Imland-Klinik: Kreistag von Rendsburg-Eckernförde votiert für Szenario 5

Am Montagabend hat der Kreistag Rendsburg-Eckernförde eine umstrittene Entscheidung getroffen. Mit den Stimmen von CDU, FDP sowie einzelnen Abgeordneten von Grünen und SSW, die ihren Fraktionszwang zuvor aufgehoben hatten, hat der Kreistag in Sachen Imland-Klinik mit 34 Ja- zu 24 Nein-Stimmen und einer Enthaltung grünes Licht für das Szenario 5 gegeben. Das beschlossene Vorhaben sieht eine Konzentration der medizinischen Angebote der angeschlagenen Imland-Klinik am Standort Rendsburg vor. In Eckernförde sollen noch Innere Medizin, Notaufnahme, Geriatrie, Psychiatrie und Schmerztherapie bleiben, alle anderen Abteilungen inklusive der Geburtshilfe in der Kreisstadt gebündelt werden. Ein Antrag der Wählergemeinschaft WGK, die Entscheidung zu vertagen, wurde zwar von SPD und Linken unterstützt, fand aber knapp keine Mehrheit. Insbesondere CDU und FDP drückten aufs Tempo und forderten eine Entscheidung. Zeitweise verfolgten mehrere Hundert Zuschauer die Debatte im Livestream, sodass die Übertragung abriss und die Sitzung mehrmals unterbrochen werden musste. Rendsburg-Eckernförde: Bürger wollen Standort erhalten: Gleich zu Beginn der Sitzung hatten sich mehrere Bürger mit dem Appell zu Wort gemeldet, die Entscheidung zu vertagen und den Standort Eckernförde in seiner bestehenden Form zu erhalten. Der Kreistag solle bei diesem weitreichenden Beschluss nichts übers Knie brechen, so der Tenor. Dazu gab es Applaus von SPD und Linken, die sich bereits vor Wochen klar gegen das Szenario 5 ausgesprochen hatten. CDU-Fraktionschef Tim Albrecht drängte dagegen auf eine schnelle Entscheidung: „Die CDU hat immer angekündigt, noch vor Ostern abstimmen zu wollen. Unsere Klinik blutet aus“, warnte Albrecht und ergänzte mit Blick auf bekanntgewordene Kündigungen am Standort Eckernförde: „Ich sage, wir haben keine Zeit, die Entscheidung zu verschieben.“ Lesen Sie auch Neuer Chef der Imland-Psychiatrie: „Gute Angebote an beiden Standorten“ Rendsburg-Eckernförde: Kreistagssitzung mit Demo und stockendem Livestream Die SPD blieb bei ihrem Nein zum Szenario 5. Iris Ploog, SPD-Fraktionschefin und Bürgermeisterkandidatin in Eckernförde, sprach sich für weitergehende öffentliche Anhörungen von Experten in weiteren Sitzungen aus. „Viele Stimmen sind laut geworden, die man nicht ignorieren kann“, sagte Ploog. „Und auch 3000 Menschen, die in Eckernförde auf die Straße gegangen sind, kann man nicht ignorieren“, so die SPD-Fraktionschefin mit Blick auf eine Pro-Imland-Demo am Sonnabend. Ploog warf der Landesregierung vor, dass diese bereits im vergangenen Jahr 46 Millionen Euro für das Szenario 1 mit Erhalt der Geburtshilfe in Eckernförde zur Verfügung hätte stellen können. Tina Schuster, Fraktionschefin der Liberalen, sprach sich trotz der emotional geführten Debatte für eine „sachliche Entscheidung“ aus und bekräftigte den Standpunkt der Liberalen: Das Szenario 5 stelle beide Standorte mit einer medizinischen Versorgung sicher auf. Zudem verhindere des Konzept Doppelstrukturen. Schuster appellierte an die Eckernförder Beleghebammen, das Angebot wahrzunehmen und nach Rendsburg zu wechseln. Dafür erntete sie Zwischenrufe aus dem Publikum. „Für ein Weiter so wird es kein Geld vom Land geben“, so Schuster mit Blick auf die 50-Millionen-Euro-Zusage der Landesregierung für Szenario 5. Imland-Klinik: Trennlinien laufen quer durch die Fraktionen: Die Klinikleitung hatte im Vorfeld betont, dass der Standort Eckernförde nur mit dem Szenario 5 wirtschaftlich betrieben werden könne. In der Politik war die Beschneidung des Standorts im Ostseebad von Anfang an heftig umstritten. Auch im Kreistag zeigte sich, dass die Trennlinien quer durch die Fraktionen liefen. Neben den Grünen stimmten auch die zweiköpfige SSW-Fraktion nicht geschlossen ab. Mit teils stockender Stimme unterstrich SSW-Fraktionschef Michael Schunck, wie schwer den Abgeordneten die Imland-Entscheidung gefallen sei. „Den 61 Abgeordneten wurde eine schwere Bürde auferlegt.“ Er habe darüber nachgedacht, sein Mandat kurz vor der Sitzung niederzulegen, so Schunck. „Aber ich stelle mich meiner Verantwortung.“ Ob am Montag das letzte Wort in Sachen Imland gefallen ist, wird sich zeigen. Bereits im Vorfeld der Abstimmung hatten Betroffene angekündigt, ein Votum zum Szenario 5 mit einem Bürgerentscheid wieder kippen zu wollen. Von Paul Wagner und Marc R. Hofmann