Corona im Paul-Gerhardt-Haus: Omikron-Variante BA.2 in Wahlstedter Heim

Etwa 30 Altenpflegeheime im Kreis Segeberg kämpfen derzeit mit Coronafällen. Besonders betroffen ist aktuell das Paul-Gerhardt-Haus in Wahlstedt. 54 von 89 Senioren sind infiziert – gleichzeitig aber auch drei Viertel der Belegschaft. Die Betroffenen haben sich nach neuen Erkenntnissen mit einer noch ansteckenderen Sub-Variante von Omikron angesteckt. 54 Bewohner im Paul-Gerhardt-Haus Wahlstedt mit Corona infiziert: Bisher war das Paul-Gerhardt-Haus in Wahlstedt relativ geräuschlos durch die Pandemie gekommen. Jetzt aber hat sich die Omikron-Variante nahezu in der gesamten Einrichtung ausgebreitet. Trotz hoher Impfrate. Nur einzelne Bewohner und Mitarbeitende des Pflegeheims sei ungeimpft, sagt Sebastian Wieschowski, Sprecher des Landesvereins als Träger des Heims in Wahlstedt. „Aktuell gibt es keine Bewohner oder Mitarbeitende, die im Krankenhaus behandelt werden müssen“, gibt Wieschowski Entwarnung. Die Verläufe seien durchweg mild. „Es werden in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt auch die ersten Bewohner und Bewohnerinnen wieder aus der Quarantäne entlassen, weil sie inzwischen negativ getestet sind“, so Wieschowski. „Wir sind hoffnungsvoll, dass das Schlimmste überstanden ist.“ Ansteckender Omikron Subtyp BA.2 in Wahlstedt nachgewiesen: Bereits am 26. Januar wurden die ersten Fälle entdeckt und Hygienemaßnahmen getroffen – die starke Ausbreitung jedoch konnte damit nicht verhindert werden. Als Hauptursache für den Ausbruch erklärt Wieschowski, dass sich auch doppelt und dreifach Geimpfte mit der Omikron-Variante infizieren können ohne dabei Symptome zu entwickeln und so andere anstecken können. Lesen Sie auch Corona im Pflegeheim: Jede dritte Einrichtung in Kiel betroffen Die aktuelle Corona-Lage im Kreis Segeberg Seit Mittwoch sei nun auch klar, dass es sich bei der Virusvariante um den Omikron-Subtyp BA.2 handele, erklärt Wieschowski. Dieser sei mindestens doppelt so ansteckend wie die bisherige Omikron-Variante. In Dänemark gilt BA.2 bereits als dominierende Variante, sie breitet sich auch in anderen europäischen Ländern aus. Damit sich das Virus im Paul-Gerhardt-Haus nicht weiter verbreitet, wurden alle infizierten Beschäftigten in häusliche Quarantäne geschickt, so Wieschowski. 30 von 39 Mitarbeitenden wurden positiv getestet. Sie können sich frühestens nach sieben Tagen freitesten. Alle Senioren im Heim werden in ihren Zimmern versorgt: Von den 89 Bewohnern im Heim sind 54 positiv getestet worden. Für infizierte Heimbewohner gilt eine 14-tägige Isolationspflicht, anschließend ist ein negativer PCR-Test nötig, erklärt Kreissprecherin Sabrina Müller die derzeit geltenden Quarantäneregeln für Heime. Aber auch nicht-infizierte Bewohner in Wahlstedt sollen sich derzeit in ihren Zimmern aufhalten, beschreibt Wieschowski die Hygienemaßnahmen im Paul-Gerhardt-Haus. Zudem sei die Einrichtung für externe Besucher derzeit geschlossen auf Empfehlung des Gesundheitsamts. 9308 Menschen im Kreis Segeberg sind aktuell mit dem Coronavirus infiziert, 420 mehr am Vortag. Seit Dienstagnachmittag wurden 541 neue Ansteckungen durch einen Labortest bestätigt. 30 neue Infektionen meldet das Land aus den Schulen, darunter eine betroffene Lehrkraft. Minimal gesunken ist die Zahl der infizierten Patienten in Krankenhäusern. 24 Menschen (-1) werden dort am Mittwoch noch behandelt. Auf einer Intensivstation liegt nur noch ein Coronapatient (-1). Die 7-Tage-Inzidenz gibt das RKI mit 915,1 an, ein deutlicher Rückgang. Tags zuvor lag sie noch bei 975. Der Wert schwankt allerdings täglich. Trotz des Ausfalls der meisten Pflegekräfte im Paul-Gerhardt-Haus sei die Versorgung der Bewohner auf ihren Zimmern gesichert. Infiziertes Personal komme dabei nicht zum Einsatz. Bereits seit Wochen gebe es Absprachen zwischen den Pflegeeinrichtungen des Landesvereins, um zusätzliche Pflegekräfte als Unterstützung bereit zu halten. So wird auch der Betrieb in Wahlstedt mit Mitarbeitenden anderer Einrichtungen aufrecht erhalten. Pflegekräfte anderer Einrichtungen des Landesvereins helfen aus: „Dennoch stellt die Situation eine unheimliche Belastung dar, nicht nur im Bereich der Altenpflege“, sagt Wieschowski. „Die Lage ist zusätzlich angespannt, weil weitere Mitarbeitende beispielsweise wegen Corona-Fällen im Familienumfeld ausfallen.“ Das Paul-Gerhardt-Haus in Wahlstedt ist nicht die einzige Einrichtung, die derzeit mit Corona-Fällen zu tun hat. Rund 30 Pflegeheime seien derzeit betroffen und würden vom Gesundheitsamt überwacht, sagt Kreissprecherin Sabrina Müller auf Anfrage. In einigen Fällen seien mehrere Bewohner und Mitarbeitende betroffen, in anderen handele es sich um Einzelfälle. Der Infektionsschutz des Kreises hat die Kontaktverfolgung und Eindämmungsbemühungen mit der Explosion der Ansteckungszahlen mit Jahresbeginn auf vulnerable Bereiche konzentriert. Dazu gehören die Pflegeeinrichtungen im Kreis Segeberg. Die notwendigen Maßnahmen würden individuell mit jeder Einrichtung abgestimmt. Diese sei unter anderem davon abhängig, wie viele Personen infiziert seien, wie hoch die Impfquote ist, so Müller weiter. Details zu einzelnen betroffenen Einrichtungen könne sie wegen der hohen Arbeitsbelastung im Infektionsschutz jedoch nicht geben.