Kaltenkirchener wünschen sich eine lebendige Innenstadt

44 Prozent der Teilnehmer bei der Auftaktveranstaltung zur Zukunft der Innenstadt waren im September 2021 der Meinung, dass sich Kaltenkirchen dort in den vergangenen Jahren negativ entwickelt habe. Diese Wahrnehmung möchten die Verantwortlichen grundlegend verändern und arbeiten derzeit zusammen mit einem Architektur- und Stadtplanungsbüro an einer umfassenden, zukunftsorientierten Lösung. Und dabei spielt die Bürgerbeteiligung eine zentrale Rolle. „Gemeinschaftlich geht das immer besser“, sagte Bürgermeister Hanno Krause bei einer „öffentlichen Planungswerkstatt“ im Rathaus. „Deshalb müssen auch die Menschen, die hier leben, unbedingt an dem Prozess beteiligt werden.“ Das Ganze ist in das Bund-Länder-Städtebauförderprogramm eingebunden, in das Kaltenkirchen nach erfolgreicher Bewerbung aufgenommen wurde. Das bedeutet, dass Umgestaltungen in der Ortsmitte finanziell unterstützt werden. Maßgeschneidertes Gesamtkonzept muss vorliegen: Durch das Programm „Lebendige Zentren“ sollen diese in ihrer Struktur gestärkt und soziale und bauliche Missstände behoben werden. Dazu muss dann aber ein maßgeschneidertes Gesamtkonzept vorliegen. An dem wird in Kaltenkirchen gerade mit Hochdruck gearbeitet. Wie Bauamtsleiterin Kathrin Schwanke sagte, soll die Präsentation Ende des Jahres erfolgen, bevor dann 2023 mit der Umsetzung begonnen werden kann. Knapp 70 Besucher bei der Erwachsenenwerkstatt: Dafür sind einige Schritte nötig. Es begann im vergangenen Jahr mit der Auftaktveranstaltung mit Stadtspaziergang, wo erste Zukunftsideen entwickelt wurden. Es folgten eine Online-Beteiligung, Runde Tische zu den Themen „Bahnhof und Bahnhofsumfeld“ sowie „Verkehr in der Innenstadt“ und vor kurzem die Kinder- und Jugendwerkstatt auf dem Grünen Markt, wo der Nachwuchs seine Wünsche artikulierte. Nun folgte die Erwachsenenwerkstatt mit knapp 70 Teilnehmenden. Grüner Markt soll Kaltenkirchen gute Stube werden: Sie wurden von den Stadtplanern zu Beginn über die bisherigen Ergebnisse, zum Beispiel der Runden Tische informiert. Dort wurde unter anderem angeregt, die Holstenstraße als Marke zu etablieren, dort und in der Straße Am Markt die Parkplätze zu reduzieren, in der Innenstadt die Sichtbarkeit der Geschäfte zu erhöhen, multifunktional nutzbare Flächen zu schaffen für Aktionen, Märkte oder Feste. Die Planer stellten auch weitere Ideen für eine lebendige Innenstadt vor. So sollten die Eingänge zur City definiert und gestaltet werden. Sie sprechen sich dort für die Schaffung von Treffpunkten, verbunden mit „der Erhöhung der Flanier- und Aufenthaltsqualität“ aus. Der Grüne Markt sollte zur „guten Stube“ Kaltenkirchens werden, einladend als Treffpunkt mit ruhigem Ambiente, viel Grün und Wasser. Zur Attraktivität gehöre nach Ansicht der Fachleute aber auch ein „vernetztes Stadtleben“, also eine bessere und attraktivere Verbindung des Holstenplatzes mit der Holstenstraße oder der Hamburger Straße mit der Holstenstraße. Vor allem aber müsse ein geschlossenes Stadtbild ebenso geschaffen werden wie ein sogenannter „eindeutiger Hauptlauf“, an dem dann die geschäftlichen Angebote verdichtet werden sollten. Und es sollten für Kinder und Jugendliche Aktionen und Angebote in der City geschaffen werden, wo natürlich auch ein gutes Klima herrschen sollte, hervorgerufen zum Beispiel auch durch begrünte Dächer und die energetische Sanierung der bestehenden Gebäude. Auf 60 Seiten haben die Experten das bisher Erarbeitete zusammengefasst. Bei thematischen Workshops wurden Ideen ausgetauscht: Bei der jetzigen Veranstaltung wurden nach den Erläuterungen vier thematische Workshops eingerichtet, an denen die Besucher mit den Stadtplaner Ideen austauschen und Fragen loswerden konnten. Und die Gäste waren aktiv dabei, äußerten Wünsche, aber auch Kritik. Vera Eckert und Beate Günther finden zum Beispiel den Holstenplatz am Bahnhof schrecklich, den Spielplatz dort nicht so gelungen. Ihrer Ansicht nach müssten dort dringend grundlegende Änderungen erfolgen. Andrea Portmann bedauert, dass der Innenstadt der bauliche Charme abhandengekommen sei. Sven-Erik Nüßler wünscht sich, dass es bei der künftigen Bebauung gelingt, Brücken zwischen neuen und alten Gebäuden zu schaffen. Manfred Lescow möchte, dass die Holstenstraße weiter für den Verkehr offengehalten wird. Außerdem sollten Kopfsteinpflaster sowie Straßenabgrenzungen verschwinden und eine glatte Fläche entstehen, mit Multifunktionscharakter. Lesen Sie auch Die älteste Gaststätte Kaltenkirchens wird bald die neueste sein Bürgermeister Krause sprach von einer gelungenen Veranstaltung und zollte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung für die Vorbereitung viel Lob. Für ihn habe sich herauskristallisiert, dass sich die Bürger eine lebendige Innenstadt mit viel Aufenthaltsqualität wünschen würden. „Ich hätte mir aber eine bessere Beteiligung gewünscht, denn es wird in Kaltenkirchen doch sehr intensiv über die Zukunft unserer Stadt diskutiert.“