Rohstoffe Sand und Kies werden in SH knapp

Die CDU-Landtagsfraktion wünscht von Land und Kreisen, mehr Gebiete für eine Ausbeutung freizuhalten. Der Umweltverband BUND entgegnet, lieber alte Baustoffe wiederzuverwerten und auf Straßenbau zu verzichten. Das Land will Flächen sichern, verweist aber auch an die Kreise. "Theoretisch gibt es genug Sand und Kies", sagt Prenzer. "Aber wir kommen nicht ran!" 170 mögliche Abbauflächen von Sand und Kies: 212 Gebiete mit mineralischen Rohstoffen hatte Birgit Kosack-Bohl vom Ingenieurgeologischen Büro ALKO aus Kiel identifiziert. Darunter 170 mit Sand und Kies, sagt sie. "Die wichtigste Region bilden Damsdorf, Tensfeld und Tarbek im Kreis Segeberg." Ein großer Teil wird bereits ausgebeutet oder könnte gut erschlossen werden. Seit 2010 steigt die Nachfrage, und die Produktion: Von 13 Millionen Tonnen Sand und Kies in Schleswig-Holstein auf 16 bis 17 Millionen, davon 6,5 Millionen allein im Kreis Segeberg, sagt Kosack-Bohl. "Das deckt noch den Bedarf, auch weil aus dem Ausland zugekauft wird." Weniger Kieskuhlen, mehr Nachfrage: Derzeit betrage die durchschnittliche Restabbauzeit aller genehmigten Abbauflächen mit Sanden und Kiesen nur etwa acht Jahre. "Damit ist weder eine mittelfristige noch eine langfristige Rohstoffversorgung gesichert." Gleichzeitig würde immer mehr Sand und Kies für Straßenbau, Wohnungsbau und Fundamente von Windkraftanlagen benötigt. "Aber es droht eine Blockade bei der Hälfe der Potenzialflächen." So würden Kreise sie als Landschaftsschutzgebiete ausweisen. "Aber auch Ortslagen und Straßen schränken die Rohstoffgewinnung ein." Lesen Sie auch: Branche alarmiert: Kies wird knapp Lesen Sie auch: Glindemann will wieder nach Kies baggern Lesen Sie auch: Sand, Kies und Steine für kaputte Böschung "Da ist Druck auf dem Kessel!": "Da ist Druck auf dem Kessel!", warnt auch Verbandsvertreter Thomas Prenzer. Es müssten schon Rohstoffe aus Schottland und Norwegen importiert werden. Das sei wenig umweltverträglich. Sand und Kies aus Schleswig-Holstein diene auch anderen wie Hamburg oder Großprojekten wie dem Bau der Fehmarnbelt-Querung. Sein Vorschlag: Erst Kies abbauen, und dann die Flächen naturnah herrichten. Ähnlich sieht es die CDU-Landtagsfraktion. "Es zeichnen sich Verknappungstendenzen ab", warnen Vorsitzender Tobias Koch und die Wirtschaftsexperten Hans-Jörn Arp und Lukas Kilian. Das Land soll in Regionalplänen dem Abbau Vorrang einräumen. In Gesprächen mit den Kreisen soll ein "interessengerechter Ausgleich im Spannungsfeld zwischen Landschaftsschutzgebieten und potentiellen Abbaugebieten geschaffen werden." Auch auf Recycling setzen: Außerdem sollten Land und Kommunen verpflichtend Recyclingbaustoffe einsetzen. Private und gewerbliche Bauherren könnten mit staatlicher Förderung gelockt werden. Das wäre im Sinne des BUND. "Recycling geht vor!", sagt Landesgeschäftsführer Ole Eggers. Es sei nicht gut, große Mengen in den Straßenbau zu stecken. Verantwortungsvoll mit Ressourcen umgehen: Ähnlich denkt Umwelt-Staatssekretär Tobias Goldschmidt. Er hält eine Rohstoffversorgung für wichtig, setzt aber auch auf "verantwortungsvollen Umgang mit Sand und Kies, Vermeidung von Neubauten, alternative Baustoffe und Recycling". Lars Glindemann von der gleichnamigen Abbaufirma aus Grevenkrug sieht die Landesplanung gefordert. Mit hiesigem Sand und Kies seien die Elbphilharmonie in Hamburg gebaut, das UKSH in Kiel und die A7 erweitert worden. Landschaftsschutz verhindert Kiesabbau: Neue Abbauflächen würden von Kreisen mit Verweis auf Landschaftsschutz nicht genehmigt. Und im Entwurf der neuen Regionalplanung reichten die geplanten Abbauflächen nicht aus. Sande und Kiese würden knapp, Bauen teurer. Das Innenministerium will in den Regionalplänen "ausreichend Flächen für den Rohstoffabbau sichern", versichert Sprecher Dirk Hundertmark. Die Kreise müssten aber nicht warten. Anders als bei Windkraft, könnten sie jetzt schon "im Rahmen der fachgesetzlichen Regelungen" Kiesabbau zulassen, auch außerhalb geplanter Rohstoffgebiete. Kreis sieht sich nicht als Bremser: Der Kreis Segeberg zumindest sieht sich nicht als Bremser. Die bisherigen Landschaftsschutzgebiete bestünden seit vielen Jahren, "einige sind mehr als 30 Jahre alt", sagt Sprecherin Sabrina Müller. Gleichzeitig gebe es im Kreisgebiet 57 genehmigte Abbaustandorte für Rohstoffe. Weitere Nachrichten aus Schleswig-Holstein lesen Sie hier.

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