Bauen in Bad Bramstedt: Stadtverordnete geben Vetrag für neuen Stadtteil mit Deutsche Habitat ihren Segen

Zwischen Hamwinsel und Segeberger Straße im Südosten von Bad Bramstedt wird in den nächsten Jahren ein komplett neuer Stadtteil entstehen. Das Berliner Unternehmen „Deutsche Habitat“, hat der Stadt rund 20 Hektar Land abgekauft, um dort bis zu 770 Wohneinheiten, Schule, Kitas und Hotel zu bauen. Der Kaufvertrag wurde noch am Montagabend nach einer internen Stadtverordnetenversammlung unterzeichnet. Kritik kommt aus der CDU: Wenn ein neuer Stadtteil entsteht, sei Geheimniskrämerei fehl am Platz. CDU Bad Bramstedt kritisiert Geheimniskrämerei: Das Gebiet ist im Flächennutzungsplan als sogenannter zweiter Kurschwerpunkt eingetragen. Ursprünglich sollte hier eine weitere Klinik gebaut werden. Die Pläne scheiterten aber. Bürgermeisterin Verena Jeske verhandelte ein Jahr hinter verschlossenen Türen mit der Berliner Projektentwicklungsgesellschaft, die in Bad Bramstedt Großes vorhat: bezahlbaren und nachhaltigen Wohnraum schaffen in einer großzügigen Anlage mit Kita, Schule und Hotel. Einen Namen hat der neue Stadtteil, in dem einmal bis zu 2000 Menschen leben könnten, auch schon: Auenland Quartier. Außerdem, auch das wurde am Montagabend vom Hauptausschuss unter Dach und Fach gebracht, erwarb die Unternehmensgruppe 7600 Quadratmeter am Lohstücker Weg gegenüber der Amtsverwaltung Bad Bramstedt-Land. Dort will eine Projektgesellschaft, die zum gleichen Mutterkonzern gehört wie die Deutsche Habitat, das neue Medizinische Versorgungszentrum bauen. Die Stadt wird Mieter. Während der Verkauf des MVZ-Geländes zwei Gegenstimmen fand, lehnten sieben Stadtverordnete den Grundstücksdeal an der Segeberger Straße ab, zwei von den Grünen und fünf von der CDU. Dennoch bekam er mit 18 Stimmen eine große Mehrheit. Noch im Anschluss an die Sitzung unterzeichneten Bürgermeisterin Verena Jeske und ein Vertreter des Berliner Unternehmens die Kaufverträge beim Bad Bramstedter Notar Thomas Uellendahl. Einwohnerzahl Bad Bramstedts wird um 13 Prozent wachsen: Die Einwohnerzahl von Bad Bramstedt wird mit dem Auenland Quartier um bis zu 13 Prozent auf dann 17.500 Einwohner wachsen. Zum Vergleich: Kaltenkirchen hat 24.000 Einwohner. Scharfe Kritik an dem Grundstücksverkauf kommt vom CDU-Fraktionsvorsitzenden Volker Wrage. „Hier wird ein ganz neuer Stadtteil entstehen und die Bürger erfahren es erst, wenn der Kaufvertrag unterzeichnet ist.“ Die Einwohner hätten vorher einbezogen, die Pläne offengelegt werden müssen, so Wrage. Die „Deutsche Habitat“ habe stattdessen die Kommunalpolitik massiv unter Druck gesetzt, damit nichts nach außen dringe. „So kann man nicht mit uns umgehen“, sagt der CDU-Fraktionschef, dessen Partei allerdings geteilter Meinung ist. Außerdem vermisse er einen Durchführungsvertrag, der mit dem Kaufvertrag hätte unterzeichnet werden müssen. Einen solchen Vertrag hatte es für die Erschließung des Wohnparks Bissenmoor gegeben. Die Baugesellschaft hatte sich darin verpflichtet, erhebliche Mittel für den Ausbau der Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Beispielsweise musste die Gesellschaft damals drei Kreisverkehre an schon bestehenden Straßen bauen. Wrage sagt, ein solcher Vertrag solle nun erst im Nachhinein ausgehandelt werden. „Die Stadt hat damit ihre Verhandlungsposition massiv geschwächt.“ Bad Bramstedts Grüne stehen nicht geschlossen zum Vorhaben: Auch der FDP-Fraktion war offenbar nicht ganz wohl bei dem Deal hinter verschlossenen Türen, sie stimmte dann aber doch geschlossen dafür. Sie hatte zuvor einen Dringlichkeitsantrag in der Stadtverordnetenversammlung gestellt, demzufolge es in der nun anstehenden Bauleitplanung ein „transparentes Verfahren mit einer breiten Bürgerbeteiligung geben soll, die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht“, wie FDP-Fraktionssprecher Dennis Schröder sagte. Der Antrag wurde einstimmig angenommen. Von der Grünen-Fraktion votierten Cornelia Schönau-Sawade und Gerhard Schönau gegen das Wohnquartier, die anderen drei Stadtverordneten aber dafür. Stadtverordneter Fritz Bredfeldt sagte: „Der Investor hat glaubhaft gemacht, dass er ein ökologisch und sozial ausgewogenes Projekt plant.“ Beispielsweise soll das gesamte Quartier mit einer klimaneutralen Heizungsanlage versorgt werden. SPD-Fraktion erwartungsgemäß für das Projekt der Bürgermeisterin: Die SPD stimmte erwartungsgemäß geschlossenen für das Auenland Quartier. Ortsvereinsvorsitzender Klaus-Dieter Hinck: „Endlich wird die große Nachfrage nach Wohnungen für breite Schichten in Bad Bramstedt gedeckt werden können.“ Er lobte, dass hier trotz verdichteter Bauweise viel Grün entstehen solle. Die Berliner Projektentwicklungsgesellschaft „Deutsche Habitat“ hat rund 20 Hektar Wiesenland nördlich und südlich des stillgelegten Abschnitts der Segeberger Straße am früheren östlichen Ortsausgang gekauft. Hier soll das Wohnquartier Auenland mit bis zu 770 Wohneinheiten entstehen. Sie sollen für alle Bevölkerungsschichten erschwinglich sein und ökologisch verträglich gebaut werden. Entstehen sollen Miet- und Eigentumswohnungen sowie Reihen- und Doppelhäuser. Auch seniorengerechte Wohnungen soll es geben. In dem Gebiet ist zudem ein „Bildungscampus“ geplant. Er beinhaltet eine Schule, wobei noch unklar ist, ob es nur eine Grund- oder eine Grund- und Gemeinschaftsschule wird. Auf dem Campus sind auch zwei Kitas vorgesehen. Geplant sind außerdem ein 120-Betten-Hotel, Nahversorgungsflächen, Gastronomie, Freizeit- und Erholungsangebote, die die Bürger zum Teil mitgestalten sollen. Bürgermeisterin Verena Jeske rechnet mit drei bis vier Jahren Planungs- und Bauzeit. Wie der neue Stadtteil an die bestehenden Straßen angebunden wird, muss noch geklärt werden. Denkbar ist eine Zufahrt durch das neue Gewerbegebiet zum Lohstücker Weg, aber auch eine Wiederanbindung der Segeberger Straße an die B206, wodurch die alte, 2011 geschlossene Ortseinfahrt wieder hergestellt werden würde. Wie das Wohnquartier aber genau aussehen wird, muss in der Bauleitplanung von den Stadtverordneten festgelegt werden. „Dass wir daran die Bürger beteiligen, ist für mich eine Selbstverständlichkeit“, versichert Bürgermeisterin Jeske. Erst mit der Aufstellung des Bebauungsplanes werde festgelegt, wie viele Wohneinheiten entstehen und wie die Freiflächen gestaltet werden. Der Kaufvertrag beinhaltet auch eine Rücktrittsklausel, sollte das Projekt doch noch an der Politik oder auch einem Bürgerentscheid scheitern. Wie viel die Stadt aus den Grundstücksverkäufen erlöst hat, wollte die Bürgermeisterin nicht sagen. Das Geld werde aber dringend gebraucht, um Bad Bramstedts Infrastruktur auf einem modernen Stand zu halten. Für die Bürgermeisterin wurde es eine lange Nacht. Jeske: „Wir haben die Unterzeichnung des Kaufvertrages natürlich gefeiert. Für Bad Bramstedt ist das ein enormer Schritt in die Zukunft.“