Ausbildung in Corona-Zeiten: Isa Gattermann ist Vikarin in Eckernförde

Isa Gattermann hat aufregende Monate hinter sich. Denn ihr Vikariat bei der evangelischen Kirchengemeinde St. Nicolai in Eckernförde verlief völlig anders als erwartet. Die Ausbildung zur Pastorin der Nordkirche war geprägt von Corona und eingeschränktem Kontakt zu den Gemeindegliedern. Dennoch blickt die 33-Jährige optimistisch auf ihren Examensgottesdienst am Sonntag. Zum ersten Mal seit 27 Jahren hat die Kirchengemeinde in Eckernförde seit April vergangenen Jahres mit Isa Gattermann wieder eine Vikarin. Zu deren klassischer Ausbildung gehörte neben Gottesdiensten, Taufen, Konfirmationen und Beerdigungen auch die Arbeit als Religionslehrerin. Dabei stand ihr Pastor Dirk Homrighausen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite. Lesen Sie auch Eckernförder St.-Nicolai-Kirche will Kulturort in der Stadt werden Konfirmationen in Eckernförde mit Ostseeblick und Rap Neu und überraschend kam für die angehende Pastorin der digitale Kontakt zur Gemeinde hinzu. Auf eine Pandemie war man auch in Nordkirche und vor Ort nicht vorbereitet. „Wir haben dann schnell digitale Videoformate auf die Beine gestellt“, erinnert sich die Vikarin. „Allein unser Angebot für den Gottesdienst an Heiligabend wurde mehr als 1100 Mal geklickt.“ Erst an Pfingsten durfte die Gemeinde den ersten richtigen Gottesdienst seit dem Advent im Inneren der Kirche feiern. Der direkte Kontakt zur Gemeinde war für die Vikarin in der Zwischenzeit schwierig: „Aber die Gemeinde konnte die Entscheidungen, die Corona nötig gemacht haben, nachvollziehen.“ Zwei Seiten der Pandemie: Auf der anderen Seite haben neue Formate wie die Konfirmationsfeiern direkt am Strand oder Gottesdienste unter freiem Himmel vor der Kirche im Stadtzentrum Vikarin Gattermann auch Kraft gegeben und zu neuen Erfahrungen verholfen. „Da kamen immer wieder Touristen, sind stehen geblieben und haben mit uns gesungen und den Gottesdienst gefeiert“, freut sie sich. „Insofern hat uns die Pandemie zwei Seiten aufgezeigt. Wir haben Leute erreicht, die wir vorher vielleicht nicht erreicht haben.“ Derzeit befindet sich die junge Mutter im letzten Drittel ihres Vikariats, wird in der Eckernförder Gemeinde unter anderem noch im Oktober, am Ewigkeitssonntag sowie an Weihnachten predigen. Vor allem aber ist die Seelsorge in persönlichen Gesprächen mit den Gläubigen derzeit die Hauptaufgabe für Isa Gattermann. Dabei habe sie festgestellt, dass es bei vielen Besuchen von Vorteil ist, dass sie neben den Pastoren der Kirchengemeinde die einzige Frau ist, die momentan Seelsorgegespräche anbietet. „Schön, dass das mal eine Frau macht – diesen Satz habe ich ab und an bei den Gesprächen gehört“, erinnert sich Gattermann. Geschichte von Kain und Abel: Wie es nach ihrem Vikariat für Isa Gattermann weitergeht, weiß sie noch nicht. Ab dem 1. Mai kommenden Jahres wird sie eine Stelle als Pastorin antreten. Erst wenige Wochen vorher erfährt sie, in welche Gemeinde die Nordkirche sie für zunächst drei Jahre entsendet. In ihrer Predigt im Gottesdienst am Sonntag ab 10 Uhr in der St. Nicolai-Kirche geht es um die Geschichte von Kain und Abel – den klassischen Brudermord. Die angehende Pastorin will dieses Thema in ihrem Text mit der Frage verknüpfen: „Für wen bin ich die Nächste?“. Unter den Zuhörern wird neben ihrer Familie dann auch ein Prüfer aus dem Landeskirchenamt sitzen, die Predigt bewerten und anschließend mit Isa Gattermann besprechen. „Dieser Teil der Prüfung wird natürlich auch benotet“, sagt Gattermann.