Dänschenhagen: Polizei warnt vor Betrügern in

Auf dem Markant-Parkplatz schieben Kunden ihre Einkaufswagen zum Auto. Oft hängt eine Tasche griffbereit im Gefährt. Für Diebe mag das geradezu wie eine Einladung wirken. Jörg Fischer und Holger Tramm, beide von der Präventionsstelle der Polizeidirektion Neumünster, haben die Szenerie an ihrem Info-Stand am Dienstagmorgen im Blick. Immer wieder kommen Menschen vorbei, um sich nach der Aktion zu erkundigen, von eigenen Erfahrungen zu berichten oder zumindest einen Gratisstift mitzunehmen. Dabei kommen die zwei Polizisten mit den Passanten ins Gespräch. Auch Hubertus von der Decken (76) plauscht nach seinen Besorgungen im Supermarkt noch mit den Beamten angeregt über Einbrüche und Diebstahl. Fischer beschreibt eine typische Szene aus einem Discounter: „Man beugt sich gerade über das Gemüseregal – und schon greift der Täter zu.“ Gern gingen die Diebe arbeitsteilig vor, wie der Polizeioberkommissar erklärt. Einer lenke den Kunden ab, ein Komplize schnappe sich indes die Geldbörse oder gleich die komplette Handtasche aus dem unbeaufsichtigten Einkaufswagen und der Dritte im Bunde kümmere sich ums Wegschaffen der Beute. „Häufig findet man die Tasche später in der Nähe des Discounters wieder“, so der 57-Jährige. Die Täter haben es auf Bares und die EC-Karte abgesehen. Denn zu oft verwahren gerade Senioren unvorsichtiger ein Zettelchen mit der Pin-Nummer im Portemonnaie – so können die Kriminellen gleich Geld vom Konto abheben. Lesen Sie auch Falsche Polizisten am Telefon Geldbörsen aus Hosentaschen: Und die dreisten Täter stibitzen laut Polizeidirektion nicht bloß aus Einkaufswagen, sondern entwenden Geldbörsen mittlerweile auch gezielt aus Jacken- und Hosentaschen. Demnach wurden von Januar 2020 bis Juni dieses Jahres allein für den Bereich Molfsee/Bordesholm 45 ähnlich gelagerte Fälle gemeldet. Allerdings kommen diese Fälle nach Angaben der Polizeidirektion mittlerweile gehäuft im ganzen Land vor. Hubertus von der Decken ist von der Info-Aktion der Polizei ganz angetan, der Kaltenhofer lobt „die Präsenz“. Fischer und Tramm bieten die Abzocke-Aufklärung im Wechsel mit ihren Kollegen gut zwei Wochen lang im Gebiet der Polizeidirektion an. Es umfasst die Stadt Neumünster und den Kreis Rendsburg-Eckernförde – auch in Gettorf und Altenholz sind Beamte auf Tour. Aufklärung über den Enkeltrick: Dabei klärt die Polizei ebenso über hinterhältige Maschen wie den Enkeltrick auf. Betrüger rufen meist bei älteren und allein lebenden Menschen an und geben sich als Verwandte oder auch gute Bekannte aus. Immer mit der Bitte um Bargeld. Vorgetäuscht wird ein finanzieller Engpass oder eine Notlage. Die Täter schicken einen Boten vorbei, der das Geld abholt. Hat das Opfer nicht genug Bares zu Hause, wird es aufgefordert, Geld vom Konto abzuheben. Die Betrüger sind oft überzeugende Profis. „Eine Dame ist dreimal auf den Trick reingefallen“, berichtet Fischer. Sie soll um Bargeld und Wertgegenstände in Höhe von insgesamt 180000 Euro erleichtert worden sein. Einige Abzocker geben sich auch als „falsche Polizisten“ aus, um an Geld oder Wertsachen zu kommen. Durch raffinierte Technik erscheine bei Anrufen sogar eine vermeintlich seriöse Rufnummer auf dem Display. Fischer: „Wenn wir anrufen, sieht man dort nie die 110.“ Er betont zudem, dass die Polizei sich am Telefon niemals erkundige, ob sich Bargeld oder Wertsachen im Haus befinden. Falsche Gewinnversprechen am Telefon: Ein weiterer Trick sind falsche Gewinnversprechen am Telefon. Die Betrüger locken ihre Opfer mit hohen Gewinnen. Der Masche: Vor der Übergabe werden die Betroffenen aufgefordert, eine Gegenleistung zu erbringen. Sie sollen Gebühren bezahlen, kostenpflichtige Telefonnummern anrufen oder an Veranstaltungen teilnehmen, auf denen minderwertige Waren zu überhöhten Preisen angeboten werden. Mitunter wird laut Polizeidirektion von den Geschädigten auch eine Anzahlung in Form von Google-Play-Karten gefordert. Die Tipps der Beamten: Betroffene sollten sich am Telefon nicht unter Druck setzen lassen und lieber den Hörer auflegen, wenn ihnen der Anruf merkwürdig erscheint. Persönliche finanzielle Verhältnisse sollten kein Thema sein. „Übergeben Sie niemals Geld und Wertgegenstände an unbekannte Personen“, raten die Beamten. Und: Wer unsicher ist, sollte besser gleich die Polizei unter 110 (ohne Vorwahl) oder die örtliche Dienststelle anrufen. Von Jan Torben Budde