Amateurfußball in Schleswig-Holstein: Deshalb gibt es im Saisonfinale Ärger

Christoph Becks Ärger ist noch nicht verflogen. Am Sonnabend um 12.44 Uhr hatte der Trainer des Fußball-Kreisligisten SG Padenstedt am Sportplatz gerade sein Auto geparkt, als das Telefon klingelte. Alles war vorbereitet für das Heimspiel in der Kreisliga Mitte gegen den VfR Neumünster II, da sagte der Gegner 76 Minuten vor Anpfiff wegen Corona-Fällen im Team ab. „Das ist an Unverfrorenheit nicht zu überbieten“, schimpft der Trainer Tage später. Doch nicht nur in Padenstedt rumort es zum Ende der Amateurfußballsaison, die am 22. Mai endet. Spielausschussobmann: „War absehbar, dass dieser Freibrief noch Probleme bereitet“: Das Problem: In vielen Staffeln stehen aufgrund einer Absageflut Spiele aus, die bis zum Saisonende kaum zu absolvieren sind, was die Kreisspielausschussleiter vor fast unlösbare Aufgaben stellt. Zum Beispiel Michael Reich vom KFV Holstein. Er beklagt: Die liberale Regelung des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbands (SHFV), die Spielabsagen bei Corona-Fällen ohne Nachweispflicht ermöglicht, hätten viele Vereine ausgenutzt. „Es war absehbar, dass dieser Freibrief noch Probleme bereitet“, so Reich, der irgendwie versucht, die offenen Partien noch anzusetzen. Lesen Sie auch Irrer Kreisliga-Endspurt: VfB Kiel soll im Zwei-Tagesrhythmus spielen Zwar hat der Verband die Möglichkeit eingeräumt, Staffeln gegebenenfalls nach der Quotientenregelung zu werten, doch welche Tücken die bereithalten kann, verrät ein Blick in die Verbandsliga Ost. Wenn es am 21. Mai – einen Tag vor Saisonende – zum Spitzenspiel zwischen dem Preetzer TSV und dem TSV Plön kommt, könnten beide Teams nur zwei Punkte trennen. Bei einer Absage würde das Spiel nicht mehr nachgeholt werden können und der PTSV stünde als Meister fest. Nur 41 Stunden vor dem möglichen Aufstiegsfinale tritt der Tabellenzweite TSV Plön zudem beim TSV Flintbek an. Die Folge aus Plöner Sicht: Wettbewerbsverzerrung im Aufstiegskampf. In einer Pressemitteilung ging der Verbandsligist den SHFV am Mittwoch scharf an. Tenor: Der Schutz der Spieler würde nicht im Vordergrund stehen. Kreisligist SG Padenstedt stehen fünf Spiele in neun Tagen bevor. „Wir müssen an zwei Tagen hintereinander ran. Das ist nicht mal Teams im Profibereich zuzumuten“, sagt Padenstedt-Coach Beck. „Das hat nichts mehr mit einer sportlichen Lösung zu tun.“ Ein ähnliches Programm hätte auch der VfB Kiel in der Kreisliga Mitte-Ost absolvieren müssen: Von den eigentlich sechs ausstehenden Spielen sind für den Tabellenführer aber nur noch drei angesetzt. Der VfB dürfte dank Quotientenregelung mit dem besten Punktequotienten aufsteigen. SHFV: Saisonverlängerung keine Option: Eine Möglichkeit, die Belastung der Kicker zu reduzieren und trotzdem alle Partien ausspielen zu lassen, wäre eine Saisonverlängerung. Aus Sicht des SHFV ist dies allerdings keine Option: „Erst folgt das Himmelfahrts- und dann das Pfingstwochenende, zudem finden noch Kreispokalwettbewerbe statt. Wir hätten keine Lösung gefunden, die flächendeckend für Zufriedenheit gesorgt hätte“, erklärt Geschäftsführer Tim Cassel. Er appelliert vor dem Saisonfinale an die Vereine, die Regelung, die vor dem Hintergrund der Pandemie getroffen wurde, nicht auszunutzen. „Das widerspräche jeglichem Fairplay.“ Immerhin soll die umstrittene Corona-Regelung für die am 1. Juli beginnende neue Saison nicht verlängert werden. Am Sonnabend will das SHFV-Präsidium einen entsprechenden Beschluss fassen.