Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein: Land springt bei Pensionen ein

Kurz vor Weihnachten hat die Landwirtschaftskammer ihre Verhandlungen mit dem Land abschließen können: Landwirtschaftsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) sagte auf der Jahreshauptversammlung der Kammer gestern in Rendsburg zu, dass das Land die vollständigen Pensionslasten übernehmen wolle. Der Landtag muss der Empfehlung im Februar gleichwohl noch zustimmen. Es geht um etwa 1,7 Millionen Euro im Jahr, die fortan das Land tragen soll. „Wir werden die Herausforderungen meistern“, sagte Albrecht. Die Kammer kann dafür Rückstellungen in Höhe von 27 Millionen Euro für die Pensionslasten auflösen, was dem Haushalt der Einrichtung, der immerhin ein Volumen von knapp 40 Millionen Euro umfasst, helfen soll. Seit Jahren war der Haushalt der Kammer vom Land nicht genehmigt worden und der Landesrechnungshof hatte wegen der schlechten Finanzlage gemahnt. Neuer Geschäftsführer Drescher übernimmt: „Durch diesen Schritt wird die Eigenkapitalbasis der Landwirtschaftskammer gestärkt und Luft für zwingend notwendige Investitionen geschaffen“, sagt Klaus Drescher, der gestern als neuer Geschäftsführer der Landwirtschaftskammer bestellt wird. Er war im Januar kommissarisch in das Amt berufen worden, das er jetzt dauerhaft übernehmen wird. Der 58-jährige war zuvor Geschäftsführer der Lehranstalt für Agrar- und Umwelttechnik in Rendsburg und hat in Kiel in Agrarwissenschaften promoviert. Die Delegierten waren überwiegend per Video zugeschaltet, als Präsidentin Ute Volquardsen die Versammlung in Rendsburg eröffnete. „Ich freue mich sehr, dass eine tragfähige Lösung in Sicht ist“, sagte Volquardsen – und dass Albrecht bereit sei, mit seinem Ministerium die Pensionslastenanteile zu übernehmen. „Jetzt ist ein Neuanfang möglich, Seite an Seite mit allen Betrieben. So verbessert sich die Eigenkapitallage.“ Der Anspruch der Kammer sei es nun, zu einem richtigen Leuchtturm für die Praxis zu werden, als zentrale Stelle in Aus- und Weiterbildung und im Versuchswesen im Land. Positiver Wirtschaftsplan für 2021: Die Delegierten konnten somit dem Jahresabschluss 2019 genehmigen und auch dem Wirtschaftsplan 2021 zustimmen. Hans Hermann Buchwald, Vorsitzender des Finanzausschusses freute sich über den uneingeschränkten Bestätigungsvermerk, merkte aber an, dass das Ergebnis insgesamt nicht zufriedenstellend sei. Mit Hilfe des Landes konnte aber ein positiver Wirtschaftsplan für 2021 aufgestellt werden. Diskutiert wurde auch über einen Korruptionsverdacht gegen einen Mitarbeiter der Landwirtschaftskammer, über den nach dem Bekanntwerden durch Mitarbeiter auch das Land informiert worden war. Zu den Details wollte sich der neue Geschäftsführer Drescher aber nicht äußern, da es sich jetzt um ein schwebendes Verfahren handele. 380 Mitarbeiter hat die Kammer: „So ein Jahr wollen wir nie wieder erleben“, sagte Volquardsen. Erst die Mängel in der Wirtschaftsführung, die der Landesrechnungshof gerügt hatte, dann der Korruptionsverdacht gegen einen Mitarbeiter, der mittlerweile ausgeschieden sei. Ausdrücklich betonte sie aber, dass es sich nicht um den früheren Geschäftsführer Peter Levsen Johannsen handelt, der die Kammer Ende Januar verlassen musste. Dennoch wurde die Entlastung der Geschäftsführung aufgeschoben, bis das Korruptionsverfahren abgeschlossen ist. Die Kammer wollen sich jetzt zu einem „besseren und agileren Dienstleister“ wandeln, so Volquardsen. Seit Oktober habe man, wie vom Rechnungshof gefordert, eine Kosten- und Leistungsrechnung aufgebaut. 380 Mitarbeiter hat die Einrichtung, im kommenden Jahr sollen 15 Stellen nicht wieder besetzt und dadurch Einsparungen erzielt werden. Gleichzeitig wurde in diesem Jahr ein neues Analysezentrum in Rendsburg gebaut und in Betrieb genommen. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein ist eine Körperschaft des öffentlichen Rechts, die nach dem Kammergesetz die Landwirtschaft, Fischerei und die dort tätigen Menschen fachlich zu fördern und beraten soll. Sie finanziert sich nach eigenen Angaben zu je einem Drittel aus der Umlage, wirtschaftlicher Tätigkeit und aus öffentlichen Mitteln. So geht es den Betrieben im Land: Eine leichte Erholung im Jahr 2020, aber ein Gewinnniveau, das kaum ausreicht, um ordentliche Rücklagen zu bilden – so beschreibt die Landwirtschaftskammer die Situation der Betriebe im aktuellen Wirtschaftsjahr in Schleswig-Holstein. Die Lage der Schweinehalter sei aktuell sehr dramatisch, dies spiegeln die Ergebnisse aber noch nicht wider. Zuletzt brachte der damalige Exportboom nach China einen deutlichen Anstieg der Einkommen im Veredelungsbereich. Die Lage im Ackerbau habe sich dagegen erholt, nach dem dürrebedingten Einbruch im Wirtschaftsjahr 2018/2019. Bei der Milch lagen die Auszahlungspreise im Wirtschaftsjahr 2019/2020 nochmals unter den schwachen Vorjahreswerten. Reduzierte Kosten für einige Produktionsmittel und etwas höhere Leistungen sorgten im Futterbau für eine Stabilisierung der Gewinne, aber auf einem kaum ausreichenden Niveau. „Viele Betriebe sind in der Verlustzone. Und Corona, die Vogelgrippe und das Auftreten der Afrikanischen Schweinepest haben die wirtschaftliche Lage bis heute in vielen Bereichen dramatisch verschärft“, so das Fazit, das die Kammer am Mittwoch in Rendsburg zog.