Masern-Impfpflicht: Umsetzung wirft im Kreis Segeberg Fragen auf

Wegen eines Masernausbruches 2014 in Trappenkamp gab es an der Grundschule tagelang Einlasskontrollen. Nur Kinder, die einen Masernschutz nachweisen konnten, durften zum Unterricht. 2019 gab es zwei Masernfälle in zwei Bad Segeberger Schulen. 1000 Impfpässe wurden hier kontrolliert. Masern sind hochansteckend, manchmal endet die Krankheit tödlich, auch schwere Spätschäden sind möglich. Deshalb hat der Gesetzgeber die Impfpflicht eingeführt für Kinder und Personal von Gemeinschaftseinrichtungen. Bisher keine Informationen zur Durchsetzung: Ab 1. März 2020 sollen Kinder, die neu in den Kindergarten oder die Schule kommen, die Masernimmunität nachweisen. Informationen darüber, wie die Kontrolle in den Grundschulen ablaufen soll, darüber haben die Schulen offenbar noch nicht. Auch an der Trappenkamper Grundschule weiß Leiter Sven Teegen nicht, wie die Impfpflicht an der Schule kontrolliert und umgesetzt werden soll. Er erkundigte sich im Segeberger Schulamt. Doch auch Schulrat Odert Schwarz sagte auf Nachfrage kurz vor Jahresende: „Ich weiß noch nichts Neues.“ Bisher gebe es keine Handlungsanweisung. Lesen Sie auch: Masern: Zwei Schulen in Bad Segeberg geschlossen Im Kreis besuchen etwa 11.500 Kinder zwischen null und sechs Jahren Gemeinschaftseinrichtungen wie Kindergärten. Dazu kommen 27.600 schulpflichtige Kinder. Mehr als 2200 werden jährlich neu eingeschult – nun folgt der erste Jahrgang, der schon in diesem Jahr eine Impfung oder die Immunität nachweisen muss. Impfstatus wird bei Schuleingangsuntersuchung erfasst: Dass die Schulen selbst die Kontrolle des Impfstatus übernehmen können, hält Schulrat Schwarz für nicht realistisch. „Dafür fehlt das medizinische Fachwissen.“ Er meint, die Überprüfung müsse beim schulmedizinischen Dienst des Kreises angesiedelt sein. Seit Ende 2019 führt der schulmedizinische Dienst die Schuleingangsuntersuchungen durch, diese dauern auch im neuen Jahr noch an, teilt Kreissprecherin Sandra Müller auf Anfrage mit. „Bei diesen Untersuchungen wird der Impfstatus der Kinder erhoben und festgehalten.“ Eine Auswertung liege erst im Sommer vor. Ungeimpfte Kinder - was nun? Unklar sei noch, was passieren soll, wenn ein ungeimpftes Kind eingeschult werden soll. Dies sei Teil von noch zu treffenden Absprachen unter den Gesundheitsämtern. Nach einer nachdrücklichen Beratung aber drohe als letzte Maßnahme ein Bußgeld. Die Höhe müsse noch bestimmt werden, so Müller weiter. Die Kindergärten haben bereits einen Überblick über den Impfstatus der Kinder. Der wird bereits bei der Anmeldung dokumentiert. „Sobald ein Verdachtsfall auftritt, müssen wir dem Gesundheitsamt Rede und Antwort stehen können“, sagt etwa Susanne Franzen, Kitaleiterin in Rickling. Die meisten Kinder seien gegen Masern geimpft. Schon jetzt müssten Eltern der Kita nachweisen, an einer Impfberatung teilgenommen zu haben. Fälle, in denen dies nicht geschieht, müssten dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Franzen wünscht sich im Rahmen der Einführung der Masern-Impfpflicht eine Handlungsanweisung darüber, wie mit überzeugten Impfgegnern umgegangen werden soll in Zukunft. „Das wird noch spannend“, sagt sie. Vier Masernfälle im Kreis Segeberg: Vier Fälle von Masern gab es in 2019 im Kreis Segeberg nach Angaben der Verwaltung. In Schleswig-Holstein waren es 13 Krankheitsfälle. Masern sind eine meldepflichtige Erkrankung. Zwischen 2016 und 2018 trat keine Masernerkrankung im Kreis auf. Sieben Segeberger hatte es dagegen in 2015 getroffen. Eine Masernwelle gab es im Frühjahr 2014, damals waren binnen weniger Wochen 25 Menschen im Kreis erkrankt. DRK Segeberg: Jeder Fall wird mit dem Gesundheitsamt besprochen: Auch das DRK als Träger mehrerer Kindergärten im Kreis hat sich bereits an das Gesundheitsamt gewendet, um Näheres zur Impfpflicht zu erfahren und die Eltern informieren zu können. Der Nachweis könne durch einen „Impfausweis, das gelbe Kinderuntersuchungsheft oder – insbesondere bei durchlittener Krankheit – ein ärztliches Attest erbracht werden“, heißt es von der Behörde. Die Pflicht gilt zunächst für Kinder, die nach dem 1. März in eine Einrichtung eintreten und für Personal, das neu angestellt wird. Kinder, die bereits eine Kita oder Schule besuchen, haben bis Ende Juli 2021 Zeit, ihren Impfstatus nachzuweisen. Nicht geimpfte Kinder können vom Besuch des Kindergartens ausgeschlossen werden, ungeimpftes Personal dürfe nicht eingestellt werden. „Nach diesen Anweisungen wollen wir handeln“, sagt Katrin Buchholz, zuständig beim DRK Segeberg für die Kindertagesstätten. Sollte es Kinder geben, die nicht geimpft sind, werde man jeden Fall mit dem Gesundheitsamt besprechen. Manchmal sei es bei Eltern einfach Angst vor Nebenwirkungen einer Impfung, dann müsse beraten werden. „Es gibt auch Kinder, die aus gesundheitlichen Gründen nicht geimpft werden dürfen“, betont Buchholz. Hohe Impfquote bei Erstklässlern: Gerade für solche Menschen, die nicht geimpft werden dürfen, gilt die Herdenimmunität als besonders wichtig. Laut Weltgesundheitsorganisation ist eine Impfquote von 95 Prozent nötig, damit sich Masern nicht ausbreiten und jene geschützt sind, die (noch) nicht geimpft sind, etwa Säuglinge. Lesen Sie auch: Masern in Europa auf dem Vormarsch Unter den Kindern, die zum Schuljahr 2018/2019 eingeschult wurden, waren laut Kreisverwaltung 94,2 Prozent gegen Masern geimpft. Weitere Nachrichten aus dem Kreis Segeberg lesen Sie hier.

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