KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch hat mit Béatrice Busjan erstmals eine Kuratorin beauftragt.

Béatrice Busjan ist die neue Kuratorin der KZ-Gedenkstätte Kaltenkirchen in Springhirsch. Die 55-jährige Historikerin und Kunsthistorikerin wird in den kommenden 23 Monaten eine neue Dauerausstellung auf die Beine stellen. Für diesen Job hat sich die gebürtige Westfälin unter 13 Bewerbenden durchgesetzt. Die KZ-Gedenkstätte hat in den vergangenen zwei Jahren eine große Wandlung erfahren: Ein festangestellter Leiter kümmert sich um das Programm, das Dokumentenhaus hat einen Anbau bekommen, Fördergelder fließen wie nie. Der Trägerverein der Gedenkstätte hat es sich jetzt zum Ziel gesetzt, in zwei Jahren ein vollkommen neues und dauerhaftes (für etwa zehn Jahre) Ausstellungskonzept zu entwickeln, in das sowohl das Dokumentenhaus als auch der Außenbereich eingebunden werden sollen. Dafür braucht es professionelle Verstärkung. „Béatrice Busjan hat uns mit ihren Visionen überzeugt“, sagt Gedenkstättenleiter Marc Czichy. „Uns war es wichtig, jemanden im Team zu haben, der nicht aus den bisherigen Tätigkeitsfeldern kommt. Wir wollen uns mit Frau Busjan ergänzen“, sagt Hans-Jürgen Kütbach, Vorsitzender des Trägervereins. Springhirsch: Ein Ort mit vielen Möglichkeiten und lebendiger Arbeit: Béatrice Busjan konnte in ihrer beruflichen Laufbahn viele wichtige Erfahrungen sammeln. Sieben Jahre hat sie in der Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern gearbeitet und ab 1998 das Stadtgeschichtliche Museum in Wismar geleitet. 2018 hat sie sich mit der Agentur „Geschichte-Kunst“ in Hamburg selbstständig gemacht. „Durch meine Arbeit in der Denkmalpflege fühle ich mich wohl mit historische Orten. Und meine Erfahrungen als Museumsleiterin kann ich sehr gut einbringen in das Programm der KZ-Gedenkstätte“, sagt die Historikern. Was sie an der Gedenkstätte reizt: „Es ist ein Ort, der viele neue Möglichkeiten bietet. Hier wird lebendige Arbeit praktiziert mit großem partizipatorischen Engagement.“ Ausstellung der KZ-Gedenkstätte wird medial und inhaltlich bearbeitet: Über die Visionen oder konkretere Vorstellungen ihrer künftigen Arbeit will und kann Busjan noch nicht sagen. „Aber wir werden die Öffentlichkeit regelmäßig in Kenntnis setzten über die Schritte“, verspricht sie. Kütbach erklärte: „Die 20 Jahre alte Dauerausstellung muss inhaltlich und medial bearbeitet werden. Wir müssen sie anpassen an die Seh-Gewohnheiten und andere Medien intensiver als bisher nutzen.“ Mit anderen Worten: Weg von den Schautafeln. Eröffnung der Ausstellung in Kaltenkirchen für Dezember 2023 geplant: Inhaltlich soll es im Dokumentenhaus eine Brücke von der Zeit vor und der Zeit nach 1945 geben. „Es ist uns auch wichtig, zu zeigen, wie nach 1945 mit diesem Ort hier umgegangen wurde“, so Kütbach. Ab August 1944 errichtete das KZ Neuengamme eine Außenstelle in Springhirsch. Von dem hier bereits vorhandenen Militärflugplatz sollten neuartige, düsengetriebene Jagdflugzeuge eingesetzt werden. Dazu musste die Start- und Landebahn verlängert werden. 500 Häftlinge aus dem KZ Neuengamme mussten hier unter unvorstellbaren Bedingungen arbeiten. Und an diesem Ort standen nach 1945 lange Jahre eine Gaststätte und eine Tankstelle. Die Gedenkstätte gibt es erst seit 20 Jahren. Lesen Sie auch „Licht zeigen“ – jüdisches Leben in Schleswig-Holstein (Serie) Gedenkstätte Springhirsch: Damit Geschichte nicht vergessen wird Béatrice Busjan wird in diesem Jahr hauptsächlich in Archiven und am Computer mit Recherchen beschäftigt sein, erklärte sie. „In 2023 werde ich dann wohl häufiger hier vor Ort zu tun haben.“ Die Eröffnung der Dauerausstellung ist für Dezember 2023 vorgesehen. In der Zwischenzeit werde es immer wieder Wanderausstellungen im Dokumentenhaus geben. Traditionelle Darstellung von Schülern am 27. Januar wird verschoben: Die traditionelle Veranstaltung zum 27. Januar – dem Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus – mit den Schülern des Kurses Darstellendes Spiel am Gymnasium Kaltenkirchen muss nun doch ausfallen. „Es ist uns zu riskant. Bei dem aktuellen Infektionsgeschehen könnten sich kurz vorher Schüler infizieren und dann müssten wir kurzfristig absagen“, erklärt Kütbach. Doch anders als im vergangenen Jahr, wird es den Auftritt der Schüler, der sonst immer im Ratssaal stattfindet, nicht digital bei Youtube geben. „Wir wollen die Veranstaltung im Frühjahr nachholen. Denn sie bewegt die Menschen viel mehr, wenn sie in Präsenz erlebt wird“, so Kütbach.