Beantragt wurde am Mittwoch ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung, dem das zuständige Amtsgericht Nordenham grundsätzlich zustimmte, wie ein Unternehmenssprecher der Werft bestätigte. Nach Angaben des neuen Werft-Vorstands Axel Birk war zuvor die Belegschaft über die Lage informiert worden.
Unternehmen, die gute Aussichten auf eine Fortführung des Geschäftsbetriebs sehen, können bei Gericht ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung beantragen. Das ist eine Variante des Insolvenzrechts, die statt einer Abwicklung auf die Sanierung eines Unternehmens zielt. Wichtigster Unterschied: Die Geschäftsleitung bleibt
Darum wurde ein Insolvenzantrag gestellt
Hintergrund für den Insolvenzantrag: Die Elsflether Werft soll Außenstände im zweistelligen Millionenbereich bei Zulieferbetrieben haben. Mehrere Unterauftragnehmer hätten seit mehreren Monaten kein Geld erhalten.
Das Verteidigungsministerium verwies darauf, dass alle Rechnungen und vertragsgemäßen Forderungen bis Mitte Dezember bezahlt wurden. "Die Bundeswehr ist ihren vertraglichen Vereinbarungen nachgekommen", so ein Sprecher aus dem Ministerium.
Von der Leyen kritisiert Elsflether Werft
Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat schwere Vorwürfe gegen die vor drei Wochen abgelöste Führung der mit der „Gorch Fock“-Sanierung beauftragten Elsflether Werft erhoben. „Die alte Geschäftsführung hat, soweit wir das bisher aufklären konnten, Summen in Millionenhöhe, die die Bundeswehr ihr bereits gezahlt hat für die „Gorch Fock“, nicht an die Unterauftragnehmer weitergeleitet“, sagte die CDU-Politikerin am Mittwoch in Berlin vor einer Sitzung des Haushaltsauschusses, den sie über den Sachstand informierte.
Und weiter: „Sie hat ein Firmengeflecht aufgebaut von vielen Tochter- und Unterfirmen. Sie hat Millionen aus der Elsflether Werft in dieses Firmengeflecht geleitet.“ Die vor drei Wochen eingesetzte neue Geschäftsführung bringe „sehr konstruktiv und professionell Licht ins Dunkel“, sagte von der Leyen. Die neue Geschäftsführung kläre derzeit, wohin das Geld abgeleitet worden sei und wer davon profitiert habe. Zur Insolvenz der Werft habe die Entnahme von Geldern geführt, nicht der zwischenzeitlich angeordnete Zahlungsstopp des Verteidigungsministeriums, sagte die Ministerin.
Fertigstellung der "Gorch Fock" fast ausgeschlossen
Nach Informationen der Kieler Nachrichten ist die Entscheidung über die Fertigstellung der Sanierung auf unbestimmte Zeit verschoben. Das nächste Ziel ist jetzt die Herstellung der Schwimmfähigkeit des Rohbaus.
Auf der Elsflether Werft arbeiten rund 130 Beschäftigte. Hinzu kommen Hunderte Beschäftigte bei Zulieferern in der Region. Ob die Werft das Schiff fertigstellen kann, ist inzwischen fast ausgeschlossen.