Poul-Due-Jensen-Schule in Wahlstedt setzt ein Zeichen für den Frieden

An diesem Mittwochvormittag ist Annette Grosse ganz besonders stolz auf ihre Schule: „Wir sind hier wirklich eine ganz tolle Gemeinschaft“, sagt die Leiterin der Wahlstedter Poul-Due-Jensen-Schule. Rund 300 Schülerinnen und Schüler sowie das gesamte Lehrerkollegium haben sich gerade auf dem Pausenhof versammelt, um gemeinsam eines der berühmtesten Symbole der Welt zu formen: das Friedenszeichen. Auf diese Weise wollen sie gegen den Krieg in der Ukraine und für den Frieden demonstrieren. Manche haben extra Luftballons in den ukrainischen Nationalfarben Blau und Gelb mitgebracht. „Das hatten wir gar nicht thematisiert, weil das Ganze ziemlich kurzfristig auf die Beine gestellt worden ist“, erzählt Grosse. Hausmeister malten Kreidestriche auf den Schulhof: Die Hausmeister der Gemeinschaftsschule an der Neumünsterstraße, deren Träger die Stadt ist, waren am Vortag noch unterwegs, um mit Kreide die Aufstellungslinien in den passenden Abmessungen auf das Pflaster zu zeichnen. „Ganz ohne Vorbereitung geht es natürlich nicht, so viele Kinder und Jugendliche halbwegs schnell auf die richtigen Positionen zu dirigieren“, erklärt die Leiterin während der höchst diszipliniert ablaufenden Formierung. Rund 300 Fünft- bis Zehntklässler nehmen am Ende teil. Um die 30 seien aufgrund von Corona gerade nicht in der Schule, berichtet Annette Grosse. Das Bild, das von der Aktion entstanden ist, unter anderem mit Hilfe einer Drohne aufgenommen, solle nun über die verschiedenen Medienkanäle möglichst weit verbreitet werden. Initiative von stellvertretender Schulleiterin: Die ursprüngliche Initiative sei von ihrer Stellvertreterin Claudia Siemer gekommen; die habe in Niedersachsen etwas ähnliches gesehen und sich gedacht: „Das kriegen wir bei uns doch auch hin.“ Gesagt, getan. Am Dienstag sei sie dann persönlich durch sämtliche Klassen gegangen und habe von der Idee erzählt. „Gerade Wahlstedt als multinationale Kommune eignet sich doch ganz besonders für ein solches Zeichen.“ Alle hätten sofort mitgezogen. Niemand aus dem Kollegium habe beispielsweise auf angesetzte Klassenarbeiten oder sonstige mögliche Hinderungsgründe hingewiesen. Die Bedeutung sei auch allen Lehrerinnen und Lehrern natürlich sofort klar gewesen. Was sie jedoch in den Gesprächen mit den Schülerinnen und Schülern erlebt und gehört habe, stimme sie sehr nachdenklich, bekennt Annette Grosse. „Es gibt sehr viel Angst vor Krieg – hier in Europa, aber auch sonst in der Welt.“ Und es gebe viele Fragen. Sehr viele. Größter Wunsch: Frieden für alle: Frieden für alle sei als Wunsch immer wieder geäußert worden. Mehrfach sei sie in den Klassen auch gefragt worden, warum man so etwas Symbolisches denn überhaupt mache? Man könne doch sowieso nichts ändern. Am Ende zog am ehesten das Argument, Verantwortliche, aber auch Leute, die sich womöglich noch gar nicht sonderlich für das Thema interessieren, mit ganz vielen kleinen Zeichen wachrütteln zu können. Die Situation in der Ukraine werde nach der Aktion im Unterricht weiter besprochen, wo es sich anbiete, berichtet die Schulleiterin. In Fächern wie Religion oder Philosophie würden solche Dinge ohnehin schon länger besprochen. Lesen Sie auch Das ist die Poul-Due-Jensen-Schule Spendenaktion für erkrankten Mitschüler So gehen Schüler und Lehrer mit dem Ukraine-Krieg um Dabei sei es für sie und das Kollegium bisweilen durchaus schwierig, gerade in Wahlstedt allzu einseitig Partei für eine Seite zu ergreifen. Denn die Poul-Due-Jensen-Schule werde auch von russischstämmigen Kindern und Jugendlichen besucht. Dass die von Mitschülern angegangen oder gar gemobbt werden, wie man es von anderen Schulen im Land bereits gehört hat, habe sie allerdings noch nicht beobachtet. „Das würde ich auch sofort verbieten“, stellt Annette Grosse unmissverständlich klar. In so einem Fall würde umgehend interveniert. „Diese Kinder tragen nun wirklich null Verantwortung für das, was Putin gerade macht.“ Sorge um Verwandte eint die Schüler: Was viele Schülerinnen und Schüler aus Osteuropa derzeit hingegen eine, sei eine gemeinsame Sorge. „Viele haben Angst um Verwandte, die noch immer dort leben. Sowohl in der Ukraine als auch in Russland.“ Um der Aktion etwas Dauerhaftes zu verleihen, überlegt Annette Grosse, die dünnen Kreidestriche für das Peace-Zeichen auf dem Schulhof mit weißer Farbe fest aufsprühen zu lassen. „Das gilt ja schließlich immer.“