Thyssen Krupp Marine Systems: Der letzte gelernte Schiffbauer geht

Die Nachricht aus der Aufsichtsratssitzung bei der größten Kieler Werft Thyssen Krupp Marine Systems hatte Anfang der Woche für viel Unruhe gesorgt: Die Verkleinerung der Geschäftsführung wurde bekannt gegeben. Der bisherige Finanzchef Sebastian Schulte und der Projekt-Chef Andreas Burmester verlassen zum Jahresende die Werft. Während der Finanzchef nach nur zwei Jahren auf dem Posten zum Deutz-Konzern nach Köln wechselt, ist der Weggang von Andreas Burmester (57) eine Zäsur. Mit dem Ingenieur verlässt der letzte Manager die Geschäftsführung, der seinen Werdegang in einer Schiffbauhalle mit einer Lehre begonnen hatte. Auch wenn über die Aufsichtsratssitzung selbst nichts nach außen drang, war die Entscheidung zum vorzeitigen Abschied von Andreas Burmester auch für das Umfeld auf der Werft überraschend. Innerhalb der Werft war sein Abschied erst in zwei Jahren erwartet worden. „Die Überraschung und Verwunderung in der Belegschaft waren groß. Wenn so jemand wie Burmester geht, macht man sich schon Sorgen“, berichtet ein Mitarbeiter. Mitarbeiter-Info sollte die Sorgen nehmen: Mit einer Mitarbeiter-Information versuchte die Geschäftsführung, denn fast 3000 Beschäftigten in Kiel die Sorgen zu nehmen. „Für solch einen Schritt gibt es nie den richtigen Zeitpunkt“, so heißt darin. Die Maßnahme sei aber eine Einsparung in der Chefetage, mit der die Organisation „verschlankt“ werden solle. Dabei müsse man als Geschäftsführung mit gutem Beispiel vorangehen, so weiter. Dieser Führungsanspruch führte nach „längeren Diskussionen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden“ zu den Konsequenzen, dass Andreas Burmester sein Amt aufgeben und das Geschäftsführungsressort für Projekte aufgelöst werde. Der Verlust wird schwer zu verdauen sein, denn Andreas Burmester hatte die Werft über Jahrzehnte geprägt – und sich dabei nicht nur auf sein unmittelbares Ressort beschränkt. Die Liste der Verdienste ist lang: So wurde unter ihm die Marktreife der Brennstoffzelle für U-Boote vorangetrieben. Aber auch die Einfädelung des U-Bootprojekts mit Norwegen und der Auftrag zum Bau von vier Korvetten für Israel werden ihm zugerechnet. Betriebsrat: Ausscheiden ist ein Verlust: „Das Ausscheiden von Andreas Burmester ist ein Verlust“, sagt Achim Hass, Vorsitzender des Betriebsrats. „Er ist ein Urgestein der Werft. Der Betrieb geht aber weiter. Ich habe keine Angst um die Zukunft der Werft.“ Der Umbau der Werft laufe und im Jahr 2023 solle die neue Halle stehen. „Für die jungen Kollegen war Andreas Burmester immer das Beispiel, dass man es auch mit einer Lehre bis ganz nach oben schaffen kann.“ Der Abschied aus der Geschäftsführung sorgt auch bei der Kieler Wirtschaft für Sorgen. „Andreas Burmester war in der Werftführung immer unser Ansprechpartner, an den wir uns bei Fragen und Sorgen wenden konnten. Er hatte besonders für die regionalen Partner der maritimen Wirtschaft immer ein offenes Ohr“, sagt Katrin Birr, Geschäftsführerin der Werft Gebr. Friedrich. IG Metall sorgt sich nicht: Bei der Gewerkschaft IG Metall gibt es wegen der Personalie keine Sorgen um die Zukunft: „Um den Werftstandort bei TKMS mache ich mir keine Sorgen. Wichtig ist jetzt aber, dass die Politik ihre Zusagen für Aufträge auch umsetzt“, so Kiels IG Metall-Chefin Stephanie Schmoliner. Andreas Burmester soll der Werft verbunden bleiben. Und im operativen Geschäft bleibt er durch den Sitz im Aufsichtsrat des deutsch-norwegischen Gemeinschaftsunternehmens KTA Naval Systems weiter nah am U-Bootmarkt.