Dass Banken einen pädagogischen Auftrag wahrnehmen sollten, erscheint nicht zuletzt, seitdem die globale Finanzkrise das Ansehen von Banken in der Öffentlichkeit stark ramponiert hat, sinnvoll. Einen solchen Bildungsauftrag sehen viele Banken in dem jährlich stattfindenden Weltspartag erfüllt. Die Idee dazu stammt aus den Zwanzigerjahren. Doch noch heute nutzen Sparkassen und private Banken den Weltspartag, um Kunden auf die Bedeutung des Geldanlegens aufmerksam zu machen und für sich zu werben.
Wann ist der Weltspartag 2019?
In Deutschland findet der Weltspartag in diesem Jahr am Mittwoch, den 30. Oktober statt. Eigentlich gilt der 31. Oktober als international gültiges Datum für den Weltspartag. Da es in Deutschland aber zu einer Überschneidung mit dem Reformationstag kommt, wird der Weltspartag hier auf den letzten Arbeitstag davor verschoben.
Viele Geldhäuser haben den Weltspartag zu einer ganzen Sparwoche ausgeweitet. Sie findet in der letzten Oktoberwoche, in diesem Jahr also vom 23. bis 30. Oktober, statt.
Geschichte des Weltspartags
Als der Weltspartag im Jahr 1924 beschlossen wurde, befand sich die Welt in einer politisch wie wirtschaftlich angespannten Zeit. Nach dem Ersten Weltkrieg sahen sich viele Länder mit großen wirtschaftlichen Problemen konfrontiert, die Weltwirtschaftskrise bahnte sich an.
Viele Regierungen machten es sich zur Aufgabe, die Bevölkerung zum Sparen zu motivieren. Dabei ging es vor allem darum, untere Einkommensschichten zu erreichen und das Sparen als volkswirtschaftliche Aufgabe zu betrachten.
Zu diesem Zweck trafen sich Delegierte aus 27 Ländern vom 26. bis 31. Oktober 1924 in Mailand. Auf dem „First National Thrift Congress“ beschlossen sie die Gründung eines internationalen Sparkasseninstituts, dem heutigen World Savings Banks Institute. Um den Spargedanken in die Öffentlichkeit zu tragen, wurde der letzte Tag des Kongresses als Weltspartag („World Thrift Day“) erklärt und ein Jahr später, am 31. Oktober 1925, erstmals begangen.
Worum geht es beim Weltspartag?
Von Anfang an stand beim Weltspartag die Förderung des Spargedankens in der breiten Öffentlichkeit im Fokus. Dieser pädagogische Ansatz ist in den Industrienationen mit der Zeit immer weiter in den Hintergrund gerückt. Heute verteilen Banken und Sparkassen vor allem Werbegeschenke zum Weltspartag, um junge Menschen dazu zu bringen, früh mit dem Sparen zu beginnen.
Vielen Erwachsenen dürfte der Gang mit dem Sparschwein zur Bank noch gut in Erinnerung geblieben sein. Als Belohnung für die Einzahlung erhielten sie von der Bank kleine Geschenke wie Spielzeug, Schulbedarf oder eine neue Spardose. Meist wurde in der Bank sogar ein Sonderschalter für Kinder eingerichtet.
Weltspartag 2019: Was hat es damit auf sich?
Heute haben viele überregionale Banken den Weltspartag weitestgehend abgeschafft. In Zeiten von Onlinebanking und Filialschließungen gibt es immer weniger Menschen, die ihre Bankgeschäfte direkt in der Bank erledigen. Auf dem Land spielt der Weltspartag dagegen nach wie vor eine größere Rolle.
Weltspartag: Welche Banken machen mit?
Traditionell beteiligen sich am Weltspartag sowohl private und öffentlich-rechtliche Geldinstitute sowie Genossenschaftsbanken, zu denen auch Volks- und Raiffeisenbanken gehören.
Über etwaige Aktionen informieren die Banken im Internet oder mit Aushängen in den Filialen. Je nach Geldinstitut können auch unterschiedliche Termine für den Weltspartag gelten. Bei der Sparkasse KölnBonn können Kinder bis 12 Jahre an einem Malwettbewerb teilnehmen und Preise gewinnen. Bei der Sparkasse Hannover erhalten Kinder zwischen sechs und zehn Jahren in diesem Jahr ein Brettspiel geschenkt.
Weltspartag: Tipps für richtiges Sparen
Aus Sicht von Verbraucherschützern eignet sich der Weltspartag vor allem, um Menschen einmal im Jahr dazu zu bringen, einen Finanzcheck durchzuführen. Laut dem aktuellen Schuldneratlas der Wirtschaftsauskunftei Creditreform von 2018 können fast sieben Millionen Menschen in Deutschland ihre Schulden nicht begleichen. In anderen Worten: Jeder zehnte Erwachsene ist überschuldet.
Um gar nicht erst in die Schuldenfalle zu tappen, geben die Verbraucherzentralen in Deutschland Tipps zum richtigen Sparen. Unter anderem raten die Verbraucherschützer zu Vorsicht bei Traumrenditen – diese seien häufig mit einem hohen Verlustrisiko verbunden.
Sparer sollten gründlich prüfen, wie viel Geld sie zur Verfügung haben und über welchen Zeitraum eine Anlage sinnvoll ist. Grundsätzlich gilt: Kreditzinsen sind höher als Sparzinsen. Wer also mit seinem „Dispo“ im Minus steht, sollte erst einmal alles daran setzen, ins Plus zu kommen, bevor er oder sie einen Sparvertrag abschließt. Zudem sollte geprüft werden, ob man gegen alle existenzbedrohenden Risiken wie Arbeitsunfähigkeit oder Haftpflicht abgesichert ist.
Risiken sollten gestreut werden. Das heißt: Wer sein Geld investiert, sollte dies in Anlageprodukte verschiedener Risikoklassen und Laufzeiten tun. Allerdings sollte man dabei die Finger von Produkten lassen, von denen man nichts versteht.
Von Patrick Fam/RND