Groundhopper auf Stadionjagd: Jan-Heiko Münster sammelt Fußball-Plätze

Knapp 50 Zuschauer wollen sich am Mittwochabend das Meister-der-Meister-Pokalspiel des Teams aus der Kreisklasse B gegen den Oberligisten TSV Kronshagen anschauen. Einer, der es weder mit der Heim- noch Gastmannschaft hält, hat es sich auf einem Campingstuhl bequem gemacht: Jan-Heiko Münster. Der 44-Jährige ist Groundhopper. Er sammelt Fußballplätze. Hopper „hüpfen“ von Stadion zu Stadion auf der Jagd nach Punkten. Wann es Punkte für einen „Ground“ gibt, macht jeder unter sich aus: Ob ein Platz nur bei vollen 90 Minuten gezählt wird oder schon eine Halbzeit als Zuschauer reicht; ob ein einfacher Dorfplatz oder nur eine Sportanlage mit Tribünenausbau zählt, ist eine Glaubensfrage. Landläufig einig sind sich Groundhopper nur in einem Punkt: Das Betreten des Stadions reicht nicht aus. Es muss ein Spiel gesehen werden. Im Kreis Rendsburg-Eckernförde hat er jeden Platz gesehen: Am Sportplatz „Am Hain“ in Kiel macht Münster einen neuen Punkt. „Ich habe von dieser Anlage bis vor kurzem gar nichts gewusst.“ Der gebürtige Lindhöfter (Kreis Rendsburg-Eckernförde) besucht vor allem Fußballplätze in Schleswig-Holstein. Liga und Mannschaften – egal. „Es gibt nichts, was ich von vornherein ausschließen würde.“ Im Kreis Rendsburg-Eckernförde hat er jeden Platz gesehen. Manche als aktiver Spieler im Jugend- und Herrenbereich. Den Rest hat er für seinen Blog „Hopping Stories“ bereist. Seit April 2018 berichtet er auf der Facebook-Seite über seine Besuche bei Fußballspielen. Zusammen mit einem Kumpel hatte er das Projekt begonnen. „Sein bester Freund war damals gestorben. Er sollte auf andere Gedanken kommen.“ Den Blog bespielt Münster inzwischen alleine. Zu Spielen fahren die Gründer der Seite noch immer regelmäßig zusammen. Das Spiel zwischen Hammer und Kronshagen ist das 200. seit Bestehen von „Hopping Stories“. Was einen guten Platz ausmacht, das kann der 44-Jährige nicht genau sagen. „Der Platz muss einen bestimmten Charme haben. Häufig macht das Umfeld die Anlage erst interessant.“ Münster hat den Blick für Kuriositäten: eine besondere Lage, eine auffällige Anzeigetafel oder – wie an diesem Abend – kaum erkennbare Seitenlinien. „Ich habe den Schiedsrichter eben noch gefragt, ob er das tatsächlich anpfeifen will.“ Hier, im Süden Kiels zwischen Damaschkeweg und Eiderbad Hammer, gibt es Fußball pur. Bratwurst oder Bier wird hier nicht verkauft. Dafür strahlt das Flutlicht zwischen den Bäumen. „Das bringt immer eine besondere Atmosphäre. Häufig kommt Fußballromantik auf einem Kartoffelacker eher auf als in einem großen Stadion“, sagt Münster. Man kommt schnell mit Leuten ins Gespräch: Kurz vor der Halbzeit zieht leichter Nebel über dem Platz auf, der Atem der Spieler wird sichtbar und den Zuschauern auf den Steinstufen kriecht die Kälte unter die Kleidung. Ob es auch mal Tage gibt, an denen Münster die Lust am Groundhoppen vergeht? „Letztens habe ich mich nach elfeinhalb Stunden Arbeit noch ins Auto gesetzt, um eine Oberliga-Partie zu sehen.“ Nachfragen erübrigen sich. Das Schöne an dem Hobby, sagt Münster: „Man kommt schnell mit Leuten ins Gespräch.“ Und überall gibt es Gleichgesinnte. Neben dem Platz lernt er dieses Mal einen Hopper kennen, der aus Viöl im Kreis Nordfriesland angereist ist. Vielleicht werden sich die Wege der beiden Fußballbegeisterten bald wieder kreuzen. Jan-Heiko Münster hat die nächste Tour schon geplant. Gestern Abend ging es ins Stadion von Oberligist Victoria Hamburg. Unter Fußballkennern „Hoheluft“ genannt. Nicht ganz so versteckt wie der Platz „Am Hain“ in Hammer.