Verbotene Sportwetten in der Oberliga Schleswig-Holstein

Wenn Inter Türkspor Kiel den TSB Flensburg empfängt und der TSV Bordesholm den Tabellennachbarn Oldenburger SV fordert, steht viel Geld auf dem Spiel. Am Wochenende kehrt die Oberliga Schleswig-Holstein zurück aus der Winterpause. Auf diversen Wettportalen kann dann wieder auf die Partien der fünften Liga gesetzt werden. Und das machen sogar die Akteure auf dem Platz – verbotenerweise. SHFV verbietet Fußballern Wetten auf eigene Spiele: Denn der Schleswig-Holsteinische Fußballverband (SHFV) verbietet Oberliga-Spielern das Wetten auf Partien in der eigenen Liga. „Wenn wir davon erfahren, ist das ganz klar ein Fall für die Sportgerichtsbarkeit“, sagt Tim Cassel, Geschäftsführer des SHFV. Lesen Sie auch: SH-Liga ein Zockerparadies? Abzuschrecken scheint das aber längst nicht jeden Kicker. Ein aktiver Spieler, der früher auch gewettet hat und in diesem Zusammenhang nicht genannt werden möchte, sagt: „Manche schließen noch in der Kabine vor dem Spiel am Handy eine Wette ab. Es stehen auch Spieler in der Liga in Chats über vermeintlich gute Quoten im Austausch.“ Sowohl die Rechtsordnung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) als auch die des Schleswig-Holsteinischen Fußballverbandes (SHFV) verbieten Spielern das Wetten auf Begegnungen der eigenen Mannschaft und anderer Teams der gleichen Liga. Laut Paragraf 1 der Rechts- und Verfahrensordnung des DFB wird dies im Rahmen des Sportrechts mit Sperren oder Geldstrafen geahndet. Strafrechtlich relevant sind diese Wetten nach § 265 des Strafgesetzbuches erst, wenn Akteure den Ausgang eines Spiels „zugunsten des Wettbewerbsgegners beeinflussen“. Spielmanipulation kann in besonders schweren Fällen eine Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren nach sich ziehen. "In unserer Liga wird exzessiv gewettet": Ein weiterer langjähriger Akteur aus der Oberliga-Schleswig-Holstein berichtet: „In unserer Liga wird exzessiv gewettet – auch auf eigene Spiele. In meiner Mannschaft zwar nicht, ich weiß aber von Teams, in denen Spieler dadurch ihre Siegprämie erhöhen. Mit Einsätzen bis zu mehreren hundert Euro. Denn wenn man sich in der Szene bewegt, hat man auch mal exklusive Informationen, ob Spieler verletzt sind oder schlecht drauf sind.“ Beide betonen aber auch: Wetten auf die Niederlage der eigenen Mannschaft gebe es keine. Interwetten setzt auf Gewinnlimits und Warnsysteme: Möglich sind Fußballwetten im Amateurbereich unter anderem bei Interwetten, einem der bekanntesten Anbieter in Deutschland. Doch bestehen für das Unternehmen wegen dieses Insiderwissens nicht erhöhte Verlustrisiken? Auf Anfrage teilt Interwetten mit: „Die Gewinnlimits für Wetten im Amateurbereich werden mit maximal 250 Euro sehr niedrig gehalten. Zudem gibt es selbstverständlich Warnsysteme, die in solchen Ligen mit niedrigen Schwellenwerten in puncto Einsätze und Tipphäufigkeit versehen werden.“ So werde auch eine hohe Transparenz und Absicherung gegen Betrugsfälle sichergestellt. Werden die genannten Schwellenwerte überschritten, streicht der Anbieter die betroffenen Amateurspiele aus dem Angebot. Lesen Sie auch: Experte erklärt: So wetten Profis "Heiße Quoten" beim 1. FC Phönix Lübeck: In der Oberliga Schleswig-Holstein war das zu Beginn dieser Spielzeit häufiger der Fall, berichtet einer der Oberliga-Kicker. „Es gibt immer wieder heiße Quoten. Da gehen dann alle rauf. Manchmal werden solche Spiele dann auch wieder raus genommen. Phönix Lübeck (Tabellenzweiter, d. Red.) hatte am Anfang der Saison in mehreren Spielen noch Quoten wie ein Aufsteiger. Es war ja aber schon vor dem ersten Spiel klar, dass es für die nur um den Aufstieg geht.“ Nutzen dürfen Spieler ihr Wissen für Sportwetten eigentlich nicht. Wetten auf Partien des eigenen Teams und Spiele in der gleichen Liga sind verboten. Laut Rechts- und Verfahrensordnung des SHFV ist es den Spielern zudem nicht erlaubt, ihr „Sonderwissen Dritten zur Verfügung zu stellen“. Der Verband hatte seine Satzung 2014 in Reaktion auf Manipulationsvorwürfe in der Oberliga Hamburg geändert, richtete damals eine Arbeitsgruppe "AG Sportwetten" ein. Seitdem wird auch eine Erklärung jedes Spielers über die Kenntnisnahme des Verbots zur Teilnahme an Sportwetten eingefordert. Liegt diese nicht vor, droht dem Verein ein Ordnungsgeld. Tim Cassel vom SHFV appelliert an die Sportlerehre: Tim Cassel vom SHFV sieht bei dieser Thematik aber auch die Klubs in der Verantwortung: „Wir sensibilisieren die Vereine, machen Workshops mit Vertretern, wohl wissend, dass nicht alles so weitergetragen wird, wie wir uns das wünschen“, sagt Cassel, der auch an die Sportlerehre der Fußballer appelliert: „Man muss den Spielern vor Augen führen, dass sie sich selbst, ihrer Mannschaft, dem Verein und damit dem gesamten Sport schaden.“ Mehr Fußball aus der Region lesen Sie hier.

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