Spendenaktion für die Ukraine in Henstedt-Ulzburg

Wenn die Henstedt-Ulzburger etwas können, dann in Windeseile Hilfsprojekte auf die Beine stellen. Das war bereits im vergangenen Jahr bei der Flutkatastrophe in Westdeutschland so, und nun ist es beim Blick ins Kriegsgebiet der Ukraine genau so. Ein breites Netzwerk hat innerhalb weniger Tage eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Seit Donnerstag können Lebensmittel, warme Kleidung und andere intakte Sachen für die Menschen in der Ukraine abgegeben werden. Montags bis sonnabends von 15 bis 18 Uhr ist die Halle auf dem Betriebsgelände von Christian Harrs am Tiedenkamp 17 geöffnet. Eine zweite Annahmestelle gibt es im Gemeindehaus der St.Petrus-Kirche auf dem Rhen. Dort, an der Norderstedter Straße 22, ist die Tür dienstags bis freitags von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Henstedt-Ulzburger in großer Sorge um Freunde und Familie in der Ukraine: Fest verbunden mit der Aktion ist André Pilling. Der Henstedt-Ulzburger ist mit einer Ukrainerin zusammen, beide haben zwei Kinder. Lange Jahre hat Pilling in der Ukraine gearbeitet. Der 43-Jährige hat dort im Auftrag der Bundesrepublik geholfen, Lebensmittel aus der Ukraine in die EU zu holen und die Ukrainer bei Handelsfragen zu unterstützen. Es sollten so staatliche und privatwirtschaftliche Strukturen der Agrar- und Ernährungsbranche der Ukraine für den weiteren Ausbau gestärkt werden. Vor zwei Wochen musste Pilling mit seiner Familie Hals über Kopf das Land verlassen. Zu gefährlich war es geworden. „Ihr müsst raus“, lautete die Devise. Freunde, Kollegen und die Angehörigen seiner Frau mussten sie zurück lassen. André Pilling verfügt in seiner Funktion als Projektleiter bei Agritrade Ukraine über ein Netzwerk, mit dem jetzt Spenden in die polnisch-ukrainische Grenzregion geliefert werden können. Dabei steht er in engem Austausch mit den Ukrainern. Je nachdem, was wo gebraucht wird, werden die Lastwagen mit den Spenden aus Henstedt-Ulzburg an die Grenze gefahren und dort den Organisationen übergeben, die für den Weitertransport in das Kriegsgebiet zuständig sind. Diese Übernahmeorte ändern sich je nach Kriegsgeschehen. Riesige Welle der Hilfsbereitschaft in Henstedt-Ulzburg: Dass die Bereitschaft, den Ukrainern beizustehen, so groß sei, habe er nicht gedacht, gibt Pilling zu. Er ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft. Die ersten Spenden sind bereits in der Halle von Christian Harrs eingetroffen. Sobald ein Lkw mit 33 Paletten gefüllt sei, geht die Fahrt los. Für Unternehmer Christian Harrs war es klar, seine Hilfe anzubieten. „Die Situation in der Ukraine macht einen doch fertig“, sagt Harrs. Er freue sich, helfen zu können. Lesen Sie auch Mahnwache für den Frieden mit 500 Teilnehmern in Henstedt-Ulzburg Ärztin organisiert Spendentransporte für Medizinbedarf Großen Anteil an der Spendenaktion haben die Gemeindeverwaltung, die Vereine HU Bewegt, HHG, HU Marketing, die Soziale AG und weitere Akteure. Rasch eingerichtet wurde die Internetseite www.sued-se.de, auf der Informationen zu finden sind. Unter anderem ist dort verzeichnet, welche Sachspenden bevorzugt benötigt werden. Für André Pilling sind das Lebensmittel wie Wasser, Konserven, Babynahrung, Brot und andere Nahrungsmittel. „Es gibt Städte, in denen schon ein Mangel an Nahrungsmitteln herrscht“, beschreibt Pilling die Situation. Die abgegebenen Sachspenden werden von ehrenamtlichen Helfern entgegen genommen, sortiert und für den Abtransport verpackt. Große Logistikunternehmen aus Henstedt-Ulzburg haben das nötige Material wie Kartons und Paletten vorbei gebracht. Wohnraum für ukrainische Flüchtlinge wird dringend gesucht: Die Unterbringung von geflüchteten Ukrainern hat die Gemeindeverwaltung im Fokus. Ordnungsamtsleiter Colja Peglow rechnet mit über 100 Menschen, die untergebracht werden müssen. Allerdings sei in der Hinsicht noch vieles unklar. Er sowie Bürgermeisterin Ulrike Schmidt bitten bereits jetzt darum, dass Henstedt-Ulzburger, die Flüchtlinge aufnehmen möchten, sich melden. Die Koordination der Hilfsaktion beansprucht gerade sehr viel Zeit von André Pilling und seiner Familie. „Es ist gut, dass wir etwas zu tun haben“, sagt er. Die Sorge um die Freunde und Angehörigen sei riesig. „Ein Kollege hat mich angerufen und gefragt, ob ich seine Frau mit den Kindern an der ukrainisch-polnischen Grenze abholen kann. Er muss in den Krieg ziehen“, schildert Pilling. Im stockt dabei die Stimme. „Es ist dramatisch und unmenschlich, was dort passiert.“ Seine Schwiegereltern sitzen, so erzählt er weiter, abends im Flur, um dort vor den Bomben geschützt zu sein. Freunde verbrachten Tage in U-Bahn-Schächten. Noch bis kurz vor dem Einmarsch von Putins Truppen habe er noch berufliche Projekte geplant. Das ist nun alles Vergangenheit.