Eckernförder Fleischerei Johannsen schließt

Die Stadt-Fleischerei Johannsen, mehr als 60 Jahre im Geschäft, öffnet am Sonnabend, 30. April, zum letzten Mal. Damit schließt das letzte eigenständige Fleischereifachgeschäft in Eckernförde. Einen Nachfolger haben die Inhaber, Jörg und Silvia Johannsen, bislang nicht gefunden. Was aus dem Laden in der Prinzenstraße wird, ist noch offen. Viele Stammkunden sind traurig. Johannsen war bekannt für traditionelle Fleisch- und Wurstwaren und bot auch einen Mittagstisch an. Wirtschaftlich florierte das Geschäft. „Von Corona haben wir sogar noch profitiert“, berichtet Jörg Johannsen. „Und die Kunden schätzen uns.“ Ausschlaggebend dafür, die Fleischerei jetzt aufzugeben, waren für das Ehepaar kostenintensive Auflagen für den Betrieb, die mit einer Frist umzusetzen waren. Nachfolge-Probleme in der Branche: „Wir haben immer gerne investiert und würden es auch wieder tun“, sagt der 61-Jährige. Aber ohne einen Nachfolger mache das kurz vor dem Ruhestand keinen Sinn. Wie viele Handwerksbereiche ist die Fleischerei-Branche von Nachwuchs-Problemen betroffen. „In den vergangenen 20 Jahren haben etwa zehn Betriebe in Rendsburg-Eckernförde aufgegeben“, sagt Innungsmeister Arno Behrens. Hinzu kämen Auflagen vom Kreis, die von vielen kleineren Betrieben nicht mehr zu schaffen seien, so der Groß Wittenseer. Eckernförde ist vom Sterben der handwerklichen Fleischereien besonders betroffen. Vor Johannsen schlossen bereits die Betriebe Flügge, Hoyns, Christensen, Meyer und Holtorf. Was im Ostseebad jetzt bleibt, sind Fleischtheken in Lebensmittelmärkten und der Wochenmarkt. Viele der verloren gegangenen Betriebe blickten auf eine lange Tradition zurück, fanden aber keinen Nachfolger. 1959 eröffnete das erste Geschäft: Auch Johannsen war seit mehr als 60 Jahren in Eckernförde angesiedelt. 1959 eröffneten die Eltern von Jörg Johannsen zunächst ein Geschäft in der Rendsburger Straße 9 (heute Wohnbauprojekt „Alte Brauerei“). Bereits 1967 folgte der Umzug in die Prinzenstraße 61, wo die Johannsens auf eigenem Grund eine moderne Fleischerei neu bauen ließen. Besonderen Wert legten sie auf Holsteiner Spezialitäten wie Angelner Katenrauchmettwurst und Aalrauchmettwurst, die sie nach eigenen Rezepten herstellten. „Damals wurde viel für den Versandhandel produziert und auch für die Butterfahrten“, erinnert sich Jörg Johannsen. 1989 eröffnete er mit seiner Frau Silvia die Stadt-Fleischerei Johannsen in der Kieler Straße mit einer Heißen Theke und einem breiten Fleisch-, Wurst- und Salat-Angebot. Nachdem hier 2014 an die Apollo-Optik verpachtet wurde, konzentrierte sich das Ehepaar wieder auf das Stammhaus in der Prinzenstraße und baute dort das Geschäft mit Party-, Catering- und Veranstaltungsservice aus. Quickborner holten hier den Weihnachtsbraten: Stammkunden schätzten die traditionell hergestellten Fleisch- und Wurstwaren. So wie Günther und Karin Poggensee aus Quickborn, die seit 50 Jahren an der Eckernförder Bucht campen. „Wir haben immer bei Johannsen eingekauft“, erzählen sie, während sie sich noch einmal mit Aufschnitt und einem Mittagstisch eindecken. „Sogar im Winter sind wir hergefahren, um unseren bestellten Weihnachtsbraten abzuholen.“ Silvia und Jörg Johannsen fällt es schwer, sich von den treuen Kunden zu verabschieden. Andererseits freuen sie sich auf einen neuen Lebensabschnitt. Die zehn Beschäftigten haben alle schnell eine neue Arbeit gefunden. „Wir hatten Glück, dass wir das Stammpersonal über Jahrzehnte halten konnten“, ist Johannsen dankbar. Alternative für „Essen auf Rädern“ gefunden: Eine Alternative wurde inzwischen für den „Essen auf Rädern“-Service gefunden. Auf Vermittlung von Bürgermeister-Bewerber Klaus Sälzer, der in seiner Sprechstunde von der Aufgabe der Fleischerei erfuhr, weitet jetzt Matthias Körner, der mit seiner Frau Loubna im Technik- und Ökologiezentrum im Süden Eckernfördes den Körner-Garten betreibt, seinen Lieferservice bis Borby aus. „Wir bieten täglich ein Fleisch- und ein vegetarisches Gericht sowie eine Suppe an – alles frisch zubereitet“, sagt Körner. Was aus dem Fleischerei-Betrieb in der Prinzenstraße wird, ist bislang noch unklar. „Wir hoffen, dass hier in anderer Form etwas weitergeführt werden kann“, sagt Johannsen. Es gebe Gespräche, aber noch nichts Spruchreifes.