die Schiffe aus, stauen sich die Stahlkisten im Hafen. Damit sich die Lastwagen nicht irgendwann bis auf die Autobahnen zurückstauen, hat die HHLA zehn Hektar zusätzlicher Lagerfläche für Exportcontainer freigemacht. So soll Luft auf den Terminals für die Ankunft der Ladung mit den ersten Schiffen ab dem 10. April geschaffen werden. In Hamburg betreibt die HHA drei Übersee-Terminals. Die Firma Eurogate betreibt ein viertes Termial. Normalerweise kommen pro Woche 18 große Containerschiffe aus Fernost nach Hamburg und liefern über 100.000 Container an. Ruhetage gibt es da keine. Nach der Suez-Blockade kommen die Container jetzt innerhalb weniger Tage an, da die Suezkanal-Verwaltung die großen Schiffe in Konvois durch die Wasserstraße schickt. Reeder wählen die Häfen aus: „Die Reeder entscheiden letztlich, welche Häfen die Schiffe wann anlaufen. Hamburg ist auf den Routen zwischen Asien und Europa nicht der erste Anlaufpunkt, sondern meistens Rotterdam. Besonderer Druck wird also zunächst auf den Vorhäfen lasten“, so Heims. "Von uns waren neun Schiffe von der Sperrung am Suezkanal betroffen. Drei sind inzwischen durch den Kanal", sagt Tim Seifert von der Reederei Hapag-Lloyd. Die Fahrtdauer bis Hamburg betrage neun bis zehn Tagen, so Seifert. Um zunächst einen Stau in einem Hafen zu vermeiden, wird auch bei Hapag-LLoyd die Wahl der Häfen noch nach Verfügbarkeit geprüft. "Das lässt sich aber jetzt noch nicht genau sagen. Es hängt am Ende von den Kapazitäten in den Häfen ab", so Seifert. Die Reedereien haben zwischen Le Havre und Hamburg eine Vielzahl an Möglichkeiten. So nutzt Hapag-Lloyd beispielsweise auch stark Antwerpen, Southampton und Rotterdam. Auch die „Ever Given“ soll zunächst einen Teil der Ladung in Rotterdam anliefern und dann erst über Felixtowe in England nach Hamburg weiterfahren. Europas größter Hafen Rotterdam in den Niederlanden hat 18 Liegeplätze für ganz große Containerfrachter. Dort rüstet man sich deshalb für den geballten Ansturm ab nächster Woche. Rotterdam erwartet 60 Schiffe: „An dem Tag, an dem das Containerschiff ’Ever Given’ wieder flottgemacht wurde, wollten etwa 60 Schiffe über den Suezkanal nach Rotterdam fahren. Bei diesen 60 Schiffen handelt es sich um 56 Containerschiffe, drei Tanker und einen Autotransporter“, teilt die Hafengesellschaft Rotterdam mit. Sechs weitere Schiffe hatten bereits vorher abgebogen und den Weg um Afrika gewählt. Auch sie treffen bald in der Nordsee ein. In den Schiffs-Informationsportalen sind die Schiffe zu sehen, die nach der Öffnung den Suezkanal mit Kurs Nordsee verlassen haben. Die ersten Frachter waren am Karfreitag auf der Höhe von Algier mit 20 Knoten in Richtung Gibraltar unterwegs. Im Hamburger Hafen richtet man sich jetzt ebenfalls auf eine Woche mit Ruhe ein, bevor die ersten Frachter aus dem Suez-Block an der Elbe eintreffen. Nach jetzigem Stand ist es am 10. April der Containerfrachter „Taurus“. Ihm folgen dann in rascher Folge weitere Großcontainerschiffe. „Fest steht, dass die seit Monaten infolge verschiedener Ereignisse angespannte Situation bei den Schiffsanläufen noch bis weit in den Sommer andauern wird“, so Heims. Man sei aber technisch und personell so aufgestellt, dass man die kommenden Wochen zuverlässig bewältigen werde, so der Sprecher der größten deutschen Hafengesellschaft. Und was macht die „Ever Given“? Der Frachter war ursprünglich für den 7. April in Hamburg angemeldet. Ihre Ankunft wurde bereits auf dem 17. April verschoben, da das Schiff noch im Suez zur Untersuchung festliegt. Möglicherweise wird es auch noch später.