Drohende Altersarmut? Harz-IV-Aufstocker? Zunahme prekärer Beschäftigung? Studiert man das jüngste "Vermögensbarometer" des Deutschen Sparkassen- und Giro-Verbandes (DSGV), dann muten diese Probleme an wie Sorgen aus einer anderen Welt. Denn der repräsentativen Befragung zufolge sind die Deutschen mit ihrer materiellen Situation so zufrieden wie seit Jahren nicht: 63 Prozent der Bundesbürger fühlen sich finanziell gut oder sogar sehr gut aufgestellt. Das ist der höchste Stand seit 2005.
Schleswig-Holstein unter den Top 5
Ganz vorne stehen die Hessen, die Rheinland-Pfälzer und die Bayern. Und auch die Schleswig-Holsteiner haben offenkundig finanziell nur wenig zu jammern: Mit 66 Prozent liegt die Zufriedenheitsquote im "echten Norden" nicht nur deutlich über dem Bundesdurchschnitt, sondern auch über dem Wert der Nachbarmetropole. Obwohl die Hamburger im Durchschnitt deutlich besser verdienen, beschreiben nur 60 Prozent der befragten Hanseaten ihre Vermögenslage als gut oder sehr gut. Der Verband hat für sein Vermögensbarometer im Frühsommer bundesweit rund 2700 Menschen befragen lassen. Rund acht Prozent beurteilten ihre eigene finanzielle Situation als eher schlecht oder schlecht. Etwa jeder Dritte entschied sich für die Antwort "Es geht".
Deutsche sparen wieder mehr
Die hohe finanzielle Zufriedenheit zieht sich durch alle Altersgruppen. Dabei üben sich die Deutschen in Sachen Konsum aber in Zurückhaltung und legen wieder vermehrt Geld auf die hohe Kante. Fast drei Viertel der Befragten gaben an, ihr Ausgabeverhalten in den vergangenen zwölf Monaten nicht verändert zu haben.
Wohlfahrtsverbände kritisieren Umfrage
Aus Sicht der Wohlfahrtsverbände sind die positiven Ergebnisse der Befragung mit der Lebenswirklichkeit großer Bevölkerungskreise nicht in Einklang zu bringen: "Egal, ob Pflege-, Verschuldung oder Sucht: Der Beratungsbedarf wächst", sagt Michael Saitner, Vorstand des Paritätischen Schleswig-Holstein.
Diesen Verdacht weist der DSGV strikt zurück. Schleweis: "Deutschland ist ein Land, dem es im Großen und Ganzen gut geht". Die Wirtschaft boome, der Arbeitsmarkt sei ausgelastet und die Reallöhne in letzter Zeit wieder gestiegen.