Karl-May-Spiele in Bad Segeberg präsentieren neues Plakat und starten Vorverkauf

Wen in den vergangenen Monaten immer mal wieder das unbestimmte Gefühl beschlichen hat, nicht nur im Stadtbild von Bad Segeberg fehle irgendwie etwas, dem sollte spätestens jetzt ein Licht aufgehen: Es sind die ab jedem Frühjahr im Norden sonst allgegenwärtigen Plakate der Karl-May-Spiele. Die gefühlten Lücken werden demnächst wieder geschlossen. Am Freitag hat die Kalkberg GmbH das neue Motiv für ihre bereits zweimal verschobene Inszenierung „Der Ölprinz“ vorgestellt, die am 25. Juni wie geplant im Freilichttheater Premiere feiern soll. Die Enthüllung markiert zugleich das Ende einer Ära – und einen Generationswechsel. Erstmals seit fast drei Jahrzehnten stammt der Entwurf nicht vom legendären Künstler und Kino-Plakatmaler Renato Casaro („Der mit dem Wolf tanzt“). Der inzwischen fast 87-Jährige übergab Stift und Pinsel – symbolisch – an den 34-jährigen Samson Goetze aus Osterrönfeld bei Rendsburg. Der Illustrator hatte zuletzt unter anderem durch markante Titelbilder für das Hamburger Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ von sich reden gemacht. Als er gehört habe, dass er in die Fußstapfen des großen Casaro treten solle, habe er erst einmal durchatmen müssen, verriet Goetze am Rande der Enthüllung. Er erinnere sich aus seiner eigenen Kindheit noch gut an dessen Arbeiten: „Zum Beispiel für die ganzen Kinofilme mit Terence Hill und Bud Spencer.“ Ölprinz-Plakat zeigt alle drei Hauptdarsteller: Was die seit Jahrzehnten vertraute Anmutung des Plakats angeht, bleiben die Karl-May-Spiele sich und Renato Casaro vom Grundsatz her treu. Bei der Erkennbarkeit der Darsteller legt Goetze allerdings noch einmal eine gehörige Schippe drauf. Er zeigt die drei Hauptdarsteller Alexander Klaws als leicht skeptisch dreinblickenden Winnetou, Sascha Hehn als eiskalten Ölprinzen mit silbernem Colt und Katy Karrenbauer als Rosalie Ebersbach mit verschmitztem Gesichtsausdruck und schussbereiter Flinte sehr nah am Foto. „Das Besondere bei mir sind die Gesichter der Menschen“, erklärt der Künstler. Seine Figuren seien sehr „filmisch“; und es sei ihm wichtig, dass sie auch miteinander agierten. „Alexander Klaws und Sascha Hehn schauen nicht den Betrachter an, sondern bauen mit ihren gegenseitigen Blicken eine Spannung auf.“ Das sei ein neues Element, das er hinzu gefügt habe. Das Ganze spielt sich vor dem Hintergrund eines Sonnenuntergangs ab. Zentrales Motiv ist zudem ein Bohrturm, der in einer gewaltigen Feuerwolke explodiert. Auch die Szene, in der ein deutscher Siedler-Treck überfallen wird, fand ihren Weg ins Motiv. Ute Thienel, Geschäftsführerin der Karl-May-Spiele, enthüllte das Plakat gemeinsam mit dem Künstler am Freitag in einer 1,50 Meter breiten und 2,70 Meter hohen Großfassung. „Die vergangenen beiden Jahre waren für uns alle eine sehr schwere Zeit“, bekannte Thienel. Das betreffe die Künstler, die Techniker und die Kalkberg GmbH selbst, die einen Verlust von über 2,8 Millionen Euro verkraften müsse. „Das war sehr schmerzhaft, aber wir haben diese Durststrecke überstanden.“ Umso glücklicher seien nun alle Beteiligten, dass es endlich wieder los geht. Schon 43.000 Karten für Karl-May-Spiele verkauft: Kräftigen Rückenwind erfahren die Karl-May-Spiele dabei durch die Treue ihrer Fans. 43.000 Karten seien bereits verkauft, da Gäste ihre ursprünglich für die Saison 2020 erworbenen Tickets umgebucht haben. Zusätzlich seien seit Januar, als bundesweit über die optimistische Haltung der Karl-May-Spiele in Richtung Sommersaison berichtet wurde, telefonisch weitere 20.000 Karten reserviert worden, obwohl der Vorverkauf noch gar nicht wieder lief. „Auch heute stehen bei uns die Telefone nicht still“, berichtete die Geschäftsführerin. Für Open-Air-Veranstaltungen gelten laut Ute Thienel keinerlei Corona-Auflagen mehr. „Wir sind sehr froh, das Freilichttheater mit seinen 7700 Plätzen komplett füllen zu dürfen.“ Es müsse kein Impf- oder Genesenen-Status kontrolliert werden, und auch das Tragen einer Maske sei nicht notwendig. Ob im Sommer auf den Wegen außerhalb des Sitzplatzes womöglich per Hausrecht ein Mund-Nasen-Schutz angeordnet werde, sei jetzt allerdings noch nicht absehbar. Die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg zeigen vom 25. Juni bis zum 4. September in 72 Vorstellungen die Inszenierung „Der Ölprinz“. Die Regie führt dabei erstmals Ulrich Wiggers, der seit zwei Jahren auf seinen Einstand wartet. Das Buch stammt wieder von Autor Michael Stamp, inzwischen auch Mediensprecher der Kalkberg GmbH. Die Produktions- und Spielleitung liegt – ebenfalls schon seit vielen Jahren – in den Händen von Stefan Tietgen. Gespielt wird donnerstags bis sonnabends ab 15 und 20 Uhr sowie sonntags ab 15 Uhr. Karten gibt es ab sofort im Ticket-Shop auf www.karl-may-spiele.de. Mit dem Stück „Unter Geiern – Der Sohn des Bärenjägers“ hatten die Karl-May-Spiele 2019, im letzten Jahr vor der Corona-Zwangspause, erstmals die 400000-Zuschauer-Marke überschritten. Als Veranstaltung im Sommer unter freiem Himmel seien die Karl-May-Spiele in Sachen Corona ohnehin ein sehr sicheres Vergnügen. „Aktuell halten wir vorsichtshalber aber noch 25 Prozent der Kapazität zurück; wir geben sie aber voraussichtlich schon in Kürze frei“, kündigte Thienel an. Rückkehr von Winnetou in schwieriger Zeit: Die Rückkehr der Karl-May-Spiele geschehe natürlich in einer sehr schwierigen Zeit. „Inmitten all der bedrückenden Nachrichten und furchtbaren Bilder möchten wir unsere Gäste für zwei Stunden in Karl Mays Traumwelt einladen, in der am Ende das Gute siegt und Frieden herrscht.“ Winnetous Appelle für Frieden und Freundschaft seien heute aktueller denn je. Auch Bad Segebergs Bürgermeister Toni Köppen, zugleich Aufsichtsratsvorsitzender der Kalkberg GmbH, war an den Kalkberg gekommen und feuerte bei der Plakat-Enthüllung einen symbolischen Startschuss ab. „Wohin ich auch komme, spürt man: In der Stadt herrscht große Vorfreude. Endlich kehren Winnetou und Old Shatterhand zurück“, sagte er. Lesen Sie auch Quiz: Wie gut kennen Sie die Karl-May-Spiele? Karl-May-Spiele suchen Statisten für „Der Ölprinz“ Viele Einwohner hätten sich einen Sommer ohne Karl May früher gar nicht vorstellen können. Und auch für alle Geschäftstreibenden sei es eine gute Nachricht, dass der Betrieb am Kalkberg wieder aufgenommen wird. „Bad Segebergs Infrastruktur ist vom Tourismus geprägt. Sie ahnen sicherlich, wie es für Gastronomie und Hotellerie ist, wenn plötzlich über 450.000 Gäste ausbleiben.“ Denn auch die Zuschauer der sechs Großkonzerte, die ebenfalls ausfielen und nun im Mai 2022 über die Bühne gehen, müssten mitgezählt werden. Erstes sichtbares Zeichen für den Neuaufbruch ist nun das Plakat, das bald in ganz Norddeutschland zu sehen sein wird. „20.000 Exemplare werden in unterschiedlichen Größen und Formaten gedruckt“, kündigte Geschäftsführerin Thienel an. „Unter anderem präsentieren wir sie in Hamburg und Lübeck auf hochwertigen City-Lights. Außerdem lassen wir 300.000 Flyer produzieren.“ Da trifft es sich, dass Samson Goetze sein Werk immer noch gefällt. Das hatte der 34-Jährige nämlich bereits 2020 angefertigt. „Heute sehe ich es hier zum ersten Mal wieder.“ Und bald überall im Norden.