Strommix in Schleswig-Holstein: Viel Erneuerbare, viel Kernenergie

23,7 Millionen Megawattstunden sind in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr aus erneuerbaren Energien erzeugt worden. Das sind 63 Prozent der gesamten Stromproduktion, wie das Statistikamt Nord gestern berichtete. Gleichzeitig lag der Anteil des Stroms aus Kernenergie aber noch bei stattlichen 27 Prozent, während dieser bundesweit längst auf 11,8 Prozent gesunken ist. Die fossilen Energieträger wie Kohle machen in Schleswig-Holstein noch 9,3 Prozent aus. Insgesamt sind im vergangenen Jahr im Norden rund 37,6 Millionen Megawattstunden Strom erzeugt worden. Das entspricht einem Plus von 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Bundesland kann aber weiterhin Strom „exportieren“: Der Deckungsgrad liegt bei 160 Prozent, Schleswig-Holstein selber benötigt insgesamt 14,4 Millionen Megawattstunden. Albrecht sieht auch Photovoltaik großes Potenzial: Energiewende-Minister Jan Philipp Albrecht (Grüne) strich besonders heraus, dass der Anteil des Stroms aus regenerativen Quellen gestiegen sei. „Vor allem muss der erneuerbare Strom jetzt auch in Industrieprozessen, bei der Mobilität und im Wärmebereich ankommen. Dort verbrennen wir immer noch viel zu viele fossile Energieträger.“ Die Windenergie nehme wieder an Fahrt auf, sagte Albrecht, und bei der Photovoltaik gebe es noch großes Potenzial. Bei der Kernenergie weist das Ministerium darauf hin, dass das letzte noch verbliebene Kraftwerk in Brokdorf ja Ende 2021 abgeschaltet werde. Das Kraftwerk Brunsbüttel hatte schon 2011 die Genehmigung zum Leistungsbetrieb verloren, Krümmel ist seit 2009 abgeschaltet. Katastrophal hoch nennt der BUND den Atom-Anteil: Doch bei den Umweltschützern des BUND kommt das nicht gut an: „Katastrophal hoch“ nennt Landesgeschäftsführer Ole Eggers den Anteil von 27 Prozent am Strommix. „Bei einer aktuellen Deckung des Eigenbedarfs von 160 Prozent, wäre selbst beim Ausschalten des einzig verbleibenden AKW Brokdorf immer noch ein Eigenversorgungsgrad von über 116 Prozent vorhanden.“ Der BUND fordert deshalb die sofortige Abschaltung von Brokdorf. Bei den Erneuerbaren Energien blockiere der hohe Anteil der konventionellen Energien immer noch die regenerativen, wie Marcus Hrach vom Bundesverband Windenergie in Schleswig-Holstein sagt. Der Energiewende schade es mit Blick auf das Erneuerbare-Energien-Gesetz auch, wie konventionelle Kraftwerke ins Netz einspeisen und der Strom vergütet werde. Windenergie wird leistungsfähig: Dabei kann Hrach auch berichten, dass der Anteil der Erneuerbaren in diesem Jahr noch stärker gestiegen sei. Zwar gibt es noch keine Daten aus den Ländern, aber bundesweit liege die Windenergie in der ersten Jahreshälfte 2020 mit rund 75 Terawattstunden um 11,7 Prozent über der Produktion im ersten Halbjahr 2019. „Es gibt kein Zurück zu Kohle und Atom“, betont Hrach. Die Atomenergie werde kommendes Jahr abgeschaltet; die Stromerzeugung aus Kohle solle deutlich vor 2038 beendet werden. „Die Erzeugung beim Windstrom ist stabil auf hohem Niveau und sogar weiter ausbaufähig bei gleichem Flächenbedarf.“ Könnte Windenergie den Anteil der Kernenergie ersetzen? „Windenergieanlagen sind in den vergangenen zwei Jahrzehnten immer leistungsfähiger geworden“, sagt Hrach. „Der Fortschritt ermöglicht eine Verdoppelung der Windstromerzeugung bis 2030.“ Fortschreitende technologische Entwicklungen machten Windenergieanlagen wesentlich leistungsstärker.