Wohngebiet Portland in Laboe: Anwohner wünschen sich Nachbarn

Frank Steffens ist enttäuscht. Nachdem 2014 die ersten Häuser im Neubaugebiet Portland in Laboe fertiggestellt wurden, kauften er und seine Frau dort eine Eigentumswohnung und zogen nach Laboe – sie freuten sich auf ein neues Leben in dem kleinen Ostseeort in einem neuen, schönen Wohngebiet in netter Nachbarschaft. Und jetzt? „Die Wohnungen hier stehen alle leer“, sagt der Rentner, dessen Namen wir geändert haben. Nur zwei feste Nachbarn hätten sie in dem großen Mehrfamilienhaus. Portland befindet sich in direkter Hafennähe in Laboe. Nach Angaben des Amtes Probstei besteht es aus zehn Mehrfamilienhäusern mit insgesamt 70 Wohneinheiten. Bei einem Gang mit Frank Steffens durch die Siedlung fällt eine Wohnung auf, in der mitten am Tag alle Jalousien zugezogen sind. Ein Dienstwagen der Firma FördeFewo parkt vor einem der Wohnhäuser, der Ferienwohnungsvermieter bietet hier mehrere Unterkünfte für Urlauber an. Auch andere Anbieter sind im Internet zu finden. Keine einzige Ferienwohnung ist von der Bauaufsicht genehmigt: Doch von der Bauaufsicht genehmigt ist hier nach Angaben des Kreises Plön keine einzige Ferienwohnung. Vorliegen würden hingegen 18 Meldungen über eine solche Nutzung. Nach erstem Bekanntwerden 2015 ist allerdings nichts passiert. Die FördeFewo erklärt auf Nachfrage, dass sie die Vermietung der Ferienwohnungen lediglich als Dienstleister übernehme: „Die FördeFewo besitzt keine eigenen Wohnungen, sondern vermietet die Immobilien im Auftrag und im Namen der jeweiligen Eigentümer. Wenn ein Eigentümer uns mit der Vermietung beauftragt, gehen wir davon aus, dass dies auch zulässig ist.“ Die Wohnungen, klagt Steffens, seien damals als dauerhafte Wohnungen verkauft worden. „Darauf haben wir uns verlassen.“ Doch mit der Zeit stellte er fest, dass kein Leben in die Siedlung kam. „Es ist total anonym, es kommt kein Gespräch auf“, sagt er und zeigt wie zum Beweis auf die leeren Straßen. „Im Winter ist es hier tot.“ Klagen über ständig wechselnde Nachbarn gab es schon 2016: Ein Blick ins Archiv zeigt, dass eine teilweise touristische Nutzung für Portland von Beginn an politisch gewollt war. Nach einem Bericht gab es jedoch bereits 2016 Klagen über ständig wechselnde Nachbarn. Während sich die Mehrheit der Ortspolitiker für die touristische Vermietung in Portland aussprach, setzte sich die CDU damals für die Dauermieter ein und betonte, dass nur ein kleiner Beherbergungsbetrieb geplant gewesen sei und nicht, „dass in jedem Haus einige Wohnungen vermietet werden“. Lesen Sie auch: "Wir könnten dasselbe nochmal bauen" Heiko Voß, Bürgermeister in Laboe, ist die Situation heute bekannt: „Ich habe Verständnis dafür, dass sich die Bewohner das Leben in Portland anders vorgestellt haben“, sagt er. Es sei immer eine „spezielle Lage“, wenn Ferienwohnungsnutzer auf die Erwartungen der dort lebenden Menschen träfen. Portland, sagt er, „soll kein Maßstab für Laboe sein“ und spricht sich für den Hotelbau aus, um derartige Spannungen künftig zu vermeiden. Dauerwohnungen und Beherbergungsbetriebe in Portland zulässig: Im Bebauungsplan ist Portland als allgemeines Wohngebiet aufgeführt. In einem solchen Bereich können Wohnungen laut Wolfgang Griesbach vom Bauamt des Amts Probstei in erster Linie als Dauerwohnung genutzt werden. Zudem seien Beherbergungsbetriebe wie Ferienwohnungen nach Festsetzung im Bebauungsplan für Portland ebenfalls allgemein zulässig. „Allerdings darf die Ferienwohnnutzung in diesem Fall nicht überwiegen“, sagt er. Das Verhältnis der beiden Nutzungsformen werde dadurch geregelt, dass die Nutzung einer Wohnung als Ferienwohnung beantragt und von der Bauaufsicht des Kreises Plön genehmigt werden müsse. Lesen Sie auch: Zwei Bewerber für den Kiosk am Birkenweg Doch ob Ferienwohnungen in Portland überhaupt erlaubt sind, dazu „gibt es seitens des Kreises Plön und der Gemeinde Ostseebad Laboe aktuell unterschiedliche Auffassungen“, heißt es auf Nachfrage in einem Antwortschreiben des Kreises. Auch als 2015 die ersten Beschwerden eingegangen seien, sei die dortige Vermietung von Ferienwohnungen mit den Festsetzungen des Bebauungsplans nicht vereinbar gewesen. Alles eine Sache der Definition? Zur Begründung zieht der Kreis Plön die Baunutzungsverordnung heran. Danach seien Ferienwohnungen als „nicht störende Gewerbebetriebe“ definiert. Diese sind nach aktuellem Bebauungsplan in Portland allerdings nicht zulässig. Hingegen erklärt die Gemeinde Laboe für „Betriebe des Beherbergungsgewerbes“ eine zulässige Nutzung. Nach Angaben des Kreises Plön dürften „Betriebe des Beherbergungsgewerbes“ gemäß Baunutzungsverordnung aber nur eine baulich untergeordnete Bedeutung gegenüber der vorherrschenden Hauptnutzung (Dauerwohnen) haben. „Dies ist dann der Fall, wenn der Eigentümer eine Wohnung bewohnt und dort Zimmer an Feriengäste vermietet oder die Eigentümerdauerwohnung an die von ihm vermietete Ferienwohnung angrenzt“, führt die Kreisverwaltung beispielhaft auf. Trotz der Einwände hat sich seit 2015 nichts geändert. Der Kreis Plön gibt an, mit der Gemeinde Laboe im Gespräch zu sein, um zu einer „rechtssicheren Lösung für alle Seiten“ zu kommen.