Warum jetzt Hamburger Busse durch Bad Bramstedt fahren

Seit Jahrzehnten gehörten die Busse des Kellinghusener Unternehmens „Die Linie“, vormals Storjohann, zum Stadtbild von Bad Bramstedt. Seit einigen Wochen ist das vorbei. Das Hamburger Unternehmen „Elite“ hat die meisten Linien- und Schulbusfahrten übernommen und ein Busdepot in Fuhlendorf eingerichtet. Für Lutz Rathje, Geschäftsführer der „Linie“, ist das ein herber Verlust. Das Kellinghusener Unternehmen gibt es seit dem 19. Jahrhundert, war bis 2007 im Besitz der Familie Storjohann. Die hatte schon in der Nachkriegszeit den Linienverkehr im Raum Bad Bramstedt übernommen. Und das blieb auch so, als das Unternehmen den Besitzer wechselte und seitdem „Die Linie“ heißt. Generationen von Kindern sind mit den Bussen täglich zur Schule gefahren. Seit Mitte Dezember 2022 ist es damit vorbei. Der Busverkehr im Kreis Segeberg musste neu ausgeschrieben werden – europaweit. Nach einem Rechtsstreit ging schließlich die Autokraft als Sieger daraus hervor. „Die Linie“ hatte sich auch beworben, war aber unterlegen. Dann suchte die Autokraft Subunternehmen, unter anderem für den Busverkehr im Raum Bad Bramstedt, da sie nicht alle Linien mit ihren eigenen Fahrzeugen abdecken kann. „Auch hierfür haben wir uns beworben, bekamen aber nicht den Zuschlag“, berichtet Linie-Geschäftsführer Rathje. „Das war ein herber Schlag für uns und unsere Fahrer.“ Acht Busfahrer wechselten den Arbeitgeber: Den Zuschlag als Subunternehmen bekam „Elite“. Acht von zwölf Busfahrern, die bei „Die Linie“ beschäftigt waren, wechselten zu dem neuen Anbieter. „Die anderen vier konnten wir im Kreis Steinburg einsetzen, auf den wir uns jetzt konzentrieren“, so Rathje. Lesen Sie auch Stadtbusse fahren in Kaltenkirchen jetzt im 30-Minuten-Takt Gewerbegebiet Bad Segeberg: SVG soll Busanbindung zum Birkenring planen Er findet das ganze Verfahren nicht in Ordnung, zumal der Kreis Segeberg in der Ausschreibung auch keine Übernahmevorschrift für die Busfahrer aufgenommen hatte, wie dies in anderen Kreisen der Fall ist. Alle zehn Jahre wird der Linienbusverkehr ausgeschrieben. „Wie wollen sie da eine längere Betriebszugehörigkeit erreichen?“, fragt Rathje. Davon sei der Urlaubsanspruch und Kündigungsschutz abhängig. „Wir haben einen Fahrernotstand“, sagt er, aber unter solchen Bedingungen sei es kaum möglich, Nachwuchs für den Busfahrerberuf zu finden. Sven Kindel, Pressesprecher des neuen Anbieters „Elite“ bestätigte, dass es allgemein schwierig sei, Fahrer zu finden. „Für unsere neuen Linien hatten wir aber keine Probleme, wir können alle Busse gut besetzen.“ Das liegt wohl auch daran, dass „Elite“ besser bezahlt als „Die Linie“, wie ein Busfahrer gegenüber KN-online sagte. „Ich bin zufrieden“, so der Fahrer. In Fuhlendorf entsteht ein Busdepot: Das Unternehmen hat in Fuhlendorf an der Landesstraße 319 ein „Busdepot im Werden“ eingerichtet, wie Kindel sagt. Dort hat das Hamburger Unternehmen einen Platz gemietet, auf dem zurzeit noch Container mit Toiletten und Aufenthaltsräumen für die Fahrer stehen. „Das wollen wir noch ausbauen“, so der Unternehmenssprecher. In Fuhlendorf hat Elite zwölf Busse stationiert, darunter vier Gelenkbusse. Vier Busse setzt das Unternehmen in Kaltenkirchen im Stadtverkehr ein, ebenfalls im Auftrag der Autokraft. Insgesamt hat „Elite“ 200 Fahrzeuge im Einsatz, einen großen Teil davon im Hamburger Linienverkehr. 350 Mitarbeiter sind bei dem Busunternehmen beschäftigt. Die von Fuhlendorf aus startenden Busse sind zurzeit noch eine recht bunte Mischung. Einige sind blau, andere silber. Kindel: „Die Busse werden in nächster Zeit durch neue ersetzt, die dann auch alle einheitlich aussehen werden, nämlich silber.“