Sparkassen in Schleswig-Holstein sagen geplante Fusion ab

Die Gespräche über eine Fusion der Förde Sparkasse aus Kiel und der Sparkasse Mittelholstein aus Rendsburg sind eingestellt, die Fusionspläne werden aufgegeben. Dies erklärten Götz Bormann, Vorstandsvorsitzender der Förde Sparkasse, und Sören Abendroth, Vorsitzender des Vorstandes der Sparkasse Mittelholstein, im Gespräch mit KN-online am Freitag. Mit dem Zusammenschluss wäre aus den beiden Sparkassen ein neues, großes Institut mit mehr als zehn Milliarden Euro Bilanzsumme entstanden, das 1600 Beschäftigten und ein Geschäftsgebiet quer durch Schleswig-Holstein gehabt hätte. Lesen Sie auch: Sparkassen steuern Fusion an Widerstand gegen Fusion aus der Sparkassenorganisation: Eigentlich wollten beide Institute bis Jahresende die Fusion zwischen den Häusern unter Dach und Fach gebracht haben, die sie im September 2020 angekündigt hatten. Dieses Vorhaben wurde in der Wirtschaft als bei vielen politischen Entscheidungsträgern in Schleswig-Holstein als sinnvoll und richtig bezeichnet, wie die beiden Sparkassen-Vorstände betonen. Aus dem Umfeld von Daniel Günther war zu hören, dass der Ministerpräsident durchaus mit dem Vorhaben sympathisiert habe. Doch aus der Sparkassenorganisation selbst kam Widerstand: Die beiden Institute sollten unter dem Dach einer Aktiengesellschaft verschmolzen werden – unter der die Sparkasse Mittelholstein heute schon firmiert. Dafür hätte die Förde Sparkasse ihren Status als öffentlich-rechtliches Institut aufgegeben. Der Plan war, das neue Institut zu einer "Bürgersparkasse" zu machen. Fusionsvorhaben sei "unterminiert" worden: Obwohl es in Norddeutschland einige freie Sparkassen in nicht-öffentlich-rechtlicher Trägerschaft gibt, wie etwa die Hamburger Sparkasse Haspa und die Bremer Sparkasse, ist der weit überwiegende Teil der bundesdeutschen Sparkassen öffentlich-rechtlich organisiert. Dementsprechend kritisierte der Deutsche Sparkassen- und Giroverband in Berlin die Fusionspläne zu einer AG vehement. Auch der Deutsche Landkreistag nahm diese Kritik auf – Bormann und Abendrot sprechen davon, das Fusionsvorhaben sei "unterminiert" worden. In der Tat soll sich Helmut Schleweis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), mehrfach deutlich gegen die Fusion ausgesprochen haben. Und auch Hans-Günther Henneke, Chef des Deutschen Landkreistages, warnte vor einer "schleichenden Privatisierung" und wachsenden Einfluss der Hamburger Sparkasse (Haspa) in Schleswig-Holstein, die bereits an der Sparkasse Mittelholstein beteiligt ist. Bormann und Abendroth: "Bisher unbekannte Tonalität": Jetzt zogen Bormann und Abendroth die Notbremse: "Bedauerlicherweise ist es nicht gelungen, in der Diskussion mit den Spitzenverbänden eine primär sachbezogene Ebene zu erreichen", erklärt Bormann. "In der emotionalisierten Atmosphäre standen dementsprechend inhaltliche Argumente nicht im Fokus", sagt Abendroth. "Angesichts der vehementen Einflussnahmen, die auch in ihrer Tonalität für uns bisher unbekannt sind, sehen wir einen sachorientierten Meinungsbildungsprozess mit unseren Entscheidungsträgern als nicht mehr möglich an. Wir haben uns daher entschieden, die Gespräche hinsichtlich einer möglichen Fusion nicht weiter fortzuführen", so Abendroth und Bormann. Gebiet von Westküste bis Ostsee: Beide bedauern diese Entwicklung sehr deutlich, die einen Zusammenschluss in einem eng verflochtenen Wirtschaftsraum nun verhindert. Das Gebiet der neuen Sparkasse wäre im Mittelpunkt Schleswig-Holsteins von der Westküste bis zur Ostsee verlaufen. Im Norden grenzt das Gebiet an die Nord-Ostsee-Sparkasse aus Flensburg an, im Süden an die Sparkassen Westholstein und Südholstein – und an die Bordesholmer Sparkasse, die ebenfalls als AG firmiert und selbstständig bleiben möchte. Die Förde Sparkasse und die Sparkasse Mittelholstein sind jeweils Marktführer in ihren Geschäftsgebieten - und sie sehen sich für die Zukunft auch gut aufgestellt. "Wir haben immer betont, dass die Gespräche aus einer Position der Stärke geführt werden", strichen die beiden Vorstandsvorsitzenden heraus. Jetzt bleiben die beiden Institute getrennt, für die Mitarbeiter ändert sich ebenso wenig etwas wie für die Kunden. Man wollte aber alle Möglichkeiten der Zusammenarbeit unterhalb der Fusionsebene ausloten, sagten die beiden Vorstände. Gegenwind für Sparkassen-Fusion auch in der Politik: Und was sagt der Bundesverband? „Der Verwaltungsrat der Förde Sparkasse hat die sachlichen Möglichkeiten und die zwingenden rechtlichen Vorgaben aus unserer Sicht angemessen bewertet und entschieden, die nicht umsetzbaren Fusionspläne nicht weiterzuverfolgen. Das ist aus unserer Sicht sachgerecht“, erklärte ein Sprecher des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes aus Berlin. Lesen Sie auch: Florian Hanauer kommentiert: Status quo zementiert Der Kieler Oberbürgermeister Ulf Kämpfer (SPD), der im Verwaltungsrat der Förde Sparkasse Vize-Vorsitzender ist, findet die Entscheidung der beiden Sparkassen richtig. „Dass es aber nötig wurde, bedauere ich außerordentlich. Die Fusion bot sich an, und viele praktische Fragen waren schon geklärt – auch bei den Beschäftigten.“ Der Bundesverband habe seine Kampagne „mit aller Macht in Szene gesetzt“, kritisiert Kämpfer. „Zu meinem großen Bedauern haben sich auch einige Akteure in Schleswig-Holstein dafür einspannen lassen, wovon ich die Landesregierung ausdrücklich ausnehme.“ Buchholz: Kapitalmarktfähig bleiben: „Ich mache kein Hehl daraus, dass ich es sehr bedauere, dass es nicht zu dieser Fusion kommt“, sagt Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). Auch für Sparkassen sei es wichtig, eine Größe zu haben, die sie kapitalmarktfähig mache. „Hier haben sich eher die Verbandsinteressen und Interessen, die wenig mit dem Markt zu tun haben, durchgesetzt. Das bedauere ich.“ Politisch gab es allerdings auch Gegenwind, etwa von der SSW-Ratsfraktion Kiel. Und auch Lasse Petersdotter, Finanzexperte der Grünen im Landtag, erklärte, das Projekt habe die breite Unterstützung vermissen lassen, die benötigt werde. „Die sehr bittere Debatte zwischen Förde Sparkasse und Sparkassenverband sollte jetzt allerdings nicht die weitere Zusammenarbeit belasten.“