TKMS, GNY und Lürssen: Deutsche Großwerften wollen fusionieren

Die Großwerften Thyssen Krupp Marine Systems und German Naval Yards aus Kiel sowie die Lürssen-Gruppe aus Bremen verhandeln über eine Fusion - zu einem großen deutschen Marineschiffbauer. Schiffbau-Kreise haben entsprechende Überlegungen bestätigt, und auch Thyssen Krupp-Vorstand Oliver Burkahrdt erklärte am Donnerstag via Twitter: "Konsolidierung macht gegebenfalls Sinn. Sprechen dazu auch". Er mahnte aber als Bedingung an, dass das Bundesverteidigungsministerium eine "klare Haltung gegenüber der Industrie" einnehmen müsse. Fehler wie beim Bau des Mehrzweckkampfschiffes MKS 180 dürften nicht mehr gemacht werden. Kennen Sie schon die Post aus dem Newsroom? Den kostenfreien Newsletter der Kieler Nachrichten versenden wir Mo-Fr ab 17 Uhr. Hier können Sie sich für unser Mailing anmelden. Sie interessieren sich für Holstein Kiel? Dann melden Sie sich hier für den Newsletter " Holstein Kiel - Die Woche " kostenfrei an. Versand: jeden Freitag, 11.30 Uhr. MKS-auftrag war "Katalysator": Der MKS-Auftrag war an ein Schiffbau-Konsortium unter Führung der niederländischen Damen-Gruppe gegangen, bei dem auch Lürssen über die Hamburger Werft Blohm+Voss eingebunden ist. Thyssen Krupp Marine Systems (TKMS) aus Kiel hatte sich ebenfalls um den Milliardenauftrag beworben, ging aber leer aus - was zu kontroversen politischen Debatten führte und am Ende auch dazu, dass der Überwasserschiffbau zu einer "nationalen Schlüsseltechnologie" erklärt wurde. In den meisten europäischen Ländern wird der Marineschiffbau von großen Werftkonsortien mit Staatsbeteiligung betrieben. Lediglich in Deutschland gibt es noch drei private Wettbewerber. In Schiffbaukreisen gilt der Streit um den MKS-Auftrag deshalb auch als "Katalysator" für die Fusionsgespräche. "Wirtschaftlich sinnvoll und politisch gewollt": "Ein nationaler Champion könnte die Antwort sein", erklärt Burkhardt weiter. Dies gelte es nun auszuloten. Weitere Spekulationen wollte Thyssen Krupp am Donnerstag nicht kommentieren. Sprecher Stefan Ettwig erklärte: "Wir haben immer gesagt, dass wir offen sind für Gespräche über mögliche Konsolidierungsszenarien, sofern diese wirtschaftlich sinnvoll und politisch gewollt sind." Auch der TKMS-Schiffbau-Nachbar in Kiel, German Naval Yards, kann den Plänen viel abgewinnen: „Die Notwendigkeit und die Chancen einer Deutschen Konsolidierung im Marineschiffbau sind in den vergangenen zwei Jahren sowohl von uns selbst, als auch von unserem Eigentümer, der Privinvest, immer wieder betont worden", erklärt CEO Jörg Herwig. Auch Lürssen hält Konsolidierung für sinnvoll: Er betonte, dass nur ein "starker Deutscher Player" künftig international wettbewerbsfähig sein könne. "Zugleich ist es ein guter Weg zum Erhalt Tausender Arbeitsplätze und der Werft-Standorte in Deutschland.“ Eindeutig ist die Meinung bei Lürssen: "Wir halten eine Konsolidierung der Systemhäuser im deutschen Marineschiffbau für sinnvoll und erforderlich, um dadurch nachhaltig die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken", sagte Sprecher Oliver Grün. Am Donnerstag hatte zuerst der NDR über die Fusionspläne berichtet, die dann von Unternehmenskreisen bestätigt wurden. Allerdings: Einen Zeitplan für die Fusion soll es noch nicht geben. Wirtschaftsminister steht hinter Plänen: Rückendeckung haben die Pläne der drei Unternehmen bei Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP). "Denn gerade vor dem Hintergrund der europäischen, teilweise staatlichen Konkurrenz ist eine Konsolidierung der deutschen Marineindustrie der richtige Weg", sagte Buchholz. Wichtig sei, dass die Standorte und die Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein erhalten blieben. Der Erfolg einer Konsolidierung hänge maßgeblich von ausreichend Aufträgen der heimischen Marine ab. "Hier muss die deutsche Marine den Unternehmen ein Mindestmaß an Planungssicherheit geben." IG Metall: Nicht auf Kosten der Beschäftigten: Dass ein Zusammenschluss sinnvoll sein könne, wenn damit die Branche gestärkt und Schlüsseltechnologie gesichert wird, findet auch Daniel Friedrich, Bezirksleiter IG Metall Küste. Er mahnt zugleich: "Die Konsolidierung darf aber nicht auf Kosten von Beschäftigten und Standorten gehen. Das Know-how im deutschen Schiffbau, zu dem der Marineschiffbau einen wichtigen Beitrag leistet, muss gesichert werden" Es ginge um tausende Arbeitsplätze auf den Werften an der Küste und bei Zulieferern, die ihre Werke teilweise auch in Bayern oder Baden-Württemberg haben. Friedrich: "Parallel müssen Bundesregierung, Länder, Unternehmen und Gewerkschaften gemeinsam eine strategische Perspektive für den deutschen Marineschiffbau in Europa entwickeln." Ein solcher Marine-Gipfel sei dringend nötig.

Marineschiffbau - Deutsche Großwerften wollen fusionieren