Mai-Kundgebung Eckernförde: DGB kritisiert Umgang mit der Imland-Klinik.

Mit einem Appell für Frieden und auskömmliche Arbeitsbedingungen startete am Sonntag in Eckernförde die 1.-Mai-Feier der Gewerkschaften. Bei einer zentralen Kundgebung an der Hafenspitze kritisierte der örtliche DGB-Vorsitzende Bodo-Christian Petersen das Verhalten von Kreis und Land bei der Weichenstellung für die Zukunft der Imland-Klinik Eckernförde. Der Gewerkschafter beklagte den Sanierungsstau am Krankenhaus, der hausgemacht sei. Vor vier Jahren vom Land versprochene 20 Millionen Euro seien ein Jahr später aus dem Krankenhausbedarfsplan nicht freigegeben worden. „Die Landesregierung spart die Klinik kaputt“, sagte Petersen. Und fügte an: In den vergangenen 20 Jahren seien 20 Prozent der Geburtsstationen in Schleswig-Holstein geschlossen worden. Bürgerbegehren Imland „nicht torpedieren“: Scharfe Kritik übte der DGB-Ortsvorsitzende auch an Landrat Rolf-Oliver Schwemer, der versuche, das angelaufene Bürgerbegehren für die Imland-Klinik Eckernförde „zu torpedieren“. „Wir brauchen vielmehr jemanden, der den Kreis wieder zusammenführt“, forderte Petersen unter dem Applaus von rund 150 bis 200 Teilnehmern der Mai-Demonstration. Als Hauptredner rief Philipp Thom, Geschäftsführer der Region Nord der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), dazu auf, Flüchtlinge aus der Ukraine zu unterstützen und ihnen eine faire Chance auf gute Arbeit zu geben. Vor dem Hintergrund der Wirtschaftsprobleme durch gestörte Lieferketten und Personalausfälle unterstrich Thom, dass es den Gewerkschaften gelungen sei, dass das Kurzarbeitergeld verlängert und erhöht wurde. Energiewende darf Gesellschaft nicht spalten: Allerdings sind im Hotel- und Gaststättengewerbe während der Pandemie über 25 Prozent der Beschäftigten in andere Wirtschaftszweige abgewandert. „Wer am Personal spart, spart am falschen Ende“, appellierte der NGG-Geschäftsführer. Er sagte dies auch mit Blick auf die Transformationskosten für die Klimawende. Diesen Prozess über eine Erhöhung der Verbrauchskosten abzuwickeln, sei von den Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nicht zu bewältigen, warnte er. Hier müssen das Prinzip gelten: „Wer viel leisten kann, muss auch viel leisten“. Sonst führe die Energiewende zu einer Spaltung der Gesellschaft, so Thom. Erinnerung an Opfer des Faschismus: Zuvor hatten sich die Mai-Teilnehmer auf dem Borbyer Petersberg am Denkmal für die Opfer des Faschismus getroffen. Der Stein erinnert nicht nur an zwei Eckernförder, die während des Kapp-Putsches 1932 ums Leben kamen, sondern auch an zwei Landarbeiter, die am „Deutschen Tag“ der NSDAP in Eckernförde beim Sturm auf das Gewerkschaftshaus getötet wurden. Dass mehrere 1000 Menschen die Beerdigung begleiteten, wertete der ehemalige DGB-Vorsitzende Horst Kunze als Zeichen, dass „die Kraft des Widerstands da war“. Doch sie reichte nicht aus. 1933 wurde die Gewerkschaften von den Nationalsozialisten zerschlagen. Was folgte, waren Massenverhaftungen. In Eckernförde wurden Männer wie der Sozialdemokrat Richard Vosgerau und die Kommunisten Heinrich Otto und Hermann Ivers Opfer des NS-Regimes. Eine neue Tafel am Gedenkstein erinnert nicht nur an sie, sondern auch an drei Verfolgte, die in die Sowjetunion in ein vermeintlich sicheres Exil flohen. Otto und Hilde Faehse sowie Helmuth Kock fanden dort durch den stalinistischen Terror den Tod. Angesichts „erschreckender Tendenzen“ in anderen Ländern, rief Kunze dazu auf, im Kampf gegen Rechts nicht nachzulassen. Petersen zitierte später Willy Brandt: Koexistenz sei nicht nur eine unter mehreren akzeptablen Möglichkeiten, sondern die einzige Chance zu überleben. Nach zwei Jahren Corona-Pause zeigten die Gewerkschaften erstmals wieder öffentlich Flagge am 1. Mai in Eckernförde. Musikalisch unterhielten an der Hafenspitze die Gruppe FolksBegehren und der Liedermacher Rainer Beuthel.