Gas und Fernwärme in Trappenkamp: Im Sommer steigen Preise schon wieder

Das ist für viele Haushalte ein Schlag ins Kontor. Die Gemeindewerke Trappenkamp wollen die Preise für Gas und Fernwärme im Juli erneut und wieder massiv erhöhen. Innerhalb von eineinhalb Jahren verdoppeln sich die Preise. Der Betrieb will künftig verstärkt auf Öko-Energie setzen. Etwa 1500 Haushalte versorgen die Gemeindewerke in Trappenkamp nicht nur mit Wasser und Abwasserbeseitigung, sondern sie liefern auch Fernwärme und Gas. „Wir haben etwa 800 bis 1000 Haushalte mit Fernwärme, und 200 mit Gas“, sagt Gemeindewerke-Leiter Werner Schultz. Die Preissprünge sind happig. Bei der Fernwärme stieg 2021 der Preis für den Besitzer eines Einfamilienhauses um jährlich etwa 119 Euro inklusive Mehrwertsteuer, Anfang 2022 um 161 Euro, und ab Juli dieses Jahres noch mal um 536 Euro. Beim Gas sind die Aufschläge noch größer. Anfang 2021 ging es bei einem durchschnittlichen Jahresverbrauch von 20.000 kWh Erdgas um 95 Euro brutto pro Jahr nach oben, Anfang 2022 um 714 Euro, und ab Juli dieses Jahres sollen die Preise ebenfalls noch mal um 714 Euro klettern. Die Gremien der Gemeinde beraten noch darüber. Ursprünglich wollte Trappenkamp die Preise senken: Trotz der Preissprünge: Etwa 20 sogenannte Gas-Hopper haben sich bei den Gemeindewerken, dem Grundversorger, neu angemeldet. Sie hatten zuvor Verträge mit anderen Gaslieferanten, die kurzfristig Gas einkaufen wollten, aber plötzlich Versorgungs- und Preisprobleme bekommen hatten. Lesen Sie auch Strom- und Gaspreise ziehen in SH drastisch an Fernwärme-Preis: Energieversorger stellt sich in Wahlstedt empörten Kunden und Kommunalpolitik Um Gewinne beim Gas geht es den Gemeindewerken nicht, sagt Schultz. „Wir sind froh, wenn wir am Ende eine schwarze Null schaffen.“ Vor Energiekrise und Ukraine-Krieg habe er solche Preiserhöhungen nicht für möglich gehalten. Auch die Gemeindevertretung nicht. Noch Ende 2021 hatte sie gehofft, Mitte 2022 die Gaspreise wieder senken zu können. Jetzt geschieht das Gegenteil. Wankendorfer Baugenossenschaft hat auf höhere Energiekosten reagiert: Die Erhöhungen treffen viele Mieter in Reihenhäusern und Mehrfamilienhäusern, sagt Schultz. „Die haben es nicht so üppig. Wir raten dringend den Vermietern dazu, die monatlichen Abschläge für die Mieter jetzt schon zu erhöhen.“ Das dürfte auf die Wankendorfer gemünzt sein. Und die Baugenossenschaft „hat bereits vor dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine ihre Mieter auf einen erwarteten Anstieg der Heizkosten hingewiesen“, sagt Vorstandsmitglied Dr. Ulrik Schlenz. „Wir haben ihnen die Möglichkeit gegeben, ihre Abschlagszahlungen freiwillig – hier waren noch 20 Prozent vorgeschlagen – anzupassen. Hiervon hat ein Teil der Mieter auch Gebrauch gemacht.“ In Härtefällen über Heizkosten individuell reden: Die Situation habe sich seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine im Februar noch einmal verschärft. „Das berücksichtigt die Wankendorfer nun bei der Anpassung der Vorauszahlungen, nach erfolgter Abrechnung der Heizperiode. Hier gehen wir aktuell von einer Verdoppelung der Heizkosten im Vergleich zur Vorperiode aus.“ „Wie kriegen wir die Bude warm?“ Die Klimaschutz AG und die Gemeinde Trappenkamp informieren am Dienstag, 10. Mai, ab 18.30 Uhr im Bürgerhaus über Energieeinsparung, moderne Heizsysteme und Klimaschutz zu Hause. Den einführenden Vortrag hält der für die Verbraucherzentrale tätige Energieberater Ingo Sell. Anschließend beantworten Sell und der Klimaschutzmanager des Kreises Segeberg, Heiko Birnbaum, Fragen. Wegen Bundesförderung ist die Beratung kostenlos. Wegen der Berichterstattung in den Medien über dieses Thema „ist auch eine Akzeptanz bei den Mietern vorhanden“, vermutet Schlenz. In Härtefällen bei der individuellen Belastung werde mit dem Mieter gemeinsam eine Lösung gefunden. Trappenkamper Gemeindewerke setzten auf Photovoltaik: „Wir müssen die Erhöhung leider weitergeben“, bedauert auch Bürgermeister Harald Krille für die Gemeindewerke. Sie wollen sich neu aufstellen, Trappenkamp soll klimaneutral werden. „Die neuen Schulbauten und die geplante neue Sporthalle sollen auf ihrem Dach Photovoltaikanlagen erhalten.“ Bewerkstelligen soll das ein neuer Gemeindewerkeleiter. Ingo Eitelbach beginnt im August seinen neuen Job, hatte nach Betriebswirtschaftsstudium und Ausbildung zum Industriekaufmann seit 1996 in kommunalen Unternehmen gearbeitet, etwa in Lauenburg, Plön und Neustadt in Holstein. Wechsel an Spitze der Trappenkamper Gemeindewerke: Der technische und kaufmännische Leiter Michael Otto geht 2023 in Rente, und Werkleiter Werner Schultz, der die Arbeit neben anderen Tätigkeiten für die Gemeinde ausführt, will Stunden reduzieren. Beim Mieterverein Mittelholstein hat sich noch kein Mieter wegen der hohen Energiepreise oder möglicher Erhöhungen der monatlichen Abschläge gemeldet. Auch die Verbraucherberatung meldet nur wenig Nachfragen. „Manche Ratsuchende wollen aber wissen, wie sie ihr Haus auf Erneuerbare Energien umrüsten oder wie sie ihre alte Heizung austauschen können“, sagt Klimaschutz-Referent Sascha Beetz von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein. Alexander Blažek, Vorstandsvorsitzender des Grundeigentümerverbandes Haus & Grund Schleswig-Holstein, riet Vermietern und Mietern, höhere Heizkostenvorauszahlungen zu vereinbaren. „Dann gibt es bei der nächsten Abrechnung keine Auseinandersetzungen über zu erwartende Nachzahlungen.“ Ein Grad weniger bedeuten sechs bis sieben Prozent weniger Energieverbrauch bei der Heizung, duschen statt baden, und Stoß- statt Kipplüftung. Eitelbach soll sich nicht nur um PV kümmern, bei der aus Sonneneinstrahlung Strom gewonnen wird. Eventuell komme im Ort auch Solarthermie in Frage, wenn also Sonneneinstrahlung Wärme erzeugt. Gaspreis steigt nicht mehr: Und auch an der Preisfront muss Eitelbach sicherlich kämpfen. Dem scheidenden Werkleiter Werner Schultz macht derzeit zumindest ein Aspekt Hoffnung: „Derzeit fällt der Gaspreis zwar nicht, er steigt aber auch nicht mehr.“