Landtagswahl SH: Podiumsdikussion an Bad Bramstedter Gymnasium

Die Entscheidung bei der Landtagswahl dürfte für die Bad Bramstedter Gymnasiasten schwer werden. Egal, ob Bildungspolitik, kostenloser ÖPNV für Schüler oder Klimaerwärmung – CDU, SPD, FDP, Grüne und Linke unterschieden sich während einer Podiumsdiskussion in der Mensa der Jürgen-Fuhlendorf-Schule nur marginal voneinander. Einzig Julian Flak von der AfD setzte den Kontrapunkt, verbuchte damit aber wohl keine Sympathien. Knapp zwei Stunden hatten die Schülersprecher Jan Seller und Paul Lück für die Podiumsdiskussion und eine anschließende Fragerunde in Kleingruppen eingeplant. So wurden schnell Themen wie kostenloses Bahn- und Busfahren für junge Menschen in der Ausbildung, das G9-Abitur oder der Klimaschutz durchgehechelt. Jeder Politiker und jede Politikerin durfte ein knappes Statement abgeben. Die Parteien hatten überwiegend ihre Nachwuchspolitiker aufs Podium geschickt, einzig Stefan Weber von der SPD stach mit 59 Jahren heraus und war zugleich der einzige Landtagsabgeordnete. Lesen Sie auch Briefwahl, Kandidaten, Termine: Das müssen Sie zur Landtagswahl im Wahlkreis 25 Segeberg-West wissen Das G9-Abitur will keiner wieder abschaffen, kostenlosen ÖPNV für Azubis, Schüler und Studenten finden alle toll. 365 Euro im Jahr soll solch ein Ticket kosten, darin waren sich die Grünen-Vertreterin Sophia Marie Pott – sie kandidiert in Lübeck für den Landtag – und SPD-Mann Weber einig. Finn-Luca Frey (Linke) forderte sogar, dass „in jedem Dorf einmal in der Stunde ein Bus fahren muss.“ Neue Industriegebäude in Henstedt-Ulzburg ohne Sonnenkollektoren: Beim Thema Klima gab es zumindest teilweise unterschiedliche Ansätze. „Wir wollen auf allen öffentlichen Gebäuden und Neubauten Photovoltaik“, erklärte Grünen-Politikerin Pott. Stefan Weber fand es nicht hinnehmbar, dass „in Henstedt-Ulzburg große Industriegebäude entstanden sind ohne Sonnenkollektoren. So etwas darf es künftig nicht mehr geben.“ Der Bad Bramstedter CDU-Stadtverordnete Jonas Hövermann bemängelte den unzureichenden Leitungsbau. „Wir bekommen den Wind- und Solarstrom aus unserem schönen Land nicht heraus.“ Julian Flak (AfD) lehnte eine Verpflichtung zu Photovoltaik-Anlagen auf Privatdächern ab. „Wir können nicht alles immer nur teurer machen. In Schleswig-Holstein werden wir das Weltklima nicht retten können.“ Nach halbstündiger Diskussion der Politiker untereinander ging es gruppenweise in Klassenräume. Die Politiker besuchten reihum jede Gruppe, um die Fragen der Schüler zu beantworten. Die zeigten reges Interesse. „Warum“, wollte ein Schüler von Stefan Weber wissen, „kostet Strom 37 Cent pro Kilowattstunde. Wer eine Photovoltaik-Anlage betreibt, bekommt für den eingespeisten Strom aber 6 Cent.“ Weber antwortete, es müsse mehr Anreize für Photovoltaik geben, riet aber dazu, den Strom selbst zu speichern, um ihn dann abends verbrauchen zu können. Gemessen am Applaus sammelte besonders Theresa Leinkauf von der FDP Pluspunkte bei den jungen Leuten. Die 28-Jährige ging hart mit dem in der Diskussionsgruppe nicht anwesenden AfD-Kandidaten Julian Flak ins Gericht. „Die AfD setzt hier jemanden hin, der was von Schüleraustausch in Europa erzählt. Am Ende sollt Ihr sagen, so schlimm ist die Partei doch gar nicht.“ Sie forderte die Gymnasiasten zu harten Fragen auf, aber auch zu fairem Umgang: „Toleranz fängt da an, wo es weh tut.“ AfD-Mann gibt nicht den Rechtsradikalen: Der Aufforderung kamen die Schülerinnen und Schüler dann auch nach, als Julian Flak vor ihnen saß. Aber der Kaltenkirchener gab nicht den Rechtsradikalen. Angesprochen auf die Russlandnähe seiner Partei, antwortete er, die Sanktionen der EU seien gerechtfertigt. Den Klimawandel wolle er auch nicht leugnen, allerdings auch nicht das „hochmoderne Kohlekraftwerk in Hamburg-Moordorf“ abschalten. „Aus Kohle und Atomkraft gleichzeitig auszusteigen, ist ein Fehler. Das macht kein anderes Land. Wir brauchen bezahlbare und verlässliche Energie.“ Und Photovoltaik habe sich in den letzten 20 Jahren als nicht wirtschaftlich erwiesen. Die Schüler hätten ihm sicherlich noch gern weiter auf den Zahn gefühlt. Doch die Zeit war um, der nächste Politiker wartete schon vor der Tür.