Renate Droegemüller im Montags-Interview Landfrauen im Kreis Plön wollen jünger

Renate Drögemüller (68) aus Ascheberg ist eigentlich ein Stadtkind. Doch vor 20 Jahren zog es sie und ihren Mann in die Plöner Region, wo sie in einem Neubaugebiet wohnen. Dass man ohne traditionellen Hof Landfrau werden kann, begeistert die neue Vorsitzende des Kreislandfrauenverbands, zu dem 13 Vereine und mehr als 2000 Mitglieder gehören. Die Vielfältigkeit der Frauen in ihrem Verband und ihren besonderen Zusammenhalt möchte Renate Drögemüller auch nach außen transportieren. Frau Drögemüller, wie fühlt es sich an, an der Spitze von 2195 Frauen zu stehen? Organisatorisch ist das schon eine Herausforderung. Aber der Kreisvorstand bildet mit seinen neuen Mitgliedern ein gutes Team, von denen einige wiederum lange dabei sind, das ist eine große Unterstützung. Ich bin immer ein bisschen ängstlich am Anfang, aber was soll schon schief gehen? Es macht mir total viel Spaß, Landfrau zu sein. Ich denke mal, dann läuft das auch gut. Lesen Sie auch Montags-Interview: Warum sind weniger Kinder in Sportvereinen, Frau Müller? Hofladen Fargau-Pratjau: Regionale Produkte aus dem Schlemmerlädchen Der Ursprung der Landfrauen war die Landwirtschaft. Aus welchen Bereichen kommen die Frauen heute, die sich bei Ihnen engagieren? Die kommen aus allen Berufen. Das sind Ärztinnen, Gärtnerinnen, Hebammen. Natürlich sind auch Frauen dabei, die auf einem Hof leben. Ich selbst komme aus der Stadt, habe lange im Sekretariat einer Firma gearbeitet, aber der besondere Zusammenhalt der Landfrauen gefiel mir sofort. Ich war gleich mitten im Dorf dabei und fühlte mich heimisch. Der Landfrauenverband Kreis Plön ist einer von insgesamt zwölf Kreisverbänden im Landfrauenverband Schleswig-Holstein und bietet eine Vielzahl an Aktivitäten wie Radreisen oder Vorträge zu Themen wie Klimawandel und Wald für seine Mitglieder an. Seit Frühjahr 2019 gibt es auch die Jungen Landfrauen im Kreis Plön, die gemeinsame Freizeitaktivitäten wie Wassersport, Hula Hoop oder online Escape Room-Spiele für jüngere Frauen auf dem Land organisieren (nähere Informationen unter www.facebook.com/jungeLandFrauenPloen). Da die Landfrauen gerne kochen und backen, gibt es Buchprojekte aus der Küche. Aktuell kann das Backbuch „Apfelduft und Blaubeerblau“ bei Doris Hinrichsen in Boksee unter Tel. 04347/3164 oder per Mail an kontakt@kreislandfrauenverband-ploen.de bestellt werden (Kosten: 17,95 Euro plus Versand). nsc Brauchen diese Frauen noch ein eigenes Forum oder sind sie nicht längst unabhängig und chancengleich? Wir haben großen Zuspruch hier im Kreis Plön und immer neue Mitglieder. Die Frauen finden das toll, was wir machen. Denn über den Landfrauenverband Schleswig-Holstein bewirken wir mit Aktionen und Vorträgen zu gesundheitlichen oder beruflichen Themen als große Masse etwas, vielleicht auch in Richtung Chancengleichheit. Obwohl ich denke, dass das kein Thema ist, welches explizit die Landfrau betrifft. Da sind wir auf dem Land schon ziemlich eigenständig. Das Klischee von der kuchenbackenden Landfrau hält sich dabei hartnäckig wie ein Schwalbennest… Es hat sich aber vieles geändert. Die Landfrauen haben sich weiterentwickelt und machen Reisen oder besuchen Seminare. Kaffee und Kuchen gehören natürlich auch dazu. Das ist besonders auf Veranstaltungen immer noch gern gesehen. Backen können sie, die Landfrauen! Das ist nichts Negatives finde ich. Welche Themen brennen den Landfrauen unter den Nägeln? Weiterbildung ist uns wichtig. Da bieten wir sehr viel über den Landfrauenverband Schleswig-Holstein an. Es gibt Tagesseminare über Konfliktberatung, Kräuterkunde oder auch mehrtägige Qualifizierungen speziell für Frauen im Ehrenamt. Auch eine Schulung zur Büro-Agrarfachfrau ist dabei oder ein Workshop zur Einrichtung von Social Media-Accounts für Landfrauenvereine. Die sozialen Medien sind doch eher ein Thema der ganz jungen Generation… Im unserem Kreisvorstand haben wir ganz neu eine Beisitzerin von den jungen Landfrauen, und das finde ich sehr wichtig. Denn die jungen Landfrauen brauchen wir, die sollen das jüngere Klientel in den Verein holen. In Ascheberg haben wir zum Beispiel im vergangenen Jahr 70 Jahre Vereinsgründung gehabt, da sind schon viele Ältere dabei. Durch eine besondere Wellness-Aktion haben wir uns vor einiger Zeit verjüngt, das war natürlich toll für unseren Verein. Zumal die Frauen alle geblieben sind, weil es ihnen bei uns gefällt. Vegane Ernährung und moderne Landwirtschaft spielen eine immer größer werdende Rolle. Wie viel Traditionsbewusstsein steckt in den Landfrauen? Ich denke, den älteren Landfrauen sind Traditionen sehr wichtig. Das sieht man bei Veranstaltungen wie dem Erntedankfest beispielsweise, wo wir uns um die Erntekrone kümmern. Das wird immer sehr, sehr gut von unseren Landfrauen besucht. Aber Trachten tragen wir nicht mehr. Wir haben unser Landfrauen-Tuch vom Verband und das finde ich auch in Ordnung. Gewollt ist es allerdings, dass die junge Landfrau jetzt als Beisitzerin in unserem Vorstand dafür sorgt, dass die jüngere Generation mit ihren Themen sich mehr einbringt. Wann kommen die Landmänner? Die Männer waren schon immer im Bauernverband organisiert und die Landfrauen sind gerne für sich Unterwegs. Ab und zu dürfen die Landmänner mal zu einem Vortrag mit, wenn ein Platz irgendwo frei ist. Und sie helfen uns beim Aufbauen, wenn wir große Veranstaltungen haben. Dann brauchen wir die Männer, aber da können wir uns gut auf sie verlassen.