Tierheim Henstedt-Ulzburg ist voll belegt mit Hunden, Katzen und Kaninchen

Bobby, ein 14 Jahre alter Collie-Mischling, ist der klassische Fall. Die Besitzer haben vielleicht den Hund abgöttisch geliebt, sich aber nicht um die Pflege und die Gesundheit des Tieres richtig gekümmert. Das Besitzerpaar stirbt, der Sohn übernimmt den Hund und ist hoffnungslos überfordert. So landete Bobby, alt und krank, vor vier Wochen im Tierheim Henstedt-Ulzburg. Katja Vogel kann etliche Geschichten wie die von Bobby erzählen. Und Tiere wie Bobby kosten das Tierheim viel Zeit, Geld und Platz. „Wir suchen dringend eine Pflegestelle für den Hund“, sagt die Tierheimleiterin. Bobby werde zunächst operiert und auf Vordermann gebracht, dann kann er ausziehen und den Schlafplatz für den nächsten Hund in Not frei machen. Denn die Warteliste für Hunde ist lang. „Wir haben einige Besitzer, die ihre Tier abgeben wollen“, sagt Katja Vogel. Viele Gründe, weshalb Tiere im Tierheim Henstedt-Ulzburg landen: Aus ganz unterschiedlichen Gründen trennen sich Menschen von ihren Tieren. Mal haben sich die Lebensumstände verändert, mal fehlt das Geld für notwendige Tierarztbehandlungen, und ein anderes mal stellt der Tierbesitzer fest, dass es mit der Wunschhunderasse vielleicht doch nicht so nett ist wie gedacht. „Es gibt viele Menschen, die sich ein Tier nach der Optik kaufen“, haben Katja Vogel und ihr Team festgestellt. Und da werde der eben noch kuschelige Welpe im Laufe der Monate vielleicht – wie es seiner Rasse entspricht – zum Herdenschutzhund, der „seine Herde“ sprich Familie im Zaum halten will. Das Tierheim ist am Kirchweg 124e in Henstedt-Ulzburg zu finden. Besucher müssen vorab unter Telefon 04193/91833 oder per E-Mail an info@tierheim-henstedt-ulzburg.de einen Termin vereinbaren. Das Tierheim wird vom Verein Tierschutz Henstedt-Ulzburg betrieben. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer werden gesucht. Auch wer sich für eine Patenschaft von Hund, Katze oder Kaninchen interessiert, kann sich bei Katja Vogel und ihrem Team melden. Das Tierheim ist für die Fundtiere der Gemeinden Norderstedt, Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen, Ellerau, Kaltenkirchen-Land und Amt Kisdorf zuständig. Diese Gemeinden haben sich im Zweckverband Fundtiere Segeberg-West zusammengeschlossen. Wenn man sich beispielsweise aus der Türkei oder Ungarn einen Hund hole, dann sollte man sich vorher damit beschäftigen, welche Rassen dort üblich sind, meint Katja Vogel. Im Nachgang könnte sonst die böse Überraschung auf einen warten. So sei es kein Wunder, dass die Tierheime, auch das Henstedt-Ulzburger am Kirchweg, durchweg voll belegt sind. Maximal 19 Hunde können in Henstedt-Ulzburg untergebracht werden. Auf Gesundheit bei trendige Hunderassen achten: Wie eh und je gibt es vor allem bei Hunden beliebte Rassen, die derzeit en vogue sind. „Gerade sind Bulldoggen im Trend“, erzählt Katja Vogel und seufzt. Durch die kurze Schnauze, die viele Menschen als niedlich empfinden, können die Bulldoggen meist nicht richtig atmen und leiden nach Ansicht der Experten enorm. „Das sind einfach nur Qualzuchten“, sagt Vogel. Auch der Körperbau und die gesamte Kopfform seien nicht gesund für den Vierbeiner. Wer sich zum Beispiel für eine französische Bulldogge interessiere, sollten auf ein Zertifikat, ausgestellt vom Tierarzt, achten. „Der Hund muss frei atmen können.“ Denn wenn die Einschränkungen zu groß seien, müsse das Tier operiert werden – und die OP koste locker über 1000 Euro. Lesen Sie auch Von Wiesbaden in den Norden: Die lange Reise von Katze Lena Todkranke Hundewelpen: Tierheim Henstedt-Ulzburg warnt vor Händler Wann der Mensch sein Haustier erlösen sollte Vor kurzem erst saßen im Tierheim Henstedt-Ulzburg zwei Möpse. Auch diese Rasse zeichnet sich zumeist durch eine sehr kurze Schnauze aus. Beide mussten, so Katja Vogel, dringend operiert werden. Eine interessierte Frau, die die kleinen Hunde aufnehmen wollte, sah die Notwendigkeit einer OP nicht. „Sie hat uns gesagt, dass ihr Hund auch so schnauft“, berichtet Katja Vogel. Damit kam diese Interessierte für das Tierheim-Team als neue Besitzerin der Möpse schon mal nicht in Frage. Sorge macht den Mitarbeitenden des Tierheims, wie Kaninchen oft gehalten werden. „Auch ein Kaninchen muss regelmäßig zum Tierarzt“, betont Katja Vogel. Die Zähne und Ohren müssen kontrolliert werden, Impfungen stehen an, Parasiten müssen bekämpft werden. Wer ins Tierheim kommt, um eines aufzunehmen, sei dankbar und offen für Tipps, wie die Nager richtig und gesund gehalten werden. Gut 500 Tiere sind in 2021 im Tierheim aufgenommen und wieder vermittelt worden. Das sei ein mittelmäßiger Wert, „wir hatten auch schon mal mehr“, sagt Tierheimleiterin Katja Vogel. Zunehmend landen kranke oder schwierige Tiere in einem der Hundezwinger. Aber: „Irgendwann findet jeder Topf seinen Deckel.“ Bei manchen Hunden, Katzen und Kaninchen dauere es eben etwas länger, bis sie ein neues Zuhause finden.