Schacht-Audorf: Servierroboter Bella hilft gegen den Fachkräftemangel

Bella ist etwa kindsgroß, zeigt ein freundliches Katzengesicht auf ihrem Bildschirm und miaut, wenn man ihr über die Stummelohren streichelt. BellaBot, wie das Modell des chinesischen Herstellers Pudu mit vollem Namen heißt, ist ein Servierroboter, der Gastronomiebetrieben helfen soll, dem Fachkräftemangel zu begegnen. Ein Unternehmen aus Schacht-Audorf gehört jetzt zu den ersten, die Bella in Deutschland vertreiben und bereits ein großes Interesse von Betrieben aus der Region verzeichnen. „Wir haben bereits zwei der Roboter verkauft und schon 46 weitere Anfragen“, sagt Ruwen Prochnow, Geschäftsführer der Firma Eventfittery. Am Unternehmenssitz in Schacht-Audorf hat das Unternehmen eine Art Restaurant-Parcours aufgebaut, um die intelligente Maschine präsentieren zu können. Auf der Branchenmesse Internorga, die am Wochenende in Hamburg startet, will Prochnow weitere Kunden für das Produkt werben. Schacht-Audorf: BellaBot könnte helfen, den Fachkräftemangel in der Region zu entschärfen: Zu den ersten Interessenten gehört Enrico Dimmer. Er führt das Landhaus Bredenbek im Kreis Rendsburg-Eckernförde und ist in der Region als Caterer tätig. Dimmer kann sich die Anschaffung ernsthaft vorstellen. „Bella spricht mich optisch an“, sagt der Gastronom. Alles Weitere soll in einem Test im Betrieb geklärt werden. „Wir müssen im ländlichen Raum sehen, wie die Leute darauf regieren.“ Prochnow weiß um das Interesse, aber auch die Befürchtungen von Gastronomen und Gästen: „Ein Roboter polarisiert“, sagt er. Er habe sowohl Gäste erlebt, die nur von Bella bedient werden wollen, als auch solche, die mit der Blechbüchse (noch) nichts zu tun haben wollen. Im Anbetracht des Fachkräftemangels könnten Servierroboter eine Lösung sein, um vorhandenes Personal zu entlasten und den Service zu verbessern. „Bella ist nicht dazu gedacht, Menschen zu ersetzen“, sagt Prochnow. Die Aufnahme der Bestellung und je nach Konzept auch die Ausgabe von Speisen und Getränken vom Roboter könne weiter von Personal übernommen werden. „Das wird dafür vom Tragen der Tabletts entlastet und hat mehr Zeit für den Service am Tisch“, so der 34-Jährige, der voller Begeisterung für das Konzept ist. „Während das Servicepersonal noch mit den Gästen spricht, kann Bella abgeräumtes Geschirr wegbringen oder schon die nächste Bestellung ausliefern.“ Im Showroom in Schacht-Audorf gleitet Bella sanft über den Boden, stoppt sofort, wenn sich ein Hindernis im Weg befindet und wendet dem Gast elegant den Rücken zu, um den Griff auf ihre Tabletts zu erleichtern. Eine Ansage via Lautsprecher und LEDs machen die Nutzung auch für ungeübte Gäste intuitiv möglich. Dazu ist laut Unternehmen nur eine einmalige Einrichtung erforderlich. Bei Defekt schnell repariert – Kosten bleiben im Vergleich gering: Knapp 1,30 Meter groß und 55 Kilogramm schwer, soll Bella etwa 40 Kilogramm tragen können, ihr Akku zwölf Stunden durchhalten und in weniger als einer Minute gewechselt werden können. Zigarettenpause und Urlaub fallen weg, und sollte es einmal einen Defekt geben, verspricht Prochnow einen Austausch vor Ort binnen 20 Stunden. Dafür ruft er inklusive Mehrwertsteuer knapp 20.000 Euro auf. Eine stolze Summe, die sich aber im Vergleich mit Personalkosten relativiert. Im Leasing für Gastronomen werden etwa 300 Euro netto pro Monat fällig. „Das ist weniger als eine 450-Euro-Kraft, die ich außerdem im Moment gar nicht bekomme“, sagt Enrico Dimmer. Er sucht händeringend nach Personal, Fachkräfte genauso wie Aushilfen. Derzeit muss er immer wieder Aufträge absagen, weil er nicht genug Mitarbeitende findet. „Dabei haben wir nach Corona was aufzuholen“, sagt er. Lesen Sie auch Kreis Rendsburg-Eckernförde: Nachfrage nach Corona-Tests weiter hoch Kieler Köche: Warum Horst-Günter Kloß sich für den Nachwuchs engagiert BellaBot könnte dabei helfen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Servierroboter auch lieferbar ist. In Schacht-Audorf erwartet man eine Lieferung von 30 Stück Ende Mai. BellaBot steckt derzeit noch in Shanghai fest.