Er ist Holsteins zwölfter Mann

Wenn Ole Werner auf seinen Kader angesprochen wird, dann lobt er zumeist die Qualitätssteigerung in der Breite. Ein höheres Trainingsniveau wollte der Cheftrainer von Fußball-Zweitligist Holstein Kiel haben, mehr Alternativen von der Bank. Und er hat sie bekommen. Niklas Hauptmann etwa. Der vom 1. FC Köln per Leihe an die Förde gewechselte Mittelfeldspieler war zuletzt dreimal Werners erste Wechseloption. Im Pokal und in der Liga. Hauptmann, Holsteins zwölfter Mann. „Nach der Zeit in Köln war es für mich wichtig, nun wieder reinzukommen, Spielzeit zu sammeln“, sagt Hauptmann nach einer Halbzeit im DFB-Pokal gegen Rielasingen-Arlen (7:1), 36 Minuten beim Liga-Auftakt gegen den SC Paderborn (1:0) und einer halben Stunde in Braunschweig (0:0). „Es kann natürlich noch nicht alles funktionieren. Aber ich fühle mich immer wohler, werde immer fitter und hoffe, dass ich noch mehr helfen kann.“ 2020 war für Hauptmann ein Seuchenjahr - im Wortsinne: So spricht einer, der endlich wieder Fußball spielen darf. Einer, der eine Leidenszeit hinter sich hat. Hauptmanns Jahr 2020 war bis zu seinem Wechsel nach Kiel eines zum Vergessen. Im Januar hatte ihn eine Lungenentzündung außer Gefecht gesetzt, es folgte eine Leisten-OP – und im Mai, kurz vorm Re-Start der Saison, eine Corona-Infektion. Ein Seuchenjahr, im Wortsinne. Bei der KSV will der 24-Jährige zurück in jene Spur finden, die ihn 2018 von Dynamo Dresden in seine Geburtsstadt nach Köln geführt hatte. Beim „Effzeh“ hatte es dann auch eigentlich gut begonnen. Hauptmann spielte im Zweitliga-Jahr der Kölner regelmäßig – bis zu einer Meniskusverletzung samt Knie-OP im Februar 2019. Nach seiner Rückkehr war er nicht mehr gefragt, rückte ins zweite Glied. Oben drauf kamen die gesundheitlichen Probleme. Ein Schatten, aus dem er nun endlich wieder heraustreten will. Lesen Sie auch: Zum Heimspiel gegen Düsseldorf - Holstein Kiel bietet erstmals wieder Stehplätze an Er sei, beteuert Hauptmann, schon relativ weit. „Es geht aber nichts über Spielpraxis. Nur über das Training kommt man nicht auf sein höchstes Level.“ Die bisher gesammelten Minuten dürften ihn daher nur stärker machen. Das Spielen tut ihm gut. Und er tut dem Spiel gut. Vor allem gegen Paderborn hatte Hauptmann starke Aktionen, initiierte beinahe die Führung durch Alexander Mühling. Auch in Braunschweig ließ er sein Potenzial aufblitzen. Ein wenig überschattet wurde das Spiel indes vom Kreuzbandriss Niko Kijewskis. Eine Situation, an der Hauptmann unverschuldet seinen Anteil hatte, als er in den Verteidiger hineingestoßen wurde. „Die Szene war sehr unglücklich. Wir hatten direkt nach dem Spiel Kontakt, haben miteinander geschrieben“, sagt Hauptmann. „Ich hoffe, dass er schnell wieder auf die Beine kommt.“ Ein fairer Sportsmann. Eigentlich. Denn Hauptmann hat bislang nicht nur Minuten gesammelt, sondern auch Karten. In beiden Ligaspielen sah er jeweils Gelb – wegen Meckerns. „Ich bin sonst eigentlich nicht der Typ, der viele Gelbe Karten kassiert“, erklärt er. „Trotzdem befindet man sich auf dem Platz in einer anderen Welt. Man ist emotional. Die Gelben Karten ärgern mich selbst aber am allermeisten. Ich versuche, das abzustellen. Das war nicht sonderlich schlau von mir.“ "Man sollte nicht gleich in Euphorie verfallen, wenn es gut läuft": Aus Fehlern lernen, um es besser zu machen – damit passt er gut in diese junge Kieler Mannschaft, die zum Geheimtipp für die vorderen Plätze avanciert. Hauptmann selbst tritt auf die Bremse – ein bisschen zumindest. „Wir haben eine hohe Qualität im Kader. Aber ich kenne die Zweite Liga – und die ist unberechenbar. Man sollte deshalb nicht gleich in Euphorie verfallen, wenn es gut läuft“, sagt er, schiebt aber nach: „Wir müssen unsere Leistung konstant auf den Platz bringen. Wenn uns das gelingt, glaube ich, dass wir eine gute Rolle spielen können.“ Nächster Halt: Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf (So., 13.30 Uhr). Für ihn als Kölner eine reizvolle Aufgabe. „Am Ende des Tages gehe ich in dieses Spiel aber wie in jedes andere“, sagt Hautpmann. „Die Fortuna ist Bundesliga-Absteiger, es wird schwer – aber wir werden alles dafür tun, unsere Chancen zu bekommen.“ Auch er dürfte wieder seine Chance bekommen. Als zwölfter Mann. Vielleicht auch schon bald als einer der ersten elf. Mehr zu Holstein Kiel lesen Sie hier.

Aus Köln geliehener Niklas Hauptmann - Er ist Holstein Kiels zwölfter Mann