Baugebiet Schmalensee: Wegen zu viel Gestanks soll Bauer Herde halbieren

Ein großes Wohngebiet plant die Gemeinde an der Damsdorfer Straße, nicht weit entfernt vom Schmalensee. 35 Plätze sind in drei Abschnitten vorgesehen. Allerdings muss ein Landwirt zuvor seinen nah liegenden Rinderbetrieb verkleinern. Die Tiere stinken sonst zu sehr. Noch im September vorigen Jahres hatte Gutachterin Dr. Dorothee Holste festgestellt: „Der für Wohngebiete maßgebliche Immissionswert von 0,10 wird im nördlichen und westlichen Teil des Plangebiets überschritten.“ Deshalb seien letztlich nur kleine Teilbereiche für das Wohnen geeignet. Es stinkt zu sehr, die Anforderungen der Geruchsimmissionsrichtlinie (GIRL) würden nicht erfüllt. Der Hintergrund: In Schmalensee gibt es noch einige landwirtschaftliche Betriebe, werden Rinder, Schweine und Pferde gehalten, und gibt es Silage-Lager. Um Wohnungsbau zu ermöglichen, soll ein Bauernhof Abstriche in seinem Betrieb machen. Gutachterin hatte Emissionen von Bauernhöfen in Schmalensee untersucht: Die Idee: Ein Silage-Lager mit Lagune für Sickerwasser nördlich des geplanten Wohngebiets wird aufgegeben, also nicht mehr genutzt. Und im Hof westlich des geplantes Neubaugebietes an der Dorfstraße 18 wird der Rinderbestand halbiert. Damit würden die Immissionswerte nur noch im westlichen Teil des Plangebiets „teils überschritten“, so die Gutachterin in einem überarbeiteten Gutachten vom Oktober vorigen Jahres. Betroffen wäre Landwirt Dirk Griese – der auch Vorsitzender des Finanzausschusses ist. Ihm gehört nicht nur die Kuhherde, sondern auch das Bau-Erwartungsland, das die Gemeinde für das Neubaugebiet kaufen will. „Ich werde keine Entschädigung von der Gemeinde verlangen. Ich stelle den Betrieb ohnehin um.“ Lesen Sie auch Neue Baugrundstücke in Bornhöved: Wie Sie jetzt an einen Bauplatz kommen Baugebiete in Schleswig-Holstein Bislang halte er rund 150 Tiere, davon rund 70 Milchkühe. Er sei jetzt knapp 60 Jahre alt, wolle in den nächsten Jahren die Kühe weggeben. Der Sohn übernehme den Betrieb später, aber in anderer Konstellation. Schon eine andere Baugebiets-Fläche hatte wegen Emissionen gestrichen werden müssen: Die Geruchsemissionen der Ställe im Dorf hatten schon die erste Idee für ein kommendes Neubaugebiet zu Fall gebracht, eine Fläche an der Belauer Straße, berichtet Bürgermeister Sönke Siebke, selbst ein Tierzüchter. Die Gerüche der Betriebe im Dorf sind aber nicht das einzige Problem bei der Bebauungsplanung. Auch das Archäologische Landesamt hat sich überraschend gemeldet. Es will Hinweisen nachgehen, dass sich im geplanten Neubaugebiet Kulturdenkmale befinden. Künftiges Baugebiet auch für Archäologen interessant: Zwar stimmen die Denkmalschützer der Wohngebietsplanung prinzipiell zu, wollen deshalb aber zuvor das Gebiet untersuchen lassen. „Das kann zeitintensiv sein“, warnt Kerstin Orlowski vom Archäologischen Landesamt in Schleswig. Die Kosten für die Voruntersuchung, die wohl auf die Gemeinde zurückfallen werden, werden auf 11.000 Euro geschätzt. „Das kann die Planungen um ein Jahr verzögern“, sagt Bürgermeister Sönke Siebke. Problematisch könnte es werden, wenn archäologisch bedeutsame Funde zutage gefördert werden, etwa Urnen. Das wäre mit weiteren Zeitverlusten und hohen Kosten verbunden. Ob dann noch gebaut werden kann, ist fraglich. Kreisplanung wies auf Biotope hin: Das Gelände solle offenbar von Archäologen in langen Streifen freigelegt werden. Das Feld würde also aufgewühlt, und am Ende vielleicht doch nicht zum Baugebiet, wenn die Folgekosten zu hoch wären. Vor diesem Hintergrund betont Landbesitzer Dirk Griese: Es sei noch nicht entschieden, dass dort ein Neubaugebiet entstehen kann. Zumal die gemeindlichen Gremien noch beraten müssen. Auch ein Hinweis der Kreisplanung ist zu beachten. Sie hatte zu bedenken gegeben, dass das Gebiet wohl nicht nur geschützte Knicks, sondern auch einen artenreichen Steilhang habe. Es liege zudem in einem „Bereich von besonderer Bedeutung für Fledermäuse“. Deshalb empfahl der Kreis, das Gelände unter dem Aspekt des Biotop- und Artenschutzes zu prüfen. Preise für Häuslebauer gestiegen: Billiger wird es durch die ganzen Auflagen nicht. Anfangs sei mit Preisen von etwa 100 Euro pro erschlossenem Quadratmeter kalkuliert worden, sagt Bürgermeister Siebke. Jetzt könne es ein Betrag um 140 Euro werden. Gebaut würde wohl in drei Abschnitten. Der erste wäre rund drei Hektar groß, mit 24 Plätzen, die beiden weiteren hätten sechs und fünf. Die Vermarktung soll über die Landgesellschaft laufen. „Es sind schon 40 Anmeldungen eingegangen, darunter knapp zehn aus dem Dorf“, sagt Siebke. Vergabe der Baugrundstücke nach Kriterien: Später sollen die Grundstücke nach Kriterien vergeben werden. „Schmalenseer haben Vorrang“, sagt Siebke. Gedacht werde auch an Familien und an Menschen, die sich ehrenamtlich etwa in Feuerwehr und Sport engagieren. Wer Interesse habe, könne sich jetzt schon bei ihm, beim Amt Bornhöved oder bei der Landgesellschaft melden.