Chronik Eckernförde Lieder für die nationale Identität

In den 1840er-Jahren fanden in ganz Schleswig-Holstein Volks- und Sängerfeste statt, bei denen es um weit mehr ging als nur um das gemeinsame Singen. Die Texte der Lieder hatten nämlich oft politisch nationale Inhalte, die Städte, in denen die Feste stattfanden, wurden entsprechend herausgeputzt. In den Toasts und Reden ging es nicht nur um die nationale Identität, sondern auch um Freiheitsrechte oder die Pressefreiheit. Sängerfest Eckernförde: Organisator war Heinrich Hansen: 1845 fand auch in Eckernförde ein Sängerfest statt. Der Organisator vor Ort war der als „Literat Hansen“ bekannte Heinrich Hansen, der sich als Redakteur des „Eckernförder Wochenblatts“ nicht nur für die schleswig-holsteinische Sache engagierte, sondern auch in der Lokalpolitik. Am Sonntag, es war der 1. Juni, bot die Stadt, so schrieb Hansen später, „einen außergewöhnlich schönen Anblick dar. Die Schiffe und Böte im Hafen und an den Brücken hatten sich auf’s Vollständigste mit Flaggen geschmückt, ebenso wehte von den drei nördlich von der Stadt liegenden Windmühlen die schleswig-holsteinische Landesflagge rot-weiß-blau, aus allen Häusern und Dächern der Stadt aber, mit Ausnahme einiger abgelegener Gäßchen, wehten schöne Flaggen, mehrentheils mehrere, wenigstens zwei vor jedem Hause.“ Festzug mit 220 Sängern von verschiedenen Liedertafeln des Landes: Zudem waren an den Eingängen zur Stadt geschmückte Ehrenpforten aufgestellt worden. Festlokal war der „Gasthof Stadt Hamburg“. Dabei handelte es sich nicht um das noch vielen bekannte Hotel gleichen Namens und spätere Kino, sondern um ein Gebäude, das dort stand, wo sich heute das Postgebäude befindet. Ganz in der Nähe lag damals auch die „Schützenwiese“, die „dem Comité als Festplatz eingeräumt war.“ Liedvorträge mit "stark deutschnationaler Tendenz": Am folgenden Tag fand ein großer Festzug statt, an dem 220 Sänger von verschiedenen Liedertafeln des Landes teilnahmen. Den Festzug führte der damalige Bürgermeister „zu Pferde“ an. Auf dem Festplatz angekommen war eigentlich eine Festrede geplant, doch stellte man diese angesichts eines drohenden Regenschauers zurück und begann mit den Liedvorträgen. „Die Liedvorträge mit stark deutschnationaler Tendenz wechselten mit Trinksprüchen, von denen viele politisch eingefärbt waren“, so schreibt Horst Slevogt in seiner Stadtchronik. Deutschlandlied erstmals öffentlich gesungen: „Von besonderem historischen Interesse ist, dass in Eckernförde das Deutschlandlied ‚Deutschland, Deutschland über alles‘ gesungen wurde, das Hoffmann von Fallersleben erst vier Jahre zuvor auf dem britischen Helgoland gedichtet hatte, möglicherweise zum ersten Mal in der Öffentlichkeit.“ Die Schleswig-Holstein-Fahne, die überall in Eckernförde zu sehen war und die die Zusammengehörigkeit der beiden Herzogtümer symbolisieren sollte, war vermutlich erst im Jahr zuvor auf dem Sängerfest in Schleswig eingeführt worden. Dort hatte man auch das „Schleswig-Holstein-Lied“ erstmals gesungen. Die Verwendung der blau-weiß-roten Fahne wurde Ende Juli 1845 von der dänischen Regierung verboten. Lesen Sie auch: Chronik Eckernförde - Probefahrt auf Torpedojäger endet mit einer Tragödie Chronik Eckernförde - Mit der Kleinbahn raus ins Grüne Chronik Eckernförde - Diskussion um einen Schlachthof Weitere Nachrichten aus der Region finden Sie hier