Neue Wald-Gruppe im Kíndergarten Schackendorf bekommt schicke Unterkunft

Ein „Bauwagen“ sollte es sein. Eine „einfache Naturunterkunft“ als Rückzugsmöglichkeit, wenn das Wetter doch einmal zu miserabel für einen Daueraufenthalt im Freien sein sollte. Was Jan Broers, Inhaber der gleichnamigen Tischlerei und Zimmerei in Wakendorf I, und seine Leute derzeit erkennbar mit reichlich Herzblut anfertigen, erinnert fast schon an ein Tiny-Haus auf Rädern. Einziehen soll in das urige Ein-Raum-Domizil aus Holz Anfang August die neue Wald-Gruppe des Schackendorfer Kindergartens. Noch füllt die Konstruktion allerdings fast eine komplette Halle auf dem Firmengelände an der Hauptstraße aus, wo die Handwerker alles nach den Vorgaben der Architektin und den Wünschen der Gemeinde bauen. „Der Auftrag ist total spannend und macht wahnsinnig viel Spaß“, erzählt Broers. Ein solches Projekt sei auch für ihn eine Premiere. Innen ist inzwischen fast alles fertig, dieser Tage kommen die Fenster. Auch das Mobiliar – ebenfalls komplett aus Holz – und eine Mini-Küchenzeile folgen. Eine kleine Elektro-Heizung soll später etwas Wärme spenden; der Stromanschluss liegt. Sonnensegel sind geordert. Der Wagen selbst ist 9,40 Meter lang, 2,55 breit und 3,40 Meter hoch. Zu erreichen ist der Eingang später über eine extra angepasste Treppe – natürlich aus Holz. Außen Lärche, innen Fichte: Als Material für die Außenverschalung hat Jan Broers sibirische Lärche ausgewählt. „Unbehandelt und naturbelassen“, wie er betont. Das Material sei sehr robust, werde mit der Zeit lediglich etwas grauer. Auch künftig müsse nichts daran gemacht werden. Innen bestimmt Kiefer die Optik. Komplettiert wird das Ensemble, das auf der so genannten Hundekoppel in Sichtweite des bestehenden Kindergartens seinen endgültigen Standort finden soll, noch von einer kleinen, naturnahen Außentoilette, die allerdings extra bestellt worden ist. Das WC in der festen Einrichtung am Sportplatz mit zu nutzen, sei aus Sicht des Betreibers, der Johanniter, gar nicht gewünscht, erklärt Schackendorfs Bürgermeister Alexander Scheffler bei einem Ortstermin in Wakendorf I. Das sei im Sinne von Eltern, die für ihren Nachwuchs ganz bewusst eine Wald-Gruppe wählen. Fließend Wasser werde es dort generell nicht geben, so der Bürgermeister. „Was gebraucht wird, kommt im Kanister.“ Platz für 16 Kinder und zwei Erzieher: Der Wagen bietet auf gut 20 Quadratmetern Nutzfläche Platz für 16 Kinder und zwei Erzieher, die zunächst – wie die Gruppe im Kindergarten – nur vormittags zusammenkommen sollen. „Ob wir das Angebot später auf den Nachmittag ausweiten, muss der Bedarf zeigen“, sagt Scheffler. Erst einmal werde von 7.30 Uhr bis 13.30 Uhr betreut. „Wir wissen natürlich um den Wunsch, diese Zeiten auszuweiten.“ Um das Projekt stemmen zu können, greift die Gemeinde Schackendorf tief in die Tasche. Gut 116.000 Euro koste das Gesamtpaket, erklärt der Bürgermeister. Wobei der Bauwagen allein laut Kalkulation mit knapp 78.000 Euro zu Buche schlägt. Jan Broers war seinerzeit der einzige, der auf die Ausschreibung hin ein Angebot abgegeben hatte. Immerhin steuert der Kreis Segeberg 50.000 Euro an Fördermitteln bei. Teurer als ursprünglich geplant wird das Ganze aber trotzdem. Ganz zu Beginn hatte die Gemeinde im Haushalt einmal einen Betrag von 85.000 Euro veranschlagt. Gelände lag im Landschaftsschutzgebiet: Auch die Herauslösung des Grundstücks aus dem dortigen Landschaftsschutzgebiet in Richtung Trave sei inzwischen erfolgt, berichtet Scheffler. „Und die vorgeschrieben 30 Meter Abstand zum Wald halten wir natürlich auch ein.“ Enthalten in der Endsumme sind die erforderlichen Erdarbeiten auf dem etwas unwegsamen Gelände, die Versorgungsanschlüsse und eine Reihe von Neben- und Folgekosten. Mit den Vorbereitungen auf dem Gelände wird jetzt begonnen. Eine Verzögerung hatte es gegeben, weil der Kreis Segeberg vor Erteilung der Baugenehmigung erst noch sicherstellen wollte, dass dort keine Altlasten für unliebsame Überraschungen sorgen. „Die Rede war von einem ehemaligen Abbrennplatz für Schutt“, berichtet Alexander Scheffler. Das habe man aber mit Hilfe von „Zeitzeugen“ zur Zufriedenheit der Behörde klären können. Abstand genommen hatten die Schackendorfer zuvor von der lange verfolgten Idee, auf der Hundekoppel einen festen Neubau für drei Gruppen zu errichten. Das finanzielle Risiko erschien der Kommunalpolitik dann doch als zu hoch. Die Gemeinde wäre mit rund 1,2 Millionen Euro dabei gewesen. Übrig geblieben sind aus diesem Prozess indes die Johanniter, denen man die Verantwortung für den ursprünglich gemeindeeigenen Kindergarten auch deshalb übergeben hatte, weil die Verwaltung einer so großen Einrichtung die Ehrenamtler schlicht überfordert hätte. Transport nach Schackendorf mit dem Trecker: Eine letzte Herausforderung vor dem Start der Wald-Gruppe wird nun der Transport des Wagens von Wakendorf I nach Schackendorf werden. Jan Broers ist optimistisch: „Den hängen wir einfach an einen Trecker.“ Der sei dafür besser geeignet als ein Pick-up, weil das Gelände auf der Hundekoppel nicht ganz ohne ist. Die Anhängerkupplung werde später ebenfalls noch mit Holz verkleidet. Lesen Sie auch Schackendorf: Große Investitionen ohne Steuererhöhungen in 2022 Broers ist bei der Realisierung des Projektes offenbar auf den Geschmack gekommen. „So ein mobiles Angebot ist wirklich eine tolle Sache.“ Es könne immer dort hingestellt werden, wo man es gerade brauche. Und es müsse nicht immer gleich komplett neu gebaut werden. Seine Halle wird demnächst jedenfalls wieder frei.