Aktivregion Holsteiner Auenland fördert Gedenken an tote Zwangsarbeiterkinder von Wiemersdorf

Zum dritten Mal hat die Aktivregion Holsteiner Auenland ihr Regionalbudget zur Förderung von Kleinstprojekt ausgeschüttet. 15 Vorhaben werden daraus bezahlt, auffallend viele darunter in Segeberger Gemeinden. In Bad Bramstedt kann nun auf dem Friedhof eine Gedenkstätte für die toten Zwangsarbeiterkinder angelegt werden, die in Wiemersdorf in einer „Ausländerkinder-Pflegestätte“ in den Jahren 1943 bis 1945 verhungert oder an Typhus gestorben waren. Insgesamt 200.000 Euro umfasst das Regionalbudget, das einmal im Jahr vom Projektbeirat der Aktivregion verteilt wird. Die Nachfrage war in diesem Jahr so hoch wie nie: 30 Anträge sind aus allen Ämtern und Städten der Aktivregion eingegangen, jeweils zur Hälfte von privaten und öffentlichen Trägern. 15 dieser Projekte bekamen in einer Online-Sitzung des Beirates den Zuschlag. Eins sticht besonders heraus: eine Gedenkstätte für Kinder von Zwangsarbeitern, die ihren Müttern entrissen und in Wiemersdorf in der alten Ziegelei in einer sogenannten „Ausländerkinder-Pflegestätte“ leben mussten. Wie der Bordesholmer Historiker Uwe Fentsahm herausfand, hatten die Kinder, einige noch im Säuglingsalter, kaum Überlebenschancen. Ihre Ernährung bestand täglich aus einem Stück Zucker und einem halben Liter Milch. Und Fentsahm weiß, dass die Kinder nicht mal dies regelmäßig bekamen. Der Wiemersdorfer Bürgermeister Hans Schümann – verantwortlich für das sogenannte „Kinderheim“ – habe ihnen die Rationen vorenthalten und die Kinder unter erbärmlichen Bedingungen leben lassen. Nach Kriegsende nahmen befreite polnischen Zwangsarbeiter Rache und erschlugen ihn. Massengrab mit 15 Kinderleichen und acht Erwachsenen: 15 Kinderleichen wurden auf dem Friedhof in Bad Bramstedt in einem Massengrab bestattet und mit ihnen acht erwachsene Zwangsarbeiter. Im Kirchenbuch wurden die Namen der Toten festgehalten, mit dem Zusatz „feindliche Ausländer“. Das Grab befindet sich auf der Südhälfte des Bad Bramstedter Friedhofs, rechts neben den Kriegsgräbern. Nichts erinnert mehr daran. Kinder hätten, anders als andere Kriegsopfer wie Soldaten, kein Anrecht auf eine ewige Ruhestätte, meinte man nach dem Krieg. Doch will die evangelisch-lutherische Kirchengemeinde Bad Bramstedt mithilfe des Holsteiner Auenlandes eine Gedenkstätte auf dem Rasenplatz anlegen, an der Stelle, wo das Massengrab war. Eine Infotafel soll dort aufgestellt und 23 Findlinge mit den Namen der Opfer platziert werden, so wie es sie auch für die anderen dort bestatteten Kriegsopfer gibt. Was aber immer noch fehlt, ist ein öffentliches Gedenken in Wiemersdorf. Die alte Ziegelei, die als Kinderheim diente, gibt es immer noch. Doch nichts erinnert dort an die grausame Geschichte. Gedenkstätte auf dem Bad Bramstedter Friedhof wird Ort des Lernens: Auenland-Vorsitzender Hans-Jürgen Kütbach sagt, im Sommer könnte die Gedenkstätte auf dem Bad Bramstedter Friedhof angelegt werden. Das Auenland gibt zu den Gesamtkosten von 16.000 Euro knapp 13.000 Euro zu. Als Vorsitzender des Trägervereins der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen ist dem früheren Bad Bramstedter Bürgermeister das Gedenken an die toten Kinder und Zwangsarbeiter ein besonders Anliegen. Als über den Antrag der Kirchengemeinde abgestimmt wurde, hatte er allerdings, um Interessenkonflikte zu vermeiden, die Sitzungsleitung abgegeben. Kütbach sagt, die Gedenkstätte solle „ein Ort des Lernens werden, auch für die Bad Bramstedter Schulen.“ Das sind die anderen Segeberger Projekte im Holsteiner Auenland: In Bad Bramstedt wird auch die Tafel vom Holsteiner Auenland unterstützt. Rund 15.000 Euro bekommt sie, um in dem Gebäude in der Kantstraße neue Türen und Fenster einzubauen, um die Heizkosten zu senken. Außerdem soll der Fußboden erneuert werden, um den Hygienestandard zu erhöhen. Die „Kinder-Universität“ in Bad Bramstedt wird mit knapp 9000 Euro unterstützt. Geplant ist, dass Referenten im Kurhaustheater dreimal pro Halbjahr Fachwissen aus unterschiedlichen Bereichen im Kurhaustheater den eingeschriebenen Kindern vermitteln. Das Geld wird vor allem für die Ausstattung benötigt. Der Wildpark Eekholt bekommt 15.800 Euro. Er will ein Inklusions-Trampolin aufstellen, das auch mit Rollstuhl nutzbar ist. Eine Liegewippe, ein Rollstuhlkarussell und zwei Rohrtelefone stehen ebenfalls auf dem Einkaufszettel. In Hartenholm wird der Spielplatz der Grundschule attraktiver gestaltet. Das Holsteiner Auenland steuert 16.000 Euro bei.