Provinzial-Fusion: Uwe Honschopp verspricht Mitarbeitern Sicherheit

Der 63-jährige Ex-Personalchef ist als Generalbevollmächtigter das neue Gesicht des neuen Konzerns in Kiel. Derzeit erarbeiten Unternehmensführung und Betriebsrat einer Rahmenbetriebsvereinbarung. Sie soll gewährleisten, dass eine zentrale Forderung der Arbeitnehmerseite in der Praxis auch umgesetzt wird: eine ausgewogene Behandlung aller Standorte – egal, was passiert. Das allerdings heißt nicht, dass es keine Veränderungen geben wird. „Es kann immer sein, dass der einzelne Mitarbeiter flexibel sein muss“, sagt der Diplom-Informatiker und Betriebswirt: „Eventuell muss man mit seiner Arbeit an einen anderen Standort.“ Das werde selten vorkommen, und das sei auch im alten Konzern nur selten vorgekommen: „Aber es wäre gelogen zu sagen: Das gibt es nicht.“ Jahrelange hatte das Gerangel um eine Fusion der Provinzial Nordwest mit der Rheinländischen Provinzial gedauert. Durch die Verschmelzung rückwirkend zum 1. Januar 2020 haben sich beide öffentlichen Unternehmen im Branchenranking nach oben katapultiert. Mit einem Beitragsvolumen von über sechs Milliarden Euro und mehr als 5000 Beschäftigten ist der fusionierte Konzern die Nummer sieben bei Schaden-, Unfall- und Lebensversicherungen. In der Gebäudeversicherung kommt die neue Größe sogar auf Platz zwei. Die Geschäftstätigkeit erstreckt sich auf das Rheinland, Westfalen, Schleswig-Holstein, Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Rheinland-Pfalz. Dennoch müsse sich niemand am Standort Kiel existentielle Sorgen machen: „Denn wer nicht mit seiner Arbeit mitgehen kann, dem wird ein anderer, adäquater Arbeitsplatz angeboten. Fusionsbedingte Kündigungen werde es nicht geben: „Wir haben schon bei der Fusion 2005 bewiesen, dass wir zu diesem Mittel nicht greifen mussten.“ Sollte es zu einem Stellenabbau kommen – oder aber zu einem Aufbau, was Honschopp angesichts einer positiven Geschäftsentwicklung durchaus für möglich hält, dann werde das an allen Standorten ausgewogen passieren – sowohl quantitativ als auch qualitativ. Erst kürzlich hatte der DGB in Kiel die Provinzial als vorbildlichen Arbeitgeber ausgezeichnet worden. Honschopp versichert: „Das ist für uns auch künftig der Maßstab, an dem wir uns messen lassen wollen.“ Lesen Sie auch: Fusion der Provinzial unter Dach und Fach Doch die Branche bewegt sich in extrem schwierigem Umfeld. Sie muss gewaltige Investitionen in die Digitalisierung stemmen, gleichzeitig aber auch zusehen, wie Null- und Negativzinsen an den Erträgen nagen. „Die Provinzial wird sich nicht vom Markt nicht abkoppeln können“, sagt Honschopp. Dennoch seien beide Lebensversicherer im neuen Konzern „stabile Unternehmen mit ordentlichen Ratings und erfolgreichen Innovationen.“ Aber: Die Zeiten, in denen man vier Prozent Überschussbeteiligung garantiert habe und sieben Prozent herauskamen, die seien nun einmal vorbei. Ziel der Fusion sei es, sich für die Herausforderungen der Zukunft besser zu wappnen, als es bisher einzeln möglich war. Noch unklar, ob es wieder ein Kieler Vorstandsmitglied gibt: Für Irritationen in Politik und Arbeitnehmerschaft aber bei auch bei Sponsoring-Empfängern hatte anfangs gesorgt, dass die neue Provinzial nicht mehr mit einem Vorstandsmitglied in der Landeshauptstadt vertreten ist: „Natürlich gab es Fragen“, sagt Honschopp. Gerne würden manche wieder einen real existierenden Vorstand haben, der den ganzen Tag vor Ort sei: „Aber man sieht auch die Realität. Dass ein Unternehmen, das von Koblenz bis Neubrandenburg geht und das auf Holding-Ebene noch sechs Vorstände hat, nicht an allen Standorten einen täglich präsenten Vorstand haben kann.“ In Zeiten moderner digitaler Kommunikationsmittel sei das aber kein Problem. Und seine Rolle sei nicht nur, das Unternehmen zu repräsentieren, sondern auch, Anliegen aus der Region in den Vorstand zu tragen. Honschopp versichert: „Ich habe einen guten und direkten Draht zu allen Vorstandsmitgliedern.“ Und: „Alle sechs Holding-Vorstände sind auch Vorstände der Provinzial Nord Brandkasse, haben hier ein Büro und alle sind auch regelmäßig in Kiel.“ Über die Frage, ob es künftig in Kiel wieder einen Vorstand geben werde könne allein der Aufsichtsrat entscheiden. Mindestens zwei Jahre werde es dauern, bis die neuen Strukturen stehen, sagt der Generalbevollmächtigte. „Was sicher ist: IT wird es hier geben, Vertrieb, Schaden und Vertragsbearbeitung wird es hier geben. Lebensversicherung wird es hier geben.“ Ob aber jede einzelne Facette in Kiel bleibe, „das muss man dann noch anschauen.“