Zum ersten Mal zur Spargelernte: So stellt sich unser Reporter an

Naja. Eigentlich mache ich mir gar nicht so viel aus Spargel. Aber: Man soll ja alles im Leben mal mitgemacht haben, und von der Spargelernte hört man, dass diese wohl recht beschwerlich sei. Gut, dass die neuen Spargelbauern Rixa Gräfin von Baudissin und ihr Mann Wolf-Oliver Graf von Baudissin mich auf dem Augustenhof mal unter die Folie lassen. „Es ist eigentlich ganz einfach“ – eigentlich ... Dort ist die Erde dank der schwarzen Abdeckungen aus endlosem Kunststoff lauwarm. Beste Bedingungen für den Spargel. „Eigentlich ganz einfach“, erklärt mir Graf von Baudissin die wichtigsten Handgriffe für die Ernte. „Man nimmt zwei Finger, steckt sie direkt neben dem Kopf des Spargels in die Erde und zieht sie beiseite. Das Ganze dann noch einmal an derselben Stelle.“ Anschließend ist neben dem Kopf ein etwa zehn Zentimeter tiefes Loch. Ich erfahre, dass es bei der Spargelernte darum geht, die Stangen möglichst in der gleichen Länge unter der Erde abzuschneiden, ohne dabei die anderen Triebe der Pflanze zu beschädigen, die in den nächsten Tagen an die Oberfläche kommen sollen. „Wenn man die Spitze freigelegt hat, wird das Messer direkt daneben senkrecht in die Erde eingestochen“, sagt Graf von Baudissin. „Man muss das Spargelmesser so etwa 30 Zentimeter tief einstechen und dann hebeln.“ Was der Gutsbesitzer bereits perfekt beherrscht, ist für mich Neuland. Aber immerhin: Es klappt auf Anhieb – zumindest wenn man wie ich ein wenig in der Erde stochert, bevor die Stange durch ist. Das Besondere an der Spargelernte ist offenbar, dass man nicht wirklich sieht, was man da tut. Erfahrene Spargelstecher schaffen es, stundenlang die Stangen in immer nur wenigen Sekunden auf nahezu exakt die gleichen Längen zu schneiden. Während ich noch mit dem Messer hantiere, bereiten die Erntehelfer des Augustenhofs wenige Meter weiter das Feld für den Saisonstart vor. Alle Erdwälle sind mit Folie bedeckt und sollen ab dem nächsten Morgen etwa sechs Wochen lang abgeerntet werden. Die rund 500 Meter langen Folien werden dabei immer wieder genutzt. Bis zu 14 Jahre beziehungsweise Ernten hält der Kunststoff durch, bevor er zum Recycling geht. Ohne die Folien geht es nicht, da der Erdwall darunter warm gehalten werden muss und der Spargel gleichzeitig nicht ans Licht darf. Eine Maschine hilft: „Zur Ernte nutzen wir dann sogenannte Spargelspinnen“, erklärt von Baudissin. „Damit wird die Folie in einem kleinen Bereich angehoben und wenige Meter weiter wieder abgelegt.“ Die etwa fünf Meter langen Maschinen fahren automatisch über die Erdwälle, werden von den Erntehelfern gesteuert und haben Ablagen für die Spargelkisten. Lesen Sie auch Auf dem Augustenhof in Osdorf wird Spargel geerntet Eckernförder Fleischerei Johannsen schließt Trotz der Technik ist und bleibt die Spargelernte Handarbeit, mit Spargelmesser und in Kniehöhe. Anders geht es nicht. Vier Mitarbeiter aus Polen haben die Gutsleute auf dem Augustenhof zu Festgehältern für die Ernte in dieser Saison angestellt. Es sind dieselben Mitarbeiter, die seit Jahren auch bei der Weihnachtsbaumernte auf dem Hof helfen. Schockwanne mit zwei Grad: Wichtig ist, dass die frisch geernteten Stangen schnell ins kalte Wasser kommen, damit sie ihre bleiche Farbe nicht verlieren und rot oder grün werden. „Das Wasser in der sogenannten Schockwanne hat zwei Grad“, sagt Graf von Baudissin. Von dort aus geht es weiter zum Waschen, Schneiden und Sortieren, bevor die Stangen direkt im Hofladen verkauft werden. So ein paar Stangen aus der Erde zu ziehen, ist eigentlich leichter als gedacht. Aber: Stunden-, tage und wochenlang geht diese Arbeit ganz sicher auf die Knochen. Mein Respekt geht ganz sicher an die Erntehelfer, die diesen Job übernehmen, damit die Spargelfans ihr Lieblingsgemüse frisch auf den Tisch bekommen.