Flüchtlinge in Hartenholm: Fünf Kinder und Ausländer, da winken die Vermieter ab

Im Landkreis im „Hamburger Speckgürtel“ ist der Miet-Wohnungsmarkt nahezu leer gefegt. Das bekommen in Städten und Gemeinden Segebergs vor allem große Familien mit kleinen Einkommen zu spüren. Wenn sie dann auch noch ausländische Wurzeln haben, gehen die Chancen, eine Wohnung zu finden gen Null. Flüchtlingshelferin Birgit Panten aus Hartenholm hat damit ihre Erfahrungen gemacht: Sie betreut eine syrische Familie, die wegen Abrisses ihre Wohnung verlassen und in die Flüchtlingsunterkunft zurückkehren muss. „Risikofaktoren scheint es nicht nur für bestimmte Krankheiten zu geben. Auch Mieter werden von vielen Vermietern nach Risiko eingestuft“, hat Birgit Panten bei ihrer verzweifelten Suche nach einer neuen Bleibe für die siebenköpfige Familie festgestellt. „Arbeitslosigkeit, Kinderzahl und Abstammung zählen eindeutig zu den Risikofaktoren.“ 2015 nach Hartenholm gekommen: Yaser Alkasem war 2015 mit der großen Flüchtlingswelle im Hartenholmer Robinienhof angekommen, der Gemeinschaftsunterkunft des Amtes Kaltenkirchen-Land. Der heute 45-jährige Syrer durfte nach einigen Monaten seine in Jordanien zurückgelassene Familie mit vier Kindern nachholen. Durch den Helferkreis in der Gemeinde gelang es, für die Familie ein Haus in der Dorfmitte anzumieten, in dem sie seit fünf Jahren lebt. Mittlerweile machte der vierjährige Jad das Familienglück komplett. Gut integriert sind Eltern und Kinder in das Dorfleben. Kindertagesstätte, Schule, Sportverein und die Dorfgemeinschaft profitieren von der Familie. Mutter Kholoud Alali nähte zu Beginn der Pandemie sogar Stoffmasken für die Hartenholmer. Lesen Sie auch Flüchtling und Boxer Sargsyan steht auch am Ausbildungsplatz seinen Mann Flüchtlingsfamilie in Henstedt-Ulzburg erweist sich als Glücksfall Vor einigen Monaten dann die Hiobsbotschaft des Vermieters: Das 100 Jahre alte Haus soll abgerissen werden, die Familie muss zum 1. März etwas Neues finden. Fortan begann das große Suchen durch die besorgten Familienmitglieder, den Helferkreis, Nachbarn, Sportkollegen. Kholoud Alali ist ganz gerührt, dass sich so viele Menschen seit Monaten kümmern. Tipps, Hinweise, Nachrichten mit Adressen trafen reihenweise bei ihr ein – alles ohne Erfolg. Die Suche wurde immer mehr ausgeweitet, bis nach Norderstedt und Bad Segeberg. Schließlich schalteten die Helfer auch Makler ein – auch die konnten nicht helfen. „Ich vermiete nicht an Ausländer“: Die Familie lebt noch von staatlicher Unterstützung, der Vater sucht eine Anstellung als Kfz-Mechaniker. Das Jobcenter rechnet genau aus, was eine Wohnung oder ein Häuschen je nach Region kosten darf. Für sieben Personen ist das keine ganz kleine Summe, für die es auch etliche Angebote gab. Aber: „Bei der Nennung der Personenzahl und der Herkunft erledigten sich die vielen höflichen Anschreiben, Telefonate oder Mails“, hat Flüchtlingshelferin Panten festgestellt. Selbst eine große Sechs-Zimmer-Wohnung in Hartenholm mit der Werbung: „Für die große Familie“ brachte nach mehrmaliger Anfrage keinen Erfolg. „Ich vermiete nicht an Ausländer“ lautet die Begründung des Eigentümers. „Wir können kaum noch schlafen“, sagt Kholoud Alali. Die Sorge, wie es mit der Familie weitergehen soll, treibt sie und ihren Mann um. Die ersten Sachen sind bereits verpackt, weil es einen Aufschub nicht geben wird. Die Abbruchfirma sei bestellt, so der Vermieter. Nun heißt es erst einmal: Zurück in den Robinienhof. Mutter und Töchter werden in zwei Zimmern mit eigener Küche unterkommen, Vater und Söhne in dem Gemeinschaftsbau, mit mehr als 20 überwiegend jungen Männern aus aller Herren Länder. „Die Möbel müssen wir einlagern“, sagt Birgit Panten (Kontakt: Tel. 04195/613), „solange, bis doch noch ein neues Zuhause für die Familie gefunden ist.“