Im Streit um die Bahnanbindung nach Sylt haben Vertreter von Politik und Wirtschaft auf der Insel erneut einen offenen Brandbrief verfasst. „Die Grenze des Zumutbaren ist erreicht“, heißt es in dem an die Bahn gerichteten Schreiben, das unter anderem von mehreren Bürgermeistern der Insel unterschrieben ist. Für Touristen und Pendler sei jede Fahrt nach Sylt inzwischen „eine Art Abenteuer mit offenem Ausgang“.
Vor allem die veralteten, zugigen Ersatz-Waggons, die wegen technischer Probleme an den eigentlichen Wagen noch monatelang über den Hindenburgdamm fahren könnten, ärgern die Bahnfahrer. „Wir verlassen uns auf die Bahn und sind verlassen“, sagte Sylts Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) am Freitag.
"Die Bahn meldet sich bei uns nicht"
Mit Blick auf erneut anstehende Bauarbeiten verlangte Häckel eine bessere Kommunikation. „Die Bahn meldet sich bei uns nicht“, sagte er. Die Insel könnte eine Zeit lang sogar gar nicht oder nur über die Fähre erreichbar sein. Darüber wollten er und seine Kollegen mit dem Brief „ein Gespräch erzwingen“.
„Die derzeitigen Einschränkungen für unsere Fahrgäste sind für uns nicht zufriedenstellend, liegen aber nur bedingt in unserem Einflussbereich“, teilte ein Bahn-Sprecher mit. „Die alten Fahrzeuge sind sehr anfällig; Fahrzeugstörungen treten häufig auf, dadurch kommt es leider zu außerplanmäßigen kurzfristigen Einschränkungen.“ Planmäßig würden inzwischen aber sogar mehr Verbindungen angeboten als noch vergangenes Jahr.
Bahn fehlen noch 90 Waggons
Der Bahn, die den Betrieb auf die Insel am 11. Dezember von der Nord-Ostsee-Bahn (NOB) übernommen hatte, fehlen derzeit 90 noch von der NOB im November stillgelegte Waggons. Bei ihnen waren Probleme mit den Kupplungen aufgetreten. Weil das Leben auf Deutschlands wohl berühmtester Urlaubsinsel so teuer ist, fahren laut dem Verein Sylter Unternehmer täglich bis zu 4500 Menschen über den Hindenburgdamm zur Arbeit.
Es herrsche nun wieder „bei allen Betroffenen die gleiche Hilflosigkeit wie vor dem Fahrplan- und Betreiberwechsel im Dezember“, heißt es in dem Brief. Die Sylter befürchten, dass sie die Probleme mit in die Hauptsaison begleiten könnten. „Es wird mit Hochdruck an der Verbesserung der Verfügbarkeit der Ersatzfahrzeuge und einer Verbesserung der Kommunikation gearbeitet“, teilte der Bahn-Sprecher mit.
Bereits im November hatten die Gemeinde Sylt, das Amt Landschaft Sylt und die Stadt Niebüll in einem offenen Brief Abhilfe gefordert. Zahlreiche Pendler hatten damals unter Zugausfällen gelitten, Hunderte Menschen drängten sich morgens auf den Bahnsteigen.
dpa